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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer
Autoren: Jason Dark
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schwebte sie über dem glatten Boden? Jochem ging von der letzten Vermutung aus, wenn er daran dachte, was man sich für Geschichten erzählte, in denen Geister vorkamen.
    Die Fratze hinter der unheimlichen Totenbraut zuckte. Nur das große Maul bewegte sich dabei, alles andere blieb innerhalb des Gesichts starr wie getrocknete Erde. Die Arme hatte die Person zu beiden Seiten des Körpers nach unten hängen, und Franz Jochem hörte ein zischendes Geräusch. Sekunden später fiel ihm ein, daß er es gewesen war, der dieses Geräusch abgegeben hatte. Er konnte nicht mehr normal atmen, er hatte Luft durch die Zahnlücken geholt.
    Und dann ging er zurück.
    Zitternd und schleichend der erste Schritt. Wieder heftig atmend.
    Er hatte sogar vor, ihr eine Frage zu stellen, das aber brachte er nicht fertig.
    Plötzlich drehte er sich um. Franz Jochem spürte in seinem Rücken die Kälte wie einen plötzlichen Schlag. Vor seinen Augen tanzte die enge Welt. Da bewegten sich die Wände, als wollten sie auf ihn zukommen und ihn erdrücken. Im Magen lag ein nie gekannter Druck.
    Steine und Knetgummi schienen miteinander vermengt worden zu sein. Obwohl ihm diese Erscheinung nichts getan hatte, konnte er nicht länger bleiben und sie einfach nur anstarren. Das war zuviel für ihn. Da drehte sich die Welt, sie war auf den Kopf gestellt worden.
    Er wollte, er mußte weg. Dieser Ort des Todes war zu einer Stelle des Schreckens geworden. In dieser Zelle waren zu viele Menschen auf schreckliche Art und Weise ums Leben gekommen. Hier wollte und konnte er keine Sekunde länger bleiben.
    Er rannte. Seine alten Beine bewegten sich, trotzdem hatte Franz Jochem das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Daß er dieses Haus dennoch verlassen konnte, darüber wunderte er sich selbst. Er schwankte hinaus ins Freie, wo die Luft kalt war und vor seinen Lippen kondensierte. Das Wetter spielte verrückt. Der Kälteeinbruch Anfang April hatte nicht nur Regen, sondern auch Schnee gebracht, und nicht weit von ihm entfernt sah er ihn auf den Hängen kleben.
    Wie ein Betrunkener taumelte er über den schmalen Weg. Franz Jochem fuhr noch immer seinen alten Trabant mit den abgefahrenen Reifen. Er hatte ihn abseits der normalen Straße geparkt, obwohl sie auch sehr einsam lag, denn in diese Gegend verirrte sich kaum jemand.
    Er erreichte seinen grauen Trabbi mit weichen Knien und dem Gefühl im Bauch, etwas Schreckliches in Bewegung gebracht zu haben.
    Franz Jochem stützte sich an der Karosserie ab. In seinem Gesicht zuckte es. Er wußte selbst nicht, weshalb ihm die Tränen über die schlaffe Gesichtshaut liefen, es war einfach so.
    Abgeschlossen hatte er die Tür nicht. Er riß den Wagenschlag auf und kroch hinter das Steuer. Dabei kam er sich vor wie ein Roboter, der alles verlernt hatte, auch das Autofahren.
    Jochem schlug die Hände vor sein Gesicht. Er wollte an nichts mehr erinnert werden und nichts mehr sehen.
    Dennoch sah er etwas.
    Immer wieder erschien die Gestalt der Rita Reinold.
    Die lächelte ihn mit ihrem starren Gesicht an.
    Es war das Lächeln des Todes…
    ***
    »Noch ein Bier, Kommissar?«
    Harry Stahl lächelte versonnen, als er die Stimme des Wirtes hörte.
    »Du weißt doch, Erich, daß ich kein Kommissar mehr bin.«
    »Für mich bleiben Sie das.«
    »Ach ja?« Harry lachte. »Das ist nett, aber sagen Sie das mal den Leuten die mich degradiert oder suspendiert haben.«
    »Das sind Arschlöcher!« Der Wirt stellte Harry ein frisch gezapftes Pils auf die Theke. »Geht auf meine Rechnung, Kommissar. Ich kann nicht mit ansehen, wenn ein Mann wie Sie vor die Hunde geht.«
    Harry schaute über den Schaumrand hinweg. »Gehe ich wirklich vor die Hunde?«
    Erich räusperte sich und wand sich. Er war ein Mann jenseits der Fünfzig und hatte in seinem Leben schon einiges durchgemacht. Er hatte zu damaligen Zeiten wegen seiner großen Klappe des öfteren Schwierigkeiten gekriegt, aber er hatte sich nie den Mund verbieten lassen, und nach der sogenannten Wende erst recht nicht. Sein Haar trug er streichholzkurz. Es paßte zu seinem etwas eckigem Gesicht mit dem schmalen Mund. »Ja, Kommissar, das ist doch kein Job für Sie, will ich mal so sagen.«
    »Wieso?«
    An diesem Morgen war in der Kneipe nicht viel los. Außer Harry Stahl bevölkerten nur noch drei weitere Gäste den Raum. Sie saßen an einem Tisch zusammen und tranken Kaffee. Zwei von ihnen sahen aus wie Vertreter, die von verschiedenen Seiten auf den dritten einredeten.
    »Ich warte
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