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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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verschwunden. Schließlich hatte sie ihn ja darum gebeten, ihn regelrecht verjagt.
    Vielleicht hätte er es noch verhindern können. Wahrscheinlich war auch das nur Wunschdenken. Sie musste zur Wurzel, denn vielleicht war auch die in Gefahr. Die Doppelwurzel, die sich so verändert hatte… war die Frau deshalb hier?
    Eine Stadt - eine Wächterin. So sollte es sein.
    Doch jetzt hielten sich zwei dieser geheimnisvollen Frauen innerhalb der weißen Mauern auf.
    Und die eine war gekommen, um die andere zu entmachten.
    Um sie zu vernichten…
    ***
    Es herrschte kein Windhauch in den Straßen der weißen Stadt, die an einem Ort entstanden war, wie er schlechter nicht hätte gewählt werden können. War es tatsächlich reiner Zufall, wo die Wurzel - Ursprung einer jeden weißen Stadt - sich manifestierte, Halt und Besitz tief im Boden einer Welt ergriff?
    Es musste so sein, denn einen logischen Sinn konnte man für Armakaths Umgebung sicher nicht ausfindig machen. Feindlich, instabil, trostlos… sicher gab es unzählige Aspekte, die gegen die Schwefelklüfte sprachen. Oder war das alles nur ein Fehler gewesen?
    Nicht der geringste Windhauch, und dennoch bewegten sich die bodenlangen Haare der Wächterin, gaben immer wieder Teile ihres Körpers frei, den sie bedecken, vor Blicken schützen sollten.
    Kein Hauch…
    Die Wächterin wusste längst, wo der Ausgangspunkt dieser kaum fühlbaren Bewegung zu suchen war. Ein mentaler Suchimpuls breitete sich in Armakath aus, getrieben von einer Form der Magie, die sie nur zu gut kannte - und selbst beherrschte. Sie wusste, wer da seinen Geist über alle Gebäude und Straßen der Stadt auszubreiten versuchte.
    Die Todesahnung, die sie ereilt hatte, war nun weit hinten in ihrem Bewusstsein eingekapselt. Sie war da, doch sie beherrschte jetzt nicht mehr das Denken der Wächterin. Das war auf andere Dinge gerichtet.
    Hatte sie leichtsinnig gehandelt? Eine schlafende Wurzel, und eine, die der Vernichtung preisgegeben war, zu vereinen, aus beiden eine gesunde und aktive Verbindung zu erschaffen… war das legitimes Handeln? Oder doch ein Frevel? Unumgänglich war es in jedem Fall gewesen, ganz gleich, welche Konsequenzen es schlussendlich für sie haben mochte.
    Kurz nur hatte sie mit dem Gedanken gespielt, den Krieger in die weiße Stadt zu rufen. Nein, helfen konnte er ihr in dieser Situation sicher nicht. Er war Verteidiger, kein Aggressor, der zum entscheidenden Schlag ausholen konnte. Sie lächelte. Er wusste noch nicht um seine wahre Rolle in diesem großen Spiel. Schild und Speer - den Schild hatte er bereits in sich entdeckt und auch schon wirkungsvoll eingesetzt, als die Horden der Hölle in Armakath eingedrungen waren.
    Der Speer lag noch tief in ihm verborgen, doch er hätte ihr auch damit hier nicht helfen können. Wenn sie Armakath nicht mehr bewachen sollte… was würde aus dem Krieger werden? Die Wächterin wunderte sich, warum sie sich ausgerechnet in diesem Moment um den Mann, der sich Artimus van Zant nannte, so sorgte.
    Gab es nicht ausreichend Grund, um die eigene Person zu bangen?
    Dann war sie an ihrem Ziel angekommen.
    Der Suchimpuls war hier so intensiv, dass er der Wächterin Schmerzen zufügte. Mit einer energischen Bewegung ihrer rechten Hand stoppte sie ihn, wischte ihn fort. Noch war sie es, die in Armakath bestimmte.
    Die Frau im Schneidersitz öffnete die Augen. Ein frostiges Lächeln erschien auf ihren Lippen, das deplatziert und falsch wirkte. Man musste ihr nur in die Augen schauen, dann wurde schnell klar, wen man vor sich hatte.
    Armakaths Wächterin blieb zwei Schritte vor der Frau stehen. »Es will mir einfach nicht gelingen, dich in Armakath willkommen zu heißen.«
    Das falsche Lächeln starb auf den Zügen der anderen. »Ja, das will ich dir gerne glauben. Also weißt du bereits, was mein Erscheinen für dich bedeuten muss.« Es war keine Frage, die sie stellte - es war einfach nur die Feststellung einer Tatsache.
    Die Wächterin lenkte ihren Blick auf die Steinstele, die mit ihrer dunklen Färbung einen krassen Kontrast zum makellosen Weiß der Stadt bildete. Die Worte, die sie beinahe flüsternd sprach, waren mehr an sie selbst als an die Frau gerichtet. Sie spürte tief in sich die Gewissheit, was die steinerne Platte in sich barg.
    »Man muss mir großes Übel vorwerfen. Das habe ich nicht ahnen können.« Sie schloss die Augen. »Doch nun ist daran nichts mehr zu ändern. Sein Werden steht vor der Vollendung… ich…«
    Die tiefe Stimme der
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