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0892 - Der Höllenclub

0892 - Der Höllenclub

Titel: 0892 - Der Höllenclub
Autoren: Jason Dark
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scharfe Nachdenken, es ging jetzt einzig und allein nur um dieses Atmen.
    Und es blieb…
    Stöhnend, keuchend und zischelnd. Vielleicht war dazwischen sogar ein leises Flüstern zu hören oder auch ein Kichern, was mich wiederum an die Aussagen der beiden Frauen Donata McBain und Ann Cordy erinnerte. Jedenfalls liefen die Dinge nicht mehr richtig zusammen, denn die beiden unsichtbaren Skelette konnten es nicht sein.
    Blieb nur eine Alternative. Das Bewußtsein!
    Suko war von Durand erklärt worden, daß ein Bewußtsein alles besetzen konnte. Es brauchte keinen Körper. Es kroch in den Stein ebenso hinein wie in das Tier oder die Pflanze.
    Jetzt hatte es den Stein übernommen. Es war in die Säule hineingekrochen und atmete.
    »John, was ist?« Suko war meine unnatürliche Reaktion aufgefallen.
    »Komm mal her!« zischelte ich.
    Er kam. Seine Tritte wurden lauter. Als Schatten tauchte er auf, dann schaltete er die Lampe ein und strahlte gegen mich. »Was ist denn passiert?«
    Ich deutete auf die Säule.
    »Na und?«
    »Sie atmet!«
    Suko schaute mich an, als wollte er mir nicht glauben. Dann schüttelte er den Kopf. »Atmet?«
    »Ja!« flüsterte ich.
    »Scheiße«, murmelte er und begann erst jetzt, darüber nachzudenken. »Wenn sie atmet, John, wenn es tatsächlich stimmt, dann ist etwas geschehen, das ich nicht begreifen kann, was man mir allerdings angedeutet hat. Das Bewußtsein…«
    »Eben.«
    »Es ist unterwegs, John, und…«
    »Hör doch mal zu, verdammt!«
    Suko nickte. Er trat so dicht an die Säule heran, daß er sie beinahe mit dem Ohr berührte. Ich beobachtete sein Gesicht und erkannte, daß es sich spannte.
    »Und?«
    »Tatsächlich, ich höre es. Ein Röcheln und ein…«
    »Genau.«
    »Okay, was tun wir?«
    Ich war damit beschäftigt, das Kreuz hervorzuholen. Die Kette strich durch meine Haare, dann lag das Kreuz auf meiner Handfläche. Es hatte mir auch auf dem Friedhof gestern geholfen, es war ungemein stark, es würde mich auch hier nicht im Stich lassen, hoffte ich. Das Bewußtsein war böse, es war etwas eigenständig Grausames und Böses, und deshalb mußte es vernichtet werden.
    Blitzschnell preßte ich das Kreuz gegen den kalten Stein. Ich hatte es genau in dem Augenblick getan, als wieder ein Atemzug aufgeklungen war. Und der stoppte urplötzlich.
    Stille - nichts mehr zu hören, abgesehen von unseren Atemzügen. Und die Säule? Suko und ich tasteten sie mit unseren Blicken ab und erkannten, daß sich nichts getan hatte. Keine Veränderung, keine Risse, kein Bruch.
    »Ich will ja nichts sagen«, murmelte Suko, »aber diesmal hat dein Kreuz versagt.«
    »Stimmt.«
    »Wieso?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht ist ihm das Bewußtsein überlegen. Du darfst nicht vergessen, daß es kein Gegenstand ist. Dieses Bewußtsein können wir als Geist oder Seele betrachten, man kann es also nicht einfach fangen.«
    »Wie willst du es dann stoppen?«
    »Das ist ein Problem, aber darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken. Laß uns gehen.«
    »Und das Bewußtsein?«
    »Wird hier unten bleiben oder uns folgen.«
    »Davon gehe ich eher aus, John!« Er drehte sich um. Auch ich wollte gehen, aber beide blieben wir plötzlich stehen, denn wir hatten etwas gehört.
    Diesmal atmete niemand.
    Etwas löste sich von der Decke und klatschte auf den Boden auf. Unser erster Gedanke galt dem Schwitzwasser, weil es hier unten ziemlich feucht war.
    Mit den eingeschalteten Lampen liefen wir dorthin, wo die Tropfen kleine Flecken gebildet hatten.
    Sie waren dunkel, und ihre eigentliche Farbe kam erst zum Vorschein, als wir sie direkt anleuchteten.
    Blut!
    Aus der Decke waren Blutstropfen gefallen und »verzierten« nun den Boden.
    Ich leuchtete zugleich mit Suko in die Höhe. Die beiden Lichtstrahlen tasteten über die rissige, gewölbte und auch dunkle Decke hinweg, bis sie einen bestimmten Punkt erreichten, wo sich die dicke Flüssigkeit gesammelt hatte.
    Sie fiel von dort oben.
    Sie traf den Boden, aber wir sahen mehr.
    Denn in oder hinter der Decke schimmerte schwach ein Gesicht. Das Gesicht eines jungen Mannes, eines schönen Menschen, eines Verführers. Es stand dort wie ein Gemälde, das jemand aus dünnen Pinselstrichen gezeichnet hatte.
    Das Gesicht leuchtete von innen in einem fahlen Glanz. Der Mund lächelte auch. Doch in den düsteren Augen lasen wir ein teuflisches Versprechen.
    Und wir wußten eines: Dorian Durands Bewußtsein hatte sich wieder gefangen. Es war unterwegs, und er würde
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