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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer
Autoren: Jason Dark
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Licht, dessen Farbe zwischen Blau und Grün schwankte, und als Türkis bezeichnet werden konnte.
    Unheimlich… irritierend …
    Jochem schluckte. Seine Nackenhaare wollten sich aufrecht stellen, auf seinem Gesicht lag der kalte Schweiß, und er kam sich so verdammt klein vor, wie er in der offenen Tür stand und in die kahle, fensterlose Todeszelle starrte.
    Das also war es.
    Das Totenlicht.
    Vielleicht hatten sich die Geister der hier ermordeten Menschen gezeigt, denn sie konnte man ja nicht töten. Sie blieben, sie vergingen nicht, sie waren einmalig.
    Geister und Lichter.
    Das paßte zusammen. Er glaubte plötzlich daran, obwohl er sich früher nie etwas daraus gemacht hatte.
    Heute aber…
    Seine Gedanken rissen ab. Es blieb nicht bei dem Licht, denn genau gegenüber, an der Schmalseite der Zelle, bekam das Licht eine dunklere Färbung, einen Umriß, als sollte sich dort eine Gestalt abzeichnen. Dafür aber war der Umriß zu klein und zu rund, aber größer als der eines normalen Kopfes. Der Umriß endete dort, wo die Decke begann, und er zog sich über die Fläche eines Drittels der Wand hinweg.
    Das war das Zentrum. Jochem spürte es genau, denn von diesem Umriß ging etwas aus, was er nicht begreifen konnte, aber annehmen mußte. Es war wie ein grausames Geschenk, daß ihm jemand hinterließ. Etwas aus dem Unfaßbaren hervorgeholt, und es bannte ihn auf der Stelle.
    Der Fleck dunkelte ein. Gleichzeitig zog er sich zusammen, er nahm stärkere Konturen an, auch in seinem Inneren. Der einsame Zuschauer erkannte nun, was sich darin abmalte.
    Ein Gesicht!
    Nein, kein Gesicht, es war eine Fratze. Das widerliche Zerrbild eines Kopfes. Eiskalt und bösartig, mit einem Mund, der keiner war, sondern ein Maul. Weit geöffnet, die Lippen einerseits nach oben gezogen, auf der anderen Seite nach unten gedrückt. Dazwischen – in der Lücke – gefährliche und grausame Reißer, die das Wort Zähne schon nicht mehr verdienten, denn sie hätten ebensogut einem Raubtier gehören können. Die Augen sah Jochem nicht. Wo sie hätten sein müssen, befanden sich dunkle Stellen, umgeben von zahlreichen Falten, die auch gegen die Stirn liefen und sich zu Brauen zusammenballten.
    Jochem atmete nicht, er keuchte. Er zitterte und stand trotzdem starr. Er begriff nichts, und doch rasten durch seinen Kopf die Gedanken wie Blitze. Irrsinnige Strahlen, abgebrochen, nicht mehr fähig, sich zu einem Gedankenmuster zu vereinen. Was er hier sah und durchlitt, war ungeheuerlich, das konnte mit dem menschlichen Verstand nicht mehr nachvollzogen werden.
    Er kam zu keiner Erklärung. War das Gesicht echt, war es ein Trugbild? Hatte sich dort all das Böse vereinigt, was diese verfluchte Zelle je gesehen hatte? Kam es nur hervor, wobei es sich jahrelang gesammelt hatte? Diese Zelle war oft als Ort des Teufels bezeichnet worden, wo die Unmenschlichkeit regierte.
    All die Toten, all das unschuldig vergossene Blut, es kehrte nun zurück. Es hatte sich in diesem verdammten Gesicht gesammelt. Es war das verfluchte Abbild all dessen, was in diesen schrecklichen Zeiten geschehen war.
    Jochem wußte nicht, ob sich die Fratze mit der Wand vermählt hatte oder ein Stück vorstand. Sie wirkte wie ein Hologramm, aber das war sie nicht. So etwas war verdammt echt, hier hatte sich das Böse gesammelt und sich zu einem Zerrbild geformt.
    Es war für Jochem schlimm genug, dies alles mit ansehen zu müssen. Aber es kam noch schlimmer oder unheimlicher, denn er sah, wie das offene Maul der Fratze zuckte, sich dann noch weiter öffnete, als wollte es an seinen Enden zerreißen.
    In seinem Inneren tat sich etwas. Eine Bewegung, die weder von einer Zunge ausgeführt wurde, noch vom Fleisch des Gaumens. In diesem Maul lauerte ein Fremdkörper, der unbedingt in die Freiheit hinauswollte.
    Die Fratze brach etwas aus!
    Jochem war fassungslos. Was da über die Lippen drang, sah aus wie Schleim, war aber kein Schleim, sondern etwas anderes, mit dem er nicht zurechtkam. Er suchte verzweifelt nach einem Vergleich und fand ihn auch, denn das Hervorquellende Etwas sah aus wie Nebel, und es war sehr kalter Nebel, das spürte er sehr deutlich.
    Da er noch nie etwas von Ektoplasma gehört hatte, wußte er gar nichts. Er konnte nur zuschauen und mit seinen Blicken verfolgen, wie dieses Ektoplasma lautlos zu Boden wallte, sich dort ausbreitete wie ein kleiner See.
    Er bedeckte einen Teil des Bodens, er zitterte, er tanzte, und er drückte sich an den Seiten in die Höhe, um in der
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