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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute
Autoren: Jason Dark
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ist, weiß ich nicht.« Sie hob die Schultern.
    »Jedenfalls hat mich dieses Telefongespräch in meinen Absichten bestärkt.«
    »Das heißt, du willst sie besuchen.«
    »Ja.«
    »Und wenn sie tatsächlich nicht dort ist?«
    »Fahre ich wieder zurück.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht in Frage. Dann werden wir wieder zurückfahren. Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein auf die Reise schicken werde? Wenn schon, dann werden wir das gemeinsam durchziehen.«
    Die Horror-Oma überlegte. »Gut, ich bin auch dafür, dass wir die Reise zu zweit unternehmen. Aber du musst mir eines versprechen, Jane.«
    »Wenn ich kann, ja.«
    »Du wirst dich etwas im Hintergrund halten. Die ersten Nachforschungen möchte ich allein durchführen. Ist das so okay?«
    »Ich denke doch. Wann willst du fahren?«
    »Am liebsten gleich. Wenn alles glatt läuft, könnten wir am frühen Abend dort sein.«
    Jane nickte. »Ich bin einverstanden.« Dann fragte sie: »Was hast du denn für ein Gefühl?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Sonst hätte ich nicht gefragt.« Sarah Goldwyn schaute Jane fest an. Dabei lief ihr eine leichte Gänsehaut über die Arme. »Ich habe ein sehr ungutes Gefühl, Jane, und ich gehe beinahe davon aus, dass Hetty Morland nicht mehr lebt…«
    ***
    Hetty Morland lag in ihrem Bett und wusste, dass der Sensenmann bereits seine Knochenklauen nach ihr ausgestreckt hatte. Sie steckte in einer Falle, aus der es für sie keine Entrinnen mehr gab. Zumindest nicht aus eigener Kraft. Ihre Reaktion war einfach zu spät erfolgt. Aber sie hatte es auch nicht glauben können, was da nur flüsternd und raunend gesprochen worden war. Nun aber wusste sie Bescheid.
    Sie war die Nächste.
    Sie würde verschwinden.
    Einfach so – wie auch andere vor ihr.
    Niemand wusste, wo sie sich aufhielten, es wurde nicht offen darüber gesprochen. Aber es gab bestimmte Gerüchte, über die man – wenn überhaupt – nur flüsternd sprach. Es waren böse Gerüchte, die den Menschen eine gewaltige Furcht einjagten. Auch Hetty Morland war es nicht anders ergangen.
    Die Frau hatte in den letzten Tagen genau zugehört, hatte Fragen gestellt, aber keine Antworten erhalten. Eines jedoch hatte sie herausgefunden. Man fürchtete sich vor der Nacht, denn die Dunkelheit sollte seine Zeit sein.
    Dann würde der Baron erscheinen, um sich wieder eine Braut zu suchen.
    Wer das sein würde, konnte niemandsagen. Immer wenn er sich gezeigt hatte und der andere Morgen die Nacht verdrängte, war eine der Insassen verschwunden.
    Spurlos, wie vom Erdboden verschluckt. Aber sie war nicht ganz weg. Andere Gerüchte besagten, dass sie zu einem Geschöpf der Nacht geworden war, das sich nur in der tiefsten Dunkelheit wohl fühlte.
    Jedenfalls ging die Angst um im Lintford House, und niemand war da, der von ihr verschont wurde.
    Auch Hetty Morland nicht. Seit einigen Monaten wohnte sie in diesem einsam gelegenen Seniorenheim, und es hatte einige Zeit gedauert, bis ihr der Durchblick gelungen war. Danach wurden ihre Tage und vor allen Dingen die Nächte von einer quälenden Furcht beherrscht, dass der Baron irgendwann auch bei ihr erschien.
    Niemand wusste genau, wer er war. Er trug einen seltsam klingenden Namen.
    Baron of Gulbekian hieß er.
    Kein englischer Name. Er deutete auf den Osten Europas hin.
    Russland, Rumänien oder so ähnlich, aber dieser Baron war eng mit dem Lintford House verbunden. Nicht grundlos tauchte er hin und wieder in den Nächten im Haus auf.
    Dass sich keine der Zimmertüren abschließen ließ, verstärkte die Angst der Bewohner noch. Das Personal hatte von gewissen Sicherheitsgründen gesprochen, doch daran glaubten viele nicht. Man ging eher davon aus, dass die Türen für den Baron offen gelassen wurden, damit er bei seinen Besuchen keine Schwierigkeiten hatte, alle Zimmer zu betreten.
    Wer war die Nächste?
    Jede konnte es sein. Es glich einem Glücksspiel, das sich in der Dunkelheitentschied. Immer wenn die Nacht vorbei war und sich die Insassinnen beim Frühstück trafen, da glitten die Augen hin und her und sandten scheue Blicke ab. Heimlich zählte jede mit, und man atmete auf, wenn alle noch da waren.
    Wieder lag eine solche Nacht vor Hetty Morland.
    Sie hielt den Stress kaum noch aus. Lange hatte sie gezögert, dann aber war ihr Entschluss gereift. Sie hatte sich an ihre Jugendfreundin Sarah Goldwyn erinnert und natürlich auch an das Versprechen, das beide als Mädchen mit ihrem Blut besiegelt hatten. Sollte sich
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