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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer
Autoren: Jason Dark
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Schrecken der Hölle schon auf dieser Welt sehr genau kennenlernen.«
    Eigentlich hatte Egon Kraft vorgehabt, lauthals zu lachen, wie er es immer tat, wenn Gefangene versuchten, sich zu verteidigen. In diesem Fall lachte er nicht, denn derartige Worte hatte er noch nie vernommen. Sie waren ihm einfach fremd, nicht nur das. Seltsamerweise sorgten sie bei ihm für ein Gefühl der Beklemmung, als wäre nicht er der Boß, sondern diese Frau.
    Trotzdem war er der Boß. Das wollte er ihr zeigen, und er riß sich zusammen. »Wieso die Hölle?« Sein Lachen klang scharf, dennoch etwas unsicher. »Die Hölle werde nicht ich erleben, sondern du. Denn nach deinem Tod wirst du in der Hölle landen. Ich habe genau gelesen, für was man dich hält. Für eine Hexe. Und Hexen landen beim Teufel, das ist seit altersher bekannt, und das solltest du wissen.«
    »Ich bin anders.«
    Kraft grinste schief, als er sie wieder lüstern anschaute. »So siehst du mir aber nicht aus, Süße.«
    »Doch – glaube es mir.«
    »Weg mit dem Fetzen!« Der Mann war es leid. Er hatte lange genug geredet und Zeit vertan. Er wollte diesen Körper endlich fühlen und genießen. Niemand sollte ihn davon abhalten. Die Erschießung war nur ein Bluff gewesen. Er steckte die Waffe wieder weg, rieb seine Hände und ging auf Rita zu.
    Sie erwartete ihn.
    Nichts tat sie. Ihr Blick war auf sein gerötetes Gesicht gerichtet.
    Trotz der Kälte lag Schweiß auf seiner Haut. Der Blick seiner Augen zeigte eine gewisse Wildheit, wie sie nur Männer zu eigen ist. Als er nahe genug heran war, streckte er die Arme aus und legte die Hände auf die Schultern der Gefangenen. Das Kleid wurde von zwei schmalen Trägern gehalten. Er brauchte sie nur zu den Seiten zu schieben, dann fiel der Stoff nach unten, und sie stand nackt vor ihm.
    Es blieb beim Vorsatz, denn plötzlich spuckte sie dem Mann ins Gesicht.
    Egon Kraft bekam diesen Speichelstrahl voll mit, der sich auf dem Gesicht verteilte, auch in seine Augen drang das Zeug.
    Sekundenlang war er unfähig, sich zu bewegen. Durch seinen Kopf rasten die Gedanken wie kurze Blitze. Es war ihm schon einiges widerfahren, so etwas jedoch noch nicht.
    Die Wut stieg in ihm hoch. Dieses heiße Gefühl vertrieb die Gedanken, und seine Hände rutschten von den Schultern ab. Der Speichel klebte noch immer in Krafts Gesicht, als er mit der rechten Hand ausholte, eine Finte, denn er schlug mit der linken zu.
    Sie hatte er zur Faust geballt, und die Gefangene konnte dem Schlag nicht ausweichen. Die Faust wuchtete gegen den Kopf. Wie eine Puppe flog sie zur Seite. Dabei drehte sie sich noch, übersah den Rand der Rinne, knickte mit dem Fuß ab und prallte noch einmal gegen die Wand, wobei ihr Kopf einen zweiten Schlag abbekam.
    Dann sank sie zu Boden. Wie ein gestürzter Engel fiel sie auf die kalten Fliesen der Rinne, blieb verkrümmt liegen, ohne sich zu rühren. Kraft stand in der Nähe, die Unterlippe vorgeschoben. Er rieb dabei seine Handknöchel.
    »So«, sagte er. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben gehabt. Glaube nur nicht, daß es für dich vorbei ist, glaube es nur nicht. Du wirst dich noch wundern.«
    Er war innerlich aufgewühlt, mußte erst zur Ruhe kommen, bevor er sich weiter um diese Frau kümmern konnte. Aus einer Blechdose holte er einen Zigarillo hervor und zündete ihn an. Nach ein paar Zügen fühlte er sich besser.
    Dann ging er auf die Rinne zu und bückte sich. Er wollte sie nicht dort liegenlassen, zerrte den schlaffen Körper hervor und legte ihn vor sich auf den Rücken.
    Die rechte Seite des Kopfes war gerötet. Da zeichnete sich der Treffer überdeutlich ab. Ansonsten war die Gestalt bleich und auch reglos, wie eine Tote.
    Der letzte Vergleich gefiel ihm überhaupt nicht. Er sank in die Knie und wischte dabei den Rest ihres Speichels aus seinem Gesicht.
    Dann faßte er sie an der Schulter, rüttelte sie, aber die Frau reagierte überhaupt nicht.
    »He, tu nicht so!«
    Sie blieb stumm.
    Er fluchte und versuchte es erneut.
    Wieder bekam er keine Reaktion.
    Starr blieb er hocken, um ihr in die Augen zu schauen.
    Was war das? Er sah keinen Ausdruck mehr darin. Sie waren starr wie Glaskugeln, die jemand hineingeschoben hatte. Keinen Ausdruck, diese Leere.
    Egon Kraft hatte schon einige Tote gesehen. Dennoch schlug sein Herz schneller als gewöhnlich, als er in dieses Gesicht schaute. Es gab keinen Zweifel, Rita Reinold war tot.
    Er hatte sie erschlagen!
    ***
    Wie lange Egon Kraft vor der Leiche gesessen hatte, wußte
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