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0846 - Im Namen des Leibhaftigen

0846 - Im Namen des Leibhaftigen

Titel: 0846 - Im Namen des Leibhaftigen
Autoren: Jason Dark
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gewesen.
    Ich war der gleichen Meinung.
    Trotzdem hatte ich mich aufs Bett gelegt und nicht mal die Kleidung abgelegt, sondern nur die Schuhe ausgezogen. Welcher Teufel mich geritten hatte, das zu tun, wußte ich selbst nicht genau. Es konnte daran liegen, daß ich mit unliebsamen Überraschungen rechnete, und davor wollte ich irgendwie gewappnet sein.
    Ich lag auf dem Bett und suchte den Schlaf, den ich nicht finden konnte.
    Natürlich waren mir die Gründe bekannt. Zum einen lag es an Gestalten wie Shango, zum anderen aber auch an der sichtbaren Umgebung, denn mich störte bereits das Summen der Klimaanlage. Sie war einfach zu laut.
    Zudem kam dieses Hotel ebensowenig zur Ruhe wie die Stadt selbst die Wände erschienen mir zu dünn, ich hörte aus den verschiedenen Richtungen zahlreiche Geräusche, die allesamt über meinem Kopf zusammenbrandeten, als wären sie eine Glocke.
    Und ich dachte an Shango!
    Ich wußte nur, daß er in der Stadt war, gesehen hatte ich ihn nicht, dafür gefühlt. Er geisterte durch New York, er war der Rächer, er war auf Tour, wahrscheinlich suchte er mich, und wenn er es wollte, würde er auch Kontakt finden.
    Auf der Brust lag das Kreuz. Ich spürte seinen Druck. Vielleicht auch nur deshalb, weil ich mich auf diese Stelle konzentriert hatte.
    Vibrierte es? Gab es Wärme ab? Versuchte jemand, dieses Kreuz als einen Katalysator einzusetzen, um an mich heranzukommen? Mein Feind kämpfte im Namen des Leibhaftigen. Er diente dem Teufel, einem Dämon, aber nicht dem Teufel.
    Voodoo!
    Für mich war es noch der Oberbegriff. Ich wußte sehr wohl, daß es noch zahlreiche Orte auf dieser Welt gab, wo Menschen den Zauber praktizierten.
    Cabal war ein Farbiger. Er stammte aus der Karibik. Dort gab es genug Zauberer und geheimnisvolle Menschen, die dem Voodoo-Kult frönten. Wenn sie aus ihrer Welt in die Zivilisation hineinstießen, prallten zwei Gegensätze aufeinander, und es mußte nicht stimmen, daß die moderne Technik gewann. Oft genug hatte ich erlebt, wie mächtig und stark die alte Kraft war.
    Shango lauerte.
    Ich stellte mir vor, wie er durch New York streifte. Möglicherweise sogar verunsichert, weil er mich eben mit der gleichen Intensität gespürt haben mußte, wie ich ihn gespürt hatte. Es konnte sein, daß sich unsere Kräfte gegenseitig aufgehoben hatten.
    Ich hatte das Licht im Zimmer nicht eingeschaltet. Trotzdem war es nicht völlig dunkel. Das Viereck des Fensters ließ einen schwachen Schein hindurch. Kein Mondlicht, sondern Widerschein der Leuchtreklame, die auch in der Nacht nicht ausgeschaltet wurde. Denn New York - auch Big Apple genannt - lebte vom Push, vom Kaufen, von der Werbung, der Hektik.
    Der Gedanke an Shango verschwamm. Es kam mir vor, als würde er durch ein fließendes Gewässer aufgelöst und gleichzeitig weggetragen. Irgendwohin, wo ich ihn nicht erreichen konnte, und die Müdigkeit fiel mich an wie dicker Leim.
    Ich sank zusammen. Ich rollte mich zusammen. Arme und Beine verkürzten sich, gleichzeitig schrumpfte auch mein Körper, bis ich nur mehr so groß wie eine Faust war.
    Ich tauchte weg.
    Es war kein Schlaf, den ich mir gewünscht hätte. Zwar war die Tiefe vorhanden, aber dennoch anders als sonst.
    Ich trieb dahin in einem dunklen Fluß, die Strömung spielte mit mir. Sie überschüttete mich mit brackigem Wasser, und ich war nicht mehr in der Lage, Luft zu holen. Etwas preßte meine Brust zusammen. Das Böse näherte sich mir wie ein dunkler Alp, der sich auf meine Brust hockte, als wollte er mich regelrecht erdrücken.
    Ich schlief, hörte mich selbst Luft holen, ohne daß ich allerdings erwachte.
    Bis mich die Strömung noch weiter in die Tiefe zerrte. Ich bekam keine Luft mehr, die Schatten umtanzten mich, ich riß weit den Mund auf und vermeinte, das brackige Wasser zu schmecken, das allerdings nicht feucht, sondern staubig war.
    Dann erwachte ich.
    Der Schrei löste sich aus meinem Mund. Ich setzte mich aufrecht, ohne es direkt zu merken. Kälte und Wärme zugleich fluteten als zwei gegensätzliche Ströme durch meinen Körper. Sie trafen sich irgendwo in der Herzgegend und sorgten für ein steigendes Gefühl der Angst.
    Ich war wach.
    Wirklich wach?
    Nein, es war anders. Ich fühlte mich in einem Traum gefangen. Noch immer litt ich unter den Nachwirkungen dieses Alptraums, und ich wußte auch, daß ich mich aus diesem Gefängnis so leicht nicht würde erholen können. Es war zu schlimm.
    Schweißnaß hockte ich im Bett, das Gesicht in den
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