Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0881 - Das Kind der Mumie

0881 - Das Kind der Mumie

Titel: 0881 - Das Kind der Mumie
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Händen fest. Suko sah die bleiche Haut und sogar die dichten Haarbüschel auf den Fingern. Sein Blick glitt höher, das scharfgeschnittene Profil fiel ihm ebenfalls auf.
    Das Alter des Mannes war schwer zu schätzen. Wahrscheinlich war er Mitte Fünfzig.
    Suko wunderte sich über diese Person. Er schaute in den Einkaufswagen, wo nur wenige Lebensmittel lagen, einige Dosen und Gerichte aus der Tiefkühltruhe.
    Die anderen Kunden fielen dem Inspektor nicht besonders auf. Sie alle waren normal, es gab da nichts zu bewundern oder zu kritisieren, nur eben der Schwarzgekleidete hatte Sukos Aufmerksamkeit errungen.
    Suko folgte dem Rhythmus der sich bewegenden Menschenschlange, schaute auch mal zurück - und schrak plötzlich zusammen.
    Er sah den Jungen!
    Neben einem Regal hatte er sich hingestellt, den Blick auf die zweite Schlange der Kunden gerichtet, und Suko sah das Schimmern in seinen Augen ganz deutlich.
    Jetzt konnte er Shao den Beweis liefern. Er wollte sie anstoßen, damit sie sich umdrehte, aber die anderen Ereignisse ließen sein Vorhaben scheitern.
    Er hörte ein dumpfes Stöhnen.
    Sofort schaute er in die Richtung und sah mit an, wie sich der dunkel gekleidete Mann über den Einkaufswagen gebeugt hatte. Mit einer Hand klammerte er sich daran fest, die andere hatte er auf seinen Magen gepreßt, als würden dort Schmerzen wühlen. Der Mann schwankte. Die anderen Kunden schauten gespannt zu, keiner half, es war plötzlich die Neugier, die sie erwischt hatte. Sie wollten sehen, wie es der Mann schaffte, sich aus seiner Klemme zu befreien.
    Er schaffte es kaum. Zuckungen schüttelten seinen Körper. Er hatte Mühe, noch auf den Beinen zu bleiben, beugte sich noch weiter vor, und den Mund hielt er weit geöffnet.
    Suko hörte ihn röcheln und stöhnen zugleich, und ihn hielt es nicht mehr in der Reihe. Er wollte dem Mann helfen. Er ging den ersten Schritt auf ihn zu, bemerkte aus dem Augenwinkel die Bewegung des Jungen mit den goldenen Augen und wollte sich zugleich auch auf ihn konzentrieren, als der Mann plötzlich aus seiner gebückten Haltung hervor in die Höhe fuhr und so aussah, als hätte er sich auf die Zehenspitzen gestellt. Unter dem Hutrand malte sich das schweißnasse Gesicht wie eine Maske ab. Die Augen waren weit geöffnet, ebenso der Mund. Suko las darin eine panische Angst, die Furcht vor dem Unabdingbaren.
    Infarkt, Magendurchbruch, Schlaganfall, all diese Begriffe huschten durch Sukos Kopf. Er wollte zusehen, daß der Mann so schnell wie möglich ärztlich versorgt wurde. Er wollte ihn auffangen, als er sah, daß er sich plötzlich nach vorn bewegte, das kam alles zusammen, aber nichts von dem erreichte Suko.
    Noch einmal hob der Schwarzgekleidete beide Hände, als suchte er Halt. Dann plötzlich ruckte sein Kopf vor, und aus dem weit geöffneten Mund jagte der Blutschwall wie die Fontäne eines Geysirs…
    ***
    Es war so überzogen, furchtbar und grauenhaft. Es war nicht zu beschreiben, einfach makaber, es war… Suko fand keine Worte mehr. Er duckte sich schnell genug zur Seite und hörte noch in seinem Umfeld die Schreie der Kunden. Der Mann, aus dessen Mund noch immer das Blut strömte, wankte auf ihn zu wie ein blutender Zombie, der sein Opfer vor dem Tod noch umarmen wollte.
    Daß Suko trotz des Zurückweichens noch einige Blutspritzer abbekommen hatte, interessierte ihn nur am Rande, und auch das jetzt nicht mehr so stark aus dem Mund quellende Blut sah er kaum, denn etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit voll und ganz im Griff.
    Im Gesicht des Mannes hatte sich etwas verändert. Zwischen und über den Augen, genau auf der Stirnmitte, riß die Haut plötzlich auseinander, so daß durch die Lücke eine bestimmte Masse hervorquellen konnte. Es war keine Gehirnmasse. Dieses grünblau schimmernde Etwas war ein Auge.
    Ein drittes Auge!
    Das nahm Suko gerade noch wahr, als der Mann plötzlich auf seinem eigenen Blut ausrutschte und zur Seite kippte, so daß Suko sich gezwungen sah, blitzschnell seinen Arm auszustrecken und ihn aufzufangen.
    Er hielt ihn fest, damit er nicht zu Boden prallte, und legte ihn langsam nieder. Suko ging einfach davon aus, daß der Mann nicht mehr lebte, aber er hatte auch nicht den Jungen mit den goldenen Augen vergessen. In seiner gebückten Haltung schaute er dorthin, wo der Junge neben dem Regal gestanden hatte.
    Die Stelle war leer.
    Natürlich! Wie hätte es auch anders sein können? Er hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Suko merkte, wie sehr er zitterte, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher