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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer
Autoren: Jason Dark
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noch immer auf Antwort, Erich.«
    »Soll ich ehrlich sein?«
    »Das waren Sie doch immer.«
    »Ist gut, Kommissar. Früher, da waren Sie noch agil. Da hat Ihnen niemand etwas vormachen können. Heute aber sieht das anders aus. Da sind Sie, ja, da sind Sie…«, er hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht, wie Sie sind.«
    »Reden Sie ruhig.«
    »Nun ja, Sie sind ein Mann, der viel von seiner Energie verloren hat. Sie ist einfach verpufft. Sie strahlte in die Luft, sie wurde von ihr aufgesaugt, sie ist… nun ja, sie ist weg.«
    Harry hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen?«
    »Habe ich recht?«
    »Vielleicht sehen Sie das nur so, Erich.«
    »Glaube ich nicht. Ich kenne Sie lange genug. Man hat Sie beschissen, Kommissar«
    »Immerhin habe ich jetzt die Lizenz bekommen, um den Beruf des Privatdetektivs ausüben zu können.«
    Der Wirt winkte ab. »Was ist das denn?«
    »Sagen Sie das nicht so abfällig.« Harry trank einen Schluck Bier und wischte sich den Schaum von den Lippen.
    »Ich sage es so, wie ich es meine, Kommissar. Ist das denn ein Leben für Sie? Irgendwelchen Typen nachlaufen, um herauszufinden, ob sie treu oder untreu sind? Das glaube ich nicht, das können Sie mir nicht erzählen.« Er winkte einige Male ab. »Wenn Sie trotzdem behaupten, daß Sie sich wohl fühlen, fange ich damit an, an meiner Menschenkenntnis zu zweifeln. Das meine ich.«
    Harry trank noch einen Schluck. Mit der freien Hand fuhr er durch sein dichtes Haar. Dabei stellte er fest, daß er mal wieder zum Friseur mußte. Er hatte nicht die richtige Lust. Er hatte überhaupt keine Lust mehr. Alles war so beschissen geworden. Im Prinzip stimmte er Erich zu. Es sah nicht gut aus, und es machte auch keinen positiven Eindruck, wenn er schon am Vormittag in der Kneipe hing und Bier trank. Und warum hockte er hier am Tresen?
    Die Antwort war leicht. Es gab nicht mal einen Fall, an dem er sich hätte hochziehen können. Er brauchte keinem untreuen Ehemann oder keiner untreuen Ehefrau hinterherzulaufen. Momentan war er arbeitslos, und seine Rücklagen reichten nur für zwei, höchstens drei Monate. Seine Miete sollte erhöht werden, um mindestens ein Drittel, denn Leipzig boomte. In keiner Stadt Europas wurde soviel gebaut wie hier. Auch der Wirt hatte mitgemacht und seiner Kneipe eine neue Einrichtung spendiert. Die Kneipe lag im Zentrum. Am Abend war sie stets gut besucht, denn die in den nahen Hotels wohnenden Gäste wollten hin und wieder einen Schluck zur Brust nehmen.
    Um Harrys Lippen hatte sich ein verlorenes Lächeln gelegt. »Im Prinzip haben Sie schon recht. Es ist mir mal besser gegangen.«
    »Das wußte ich doch.«
    Stahl drehte sein Bierglas. »Das Leben besteht nun nicht mal aus einer geraden Strecke. Es geht den Hügel hoch, es geht ihn wieder hinab. Irgendwo findet man immer einen Ausgleich.«
    Erich lächelte. »Toll, daß Sie Ihren Optimismus noch nicht verloren haben, Kommissar.«
    Auch Stahl lächelte. »Der kostet bekanntlich nichts.«
    »Da haben Sie recht.«
    Die drei Männer am Tisch wollten Schnaps trinken. Sie bestellten drei doppelte Klare. Erich hatte zu tun, und Harry Stahl schaute in sein halbvolles Bierglas und anschließend auf den viereckigen Deckel, wo sich schon zwei Striche abzeichneten.
    Er hatte die Stirn in Falten gelegt. Frühere Zeiten fielen ihm ein, die Monate nach der Wende, als er einen Mann namens John Sinclair kennengelernt hatte. Er war so etwas wie ein Geisterjäger, angestellt bei Scotland Yard, und beide Männer waren zu Freunden geworden. Aber John hatte ihm auch nicht gegen die verbohrte deutsche Justiz helfen können. Da hatte man nicht akzeptiert, was tatsächlich geschehen war und den Kommissar wegen eines nicht geklärten und von ihm verschuldeten Todesfall suspendiert. Sinclair wußte, wie er sich durchs Leben schlug. Er hatte ihm auch seine Unterstüzung angeboten, die aber hatte Harry abgelehnt. Er wollte allein zurechtkommen und beklagte sich auch nicht, denn es gab viele Menschen, denen es schlechter ging. Auch in einem Land wie dem reichen Germany, wo die Armut fast täglich zunahm, was auch immer in den Zeitungen zu lesen war.
    »So nachdenklich?« fragte Erich, der wieder zurückgekehrt war und hinter der Theke Gläser spülte.
    »Es geht.«
    »Darf ich Sie mal was fragen, Kommissar?«
    Harry schaute hoch. »Bitte.«
    Erich trocknete seine Hände ab und kam näher. »Es ist doch so, und ich bin auch nicht taub. Ich hörte, daß Sie damals einen besonderen Job gehabt
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