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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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stürmten die Männer der Schutztruppe in den hinteren Bühnenbereich. In den Händen hielten sie wie hingezaubert moderne Halbautomatik-Waffen, die so gar nicht ihrem Outfit entsprechen wollten. Da hätten besser Colt Army-Revolver gepasst, doch wenn es um die Sicherheit ging, scherten die Männer sich anscheinend nicht um Authentizität.
    Ehe die Bodyguards jedoch Unheil anrichten konnten, hielten die Bandmitglieder sie zurück. Der Sänger stand mit ausgebreiteten Armen schützend vor Artimus. »Halt, das ist ein Freund!«
    Zamorra war erstaunt, wie routiniert und entschlossen die Musiker eingriffen. Dann sah er, was mit van Zant geschehen war. Das waren definitiv nicht die Auswirkungen, die der Schild zu zeigen pflegte.
    Hier geschah etwas, das auch Zamorra nicht einordnen konnte…
    ***
    Artimus erst recht nicht…
    Sich spontan ändernde Situationen waren ihm längst nicht mehr fremd. Das hier ging aber selbst ihm zu schnell. Er sah noch, wie die Menschen, die nahe bei ihm gestanden hatten, wie von einer unsichtbaren Hand aus seiner Reichweite gepresst wurden. Doch dann veränderte sich van Zants visuelle Wahrnehmung vollkommen.
    Er schien in einer engen Röhre zu stecken, die ihm nicht einmal den Platz ließ, seine Arme ganz auszustrecken. Artimus' Kopf ruckte herum - überall das gleiche Bild: die tiefe Schwärze des Weltalls, gespickt mit den unzähligen Sternen, den rotierenden Galaxien…
    Van Zant- versuchte einen klaren Kopf zu behalten. »Nettes Rundum-Kino, aber was soll das alles? An Spielchen habe ich kein Interesse, ich…«
    Ein Eindruck huschte über die konvexe Begrenzung vor ihm - nur einen Gedanken lang, dann war es wieder verschwunden. Doch Artimus musste nicht lange warten, bis sich der Vorgang wiederholte. Und nun war er besser vorbereitet, konnte sich Details merken.
    Ein Gesicht?
    Ja, aber eines der mürrisch dreinblickenden Sorte. Dann noch eins, drei, fünf… van Zant schaffte es nicht, sich die einzelnen Bilder einzuprägen. Menschen? Zumindest entsprachen die meisten der Antlitze dem, was er sich als humanoid geprägt vorstellte. Dann jedoch erkannte er ein Wesen, bei dem weder Nase noch Mund erkennbar waren, gefolgt von einem diffusen Flimmern, in dessen Zentrum er zwei winzige Augen ausmachte.
    Männer, Frauen - wilde Mienen, darunter aber auch sanfte Blicke und Lächeln.
    Was wurde ihm hier vorgeführt? Ein Katalog denkbarer oder real existierender Lebewesen? Wo lag hier der Sinn?
    Die Antwort kam rasch, und sie verschob van Zants Weltbild um einige Rasten in eine neue Richtung. Seit er zum Zamorra-Team gehörte, war das schon mehr als einmal geschehen, doch noch nie so direkt und intim auf ihn persönlich gemünzt.
    Die Wechselbilder blieben aus, wichen einem Gesicht, dessen rabenschwarze Augen Artimus direkt ansahen. Ein Mann, sicher nicht älter als er selbst, dessen Züge sicher als klassisch bezeichnet werden konnten. Ein kantig gestutzter Vollbart stand im Gegensatz zu dem kahl geschorenen Schädel. Etwas anderes fesselte Artimus' Blick. Auf der Stirn trug der Mann eine Tätowierung. Van Zant erkannte sofort, worum es sich da handelte.
    Eine Wurzel!
    Der Mann bewegte seine Lippen nicht, doch Artimus vernahm seine Worte klar und deutlich. »Krieger der weißen Stadt Armakath. Bruder, wir grüßen dich.« Van Zant hielt den Atem an und lauschte. »Wie wir alle bist auch du eng mit deiner Stadt verbunden - und mit ihrer Wächterin. Stelle nun keine Fragen, denn der Kontakt kann nicht lange aufrechterhalten werden. Armakath schwebt in Gefahr, einer Gefahr, die du so nie erwartet hättest. Die Herren sind aufmerksam geworden. Fehler wurden begangen, die sie nicht hinnehmen. Niemals. Es ist gefährlich für uns, dich so zu rufen, doch wir riskieren es. Eile dich, Bruder! Sonst wirst du deine Wächterin nicht retten können. Es ist schon beinahe zu spät dazu.«
    Artimus öffnete den Mund, doch das Wesen ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Antworten kann ich dir jetzt noch keine geben. Nur eine Warnung: Fürchte den Praetor! Er ist gekommen, um zu vernichten und zu erneuern.« Der Hauch eines Lächelns schlich sich auf die Lippen des Mannes. »Eile dich! Wir sehen uns wieder. Hüte Schild und Speer , Bruder.«
    Die Projektion verblasste rasch. Um den Südstaatler herum schien sich alles zu drehen… die Sterne wischten an ihm vorbei, Galaxien wirbelten umher. Dann war es vorüber. Van Zant fand sich im Backstage-Bereich der Bühne wieder. Seine Beine schienen aus Gummi zu bestehen,
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