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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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beschäftigt. In Sachen Badhygiene war er nun wirklich nicht bewandert. Zumindest nicht in historischen Details.
    Auf Zamorras Gesicht war deutlich eine Art spitzbübischer Anflug zu erkennen. Er hielt das Behältnis, dem Laertes' Frage gegolten hatte, in die Höhe. Es war aus feinem Porzellan, hatte etwa die Ausmaße eines mittelgroßen Kochtopfes und besaß zwei stabile Henkel. Bemalt war es mit den herrlichsten Rosenblüten, die man sich nur vorstellen konnte.
    »Das, mein lieber Dalius, nennen wir Franzosen relativ vornehm einen pot de chambre.«
    In Laertes' Augen standen zwei Fragezeichen.
    Zamorra grinste. »In anderen Ländern bezeichnet man diesen sehr praktischen Behälter ein wenig direkter. Von Brik Simon weiß ich, das unsere deutschen Freunde das gerne einen Pisspott nennen. Und das ist er dann ja schließlich auch.«
    In dieses hochmodern eingerichtete Bad passte so ein Relikt aus früheren Zeiten im Grunde nicht hinein. Doch Dalius wusste, dass Nicole Spaß an solchen Anachronismen hatte. Der Vampir war sich nicht so sicher, wie er nun reagieren sollte. »Soll ich dann jetzt besser gehen? Ich meine…«
    Zamorra lachte kurz auf. In all seinen Bewegungen war die Sorge um Nicole zu erkennen - die Zeit lief ihm vielleicht davon.
    »Unfug. Du bleibst hier.« Er füllte den Nachttopf zu drei Vierteln mit Leitungswasser. »Das hier könnte uns vielleicht ein Wegweiser zu Nicoles Aufenthaltsort sein. Der Name Vassago sagt dir sicher nichts?«
    Dalius Laertes überlegte kurz, denn verneinte er.
    Zamorra nickte. »Man kann nicht jedes einzelne Höllengeschmeiß kennen. Vassago ist ein Dämon der besonderen Art. Seit einer Ewigkeit hofft er auf Vergebung, auf Erlösung, verstehst du? Er will sein Punktekonto in den grünen Bereich bringen. Das hat zur Folge, dass er durchaus bereit ist, der weißmagischen Seite den einen oder anderen Tipp zu geben.«
    »Und wozu dann dieser… Topf?« Laertes gab zu, dass der Professor ihn verwirrte.
    »Vassago braucht eine Wasseroberfläche, damit er erscheinen kann. Ganz gleich, wie groß die ist. Ich habe ihn schon in der Badewanne gerufen… einmal sogar in einer Regenpfütze. Er ist kein freundlicher Zeitgenosse, doch ich weiß mit ihm umzugehen. Die Formel ist einfach - schau einfach zu, während ich den Spiegel des Vassago beschwöre.«
    Die Beschwörung war tatsächlich relativ einfach, erforderte keine besonderen Vorkehrungen. Es dauerte nur einige Sekunden, bis Laertes eine Veränderung auf der Wasseroberfläche erkennen konnte. Nach und nach wurde aus einem anfänglichen Schemen eine Dämonenfratze, die wahrhaftig nicht sonderlich freundlich schien.
    Vassagos Stimme klang dumpf, irgendwie erstickt, was Dalius darauf zurückführte, dass der Wasserspiegel den Schall nicht sonderlich gut transportieren konnte.
    »Sehr witzig, Zamorra. Wirklich zum Brüllen komisch.«
    Zamorra spielte den Unschuldigen. »Ich verstehe dich nicht, Vassago? Wo liegt dein Problem, alter Freund?«
    Der Dämon war tatsächlich pikiert. »Ich bin Erniedrigung ja gewohnt, aber wenn du mich schon in meiner Ruhe störst, dann wählte doch dazu in Zukunft bitte ein… angemessenes Gefäß. Du magst mich nicht für voll nehmen, doch halte mich bitte nicht für blind. Und Freunde sind wir ganz sicher nicht. Also - was willst du von mir.«
    Zamorra lächelte kalt. »Oh, beim nächsten Mal werde ich daran denken. Mir fällt da spontan die Klosettschüssel ein - wäre praktisch, denn dann könnte ich dich anschließend ganz einfach abspülen. Also benimm dich.«
    Vassago enthielt sich jeden Kommentars, hörte ganz einfach nur zu.
    »Ich will von dir wissen, ob und wo Nicole Duval sich in den Schwefelklüften aufhält. Vor allem das wo ist wichtig.«
    Vassago zog sich zurück. Sein Antlitz verschwand nicht von der Wasseroberfläche, doch es wurde transparenter, undeutlicher. Zamorra wartete geduldig. Schließlich konnte auch ein Dämon wie Vassago keine Wunder bewirken. Wenn sich Nicole in den Schwefelklüften aufhielt, dann würde er sie auch finden. Doch ein wenig Zeit zum Suchen sollte man ihm zugestehen.
    Die Geduld der beiden Männer wurde auf eine harte Probe gestellt, denn Vassago ließ sie warten. Zamorra war gerade dabei, eine zusätzliche Beschwörung anzusetzen, die den Dämon zurück an die Oberfläche seines Spiegels zwingen würde, da stabilisierte sich Vassagos Gesicht wieder.
    Zamorra mochte sich irren, doch in Vassagos hässlicher Fratze stand etwas wie Verwunderung.
    »Ich verstehe das
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