Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0906 - Das Gericht der Kryn

Titel: 0906 - Das Gericht der Kryn
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
mitzuteilen, Berufener Plondfair, daß ein Kryn-Gericht über dich befinden wird", erklärte er mit düsterem Gesicht. „Das Gericht wird dein Verhalten untersuchen, deine Aussagen durchleuchten und danach ein Urteil fällen. Die erste Verhandlung beginnt in einer Stunde."
    Er überreichte Plondfair die Folie und verließ die Zelle wieder.
    Der Lufke hatte sich nie vorstellen können, einmal vor einem solchen Gericht zu stehen. Allein die Tatsache, angeklagt zu sein, genügte, an Ansehen zu verlieren. Noch nie hatte er von einem Fall gehört, in dem ein Angeklagter von einem Kryn-Gericht freigesprochen wurde. Anklage wurde nur erhoben, wenn die Beweislast so schwer war, daß sie für eine Verurteilung ausreichte.
    Er erinnerte sich daran, Abscheu vor jedem Angeklagten eines KrynGerichts empfunden und jeden Angeklagten als schuldig angesehen zu haben. Jetzt war er selbst angeklagt und vor der Öffentlichkeit gebrandmarkt.
    Für einige Zeit war Plondfair nicht in der Lage, klar zu denken. In den vergangenen Wochen hatte er zahlreiche Situationen überstanden, die lebensgefährlich gewesen waren. Dennoch hatte er nie solche Angst gehabt wie jetzt. Er war sich dessen sicher, daß das Kryn-Gericht ein Todesurteil fällen würde. Etwas anderes war kaum möglich, da man ihm Ketzerei vorwarf.
    Er dachte jedoch nicht nur an sich, sondern auch an Demeter. Auch sie war angeklagt, und auch für sie stand das Urteil praktisch schon fest. Er aber konnte nichts tun, sie vor diesem Ende zu bewahren, falls Laire nicht helfend eingriff.
    Plondfair erschauerte bei dem Gedanken, daß der Roboter vielleicht gar nicht mehr existierte. Waren die Kämpfe im Inneren des .Sporenschiffs wieder aufgeflammt? War der Roboter ihnen zum Opfer gefallen? Daraus würden sich unabsehbare Konsequenzen ergeben. Der Zusammenbruch der wyngerischen Zivilisation war dann unvermeidlich.
    Plondfair drehte sich um, als er ein feines Sirren hörte.
    Die Südberg-Libelle flog zwischen den Gitterstäben hin und her.
     
    *
     
    Galto „Posbi" Quohlfahrt setzte zu einem Sprung über einen Graben an, als Insekten-Sue plötzlich schrill aufschrie und sich gegen seine Seite warf. Der Olliwyner stürzte und rollte einige Meter weit über den Boden.
    Fluchend sprang er wieder hoch und setzte zu einem Fußtritt gegen den Posbi an. Dann aber zuckte er zusammen.
    Seine Blicke richteten sich auf einen glühenden Punkt, der rasch größer wurde und direkt auf ihn zukam.
    Insekten-Sue, die den Kurs des herabstürzenden Meteoriten besser errechnen konnte als er, drängte ihn noch weiter zur Seite. Sekunden später schlug das kosmische Bruchstück einige Meter von ihm entfernt in den Boden.
    Quohlfahrt sah den Sand aufspritzen, und er erkannte, daß er an der Einschlagstelle gewesen wäre, wenn der Posbi ihn nicht aufgehalten hätte.
    „Danke", sagte er und rückte die Pickelhaube zurecht, die verrutscht war. „Hin und wieder ist es doch ganz gut, wenn du bei mir bist, Sue."
    Er blickte zu Gavro Yaal hinüber, der noch immer mit den Wissenschaftlern von der TUNDRA verhandelte. Der Hydrokulturformer wollte wissen, woran die Larven der Ansken gestorben waren.
    Quohlfahrt erkletterte einen Hügel und sah sich um. Im Westen lagen ausgedehnte Wälder. Im Norden und Osten befanden sich Savannen, auf denen nur vereinzelt Bäume wuchsen. Der Robotologe beobachtete Tierherden, die auf Grasinseln weideten. Ein Schwarm großer Vögel zog mit trägem Flügelschlag vorbei. Nirgendwo aber entdeckte er Ansken.
    Gavro Yaal kam mit dem Shift zu Quohlfahrt. Dieser bemerkte ihn erst, als er direkt neben ihm landete.
    „Steigen Sie ein", sagte der Botaniker. „Wir wollen nicht noch mehr Zeit verlieren."
    Quohlfahrt und der Posbi kletterten durch die Mannschleuse in das Innere der Maschine. Yaal startete wieder.
    „Bis jetzt konnte mir niemand sagen, woran die Larven gestorben sind", erklärte er, als Quohlfahrt sich neben ihm in einen Sessel sinken ließ. Er blickte flüchtig auf das Kontrollicht, das ihm anzeigte, daß die Schotte der Mannschleuse noch offenstanden, schloß die Schleuse jedoch nicht.
    Schweigend setzten die beiden Männer den Flug fort. Die Landschaft vor ihnen wurde öder und sah wie ausgebrannt aus. Hügelketten aus schwarzbraunem Gestein erhoben sich über weite Strecken. Quohlfahrt fühlte sich an Lavagestein erinnert, zumal die Hügel vielfach wie glasiert im Licht der Sonne glänzten. Er konnte sich jedoch nicht vorstellen, daß in dieser Landschaft Vulkanausbrüche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher