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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer
Autoren: Jason Dark
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er nicht.
    Irgendwann erwachte er wie aus einer Betäubung, und auch deshalb, weil ein kurzes Brennen über die Haut zwischen zwei Fingern glitt, denn dort hatte ihn die Glut der Asche erreicht.
    Er zuckte zusammen und schleuderte den Rest weg. Wie aus einem Traum war er erwacht, doch Mitleid verspürte er nicht, als er die Tote wieder anblickte.
    »Mist auch, verdammter Mist!« Immer noch leicht fluchend stand er auf und streckte seine Glieder, die vom langen Knien steif geworden waren.
    Kraft wischte über sein Gesicht. Gerade sie hatte er nicht töten wollen. Er hätte sich gern einen Spaß mit ihr gemacht, aber das war nun vorbei.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb er in der kalten Zelle stehen. Ja, sie war kalt, aber es war eine Kälte, die Kraft eigentlich nicht kannte. Neu für ihn, so schleichend wie Nebel, aber unsichtbar. Eine Kälte, die zwar aus den Wänden strömte und trotzdem dort nicht ihren Ursprung hatte.
    Lag es an der Anwesenheit der Toten, daß er sie so unnatürlich spürte oder woran?
    Er konnte es beim besten Willen nicht sagen. Kraft hörte sich selbst atmen und spürte diese Kälte wie schleimiges Eis in seinem Mund.
    Er schüttelte sich, kam endlich dazu, einen normalen Gedanken zu fassen und dachte daran, daß er jemand beauftragen mußte, der die Tote hier aus der Zelle holte.
    Er wollte und würde es nicht tun. Der Mann fühlte sich überhaupt nicht wohl, denn so etwas wie an diesem Tag war ihm noch nie zuvor passiert. Er hätte es einem anderen gegenüber niemals zugegeben, sich selbst aber gestand er ein, daß ihm diese leblose Frau Angst einflößte. Sie konnte sich nicht rühren, sich nicht bewegen, nicht hinsetzen und aufstehen, denn sie war tot, und trotzdem war das Gefühl der Angst da und blieb auch bestehen. Ein harter und menschenverachtender Typ wie dieser Mann kam darüber nur schwer hinweg, und er schüttelte sich, als ihn diese Gedanken überkamen. Es mochte an den Worten gelegen haben, die ihm Rita Reinold mit auf den Weg gegeben hatte.
    Da war von der Hölle die Rede gewesen, von der Hölle auf Erden, die er erleben sollte.
    Hätte er noch vor einer halben Stunde über die Worte gelacht, so dachte er nun anders darüber.
    Es gab diese Hölle. Sie war, verdammt noch mal, vorhanden, und sie steckte in ihm, nur hatte er dafür einen anderen Begriff gefunden, die Furcht nämlich.
    »Scheiße, ich muß hier raus«, flüsterte er sich selbst zu. Ein Mann, der sich geduckt hatte und kleiner geworden war, als hätte er einen Druck von oben bekommen. Kraft drehte sich von der Leiche weg, um die Tür zu erreichen. Er befand sich noch in der Bewegung, als er aus dem linken Augenwinkel die Bewegung an der gegenüberliegenden Wand wahrnahm.
    Die Drehbewegung brach in der Mitte ab. Er überlegte, er schaute noch nicht hin, aber die Bewegung blieb. Sollte die Seele den Leib der Toten verlassen haben?
    Krafts Großmutter hatte solche und ähnliche Dinge den damals kleinen Kindern erzählt. Er hatte nie daran geglaubt und es sich auch nicht vorstellen können, weil eine Seele ja unsichtbar ist. Aber die Bewegung war vorhanden.
    Egon Kraft holte Luft. Er wollte sich so selbst Mut machen.
    Den dunklen Fleck auf der Fliesenwand hatte er zuvor noch nie gesehen. Jetzt aber war er da. Ein Schatten, sogar ziemlich kompakt, auch groß, denn er nahm das obere Drittel der Wand ein und hob sich deutlich von den bläulichen Fliesen ab.
    Schatten – oder…?
    Der Atem blieb Kraft in der Kehle stecken, als er sah, was es tatsächlich war.
    Ein Gesicht!
    Eine bösartige Fratze. Dunkel, fast wie ein Puzzle wirkend, denn dieses Etwas setzte sich aus mehreren Teilen zusammen. Aus kleinen rechteckigen, die wie von der Sonne getrocknete, riesige Erde wirkten, wenn sie nach Wasser lechzte.
    Er glaubte zu schreien, aber er schrie nicht.
    Er glaubte stehenzubleiben, tatsächlich aber rannte er weg. Er stürmte durch den Gang, stolperte auf der Treppe und schlug der Länge nach hin, wobei er sich noch den rechten Ellbogen verletzte, aber das war ihm egal. Wie ein Irrer stürmte er durch die Gänge und atmete erst auf, als er in seiner kleinen Wachbude saß.
    Hier kam er zur Ruhe. Aber auch nur, weil er sich eine Flasche Korn aus der Schublade des Schreibtisches geholt hatte und den scharfen Schnaps direkt aus der Flasche trank.
    »Scheiße!« keuchte er. »Das ist eine verfluchte Scheiße…«
    Er schüttelte den Kopf und stöhnte.
    Eines stand fest. Von diesem Vorfall würde er keinem Menschen etwas
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