Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0822 - Flüstern, schreien, töten

0822 - Flüstern, schreien, töten

Titel: 0822 - Flüstern, schreien, töten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
streckte sie aus, er zog sie zu sich heran, er spannte sie in verschiedene Richtungen, er streckte die Arme aus und machte die Finger lang. Alles sehr langsam, wie in Zeitlupe. In seinem Gesicht mit der leicht gebräunten Haut bewegte sich nichts. Selbst die Augen blieben starr, und plötzlich sackte er vor den breiten Altarstufen zusammen. Dies geschah mit einer ebenfalls leichten Bewegung. Er fiel nicht wie ein normaler Mensch, sondern schwebte dem kalten Steinboden entgegen.
    Auf ihm blieb er im Schneidersitz hocken. Seine Hände hatte er dabei auf die Oberschenkel gelegt, der Mund bildete einen Strich, die Augen lagen wie Eiskugeln in den Höhlen und bewegten sich nicht. Starr waren sie auf den Altar gerichtet, als wollten sie ihn hypnotisieren und aus dem Konzept bringen.
    In der Tat spielte sich zwischen dem Mann und dem Altar ein Kampf ab.
    Es war allerdings nicht nur der Altar, sondern seine Kraft, die sich nicht allein auf ihn beschränkte, sondern auf den gesamten Innenraum der Kirche, denn hier existierte etwas, das er ablehnte und gleichzeitig besiegen wollte.
    Dafür lebte er, dafür hatte er alles andere aufgegeben. Sie hätten ihm damals zuhören sollen, aber das hatten sie nicht getan. Im Gegenteil, er war ausgelacht worden, und selbst der Vatikan hatte ihm ein offizielles Schreiben geschickt, das in seinen Augen an Bösartigkeit nicht zu überbieten war.
    Was nun folgte, hatten sie sich selbst zuzuschreiben, und er wusste das genau.
    Aber sie wussten es nicht. Noch nicht. Wenn sie es spürten, war es zu spät, dann hatte er die Macht an sich gerissen.
    Bewegungslos saß der Mann auf dem Boden. Falco spürte die Kälte nicht, die von den Steinen auf seinen Körper überging. Er war in einem Zustand, der dem einer Trance gleichkam.
    In sich versunken war er. Er schaute nach innen, als wollte er seine Seele prüfen, aber er holte auch daraus seine Kraft, um sich gegen die Macht in dieser Kirche zu stemmen.
    Er wollte sie besiegen.
    Die Umgebung zerfloss. Er atmete kaum noch. Er hatte sich auf sich selbst konzentriert. Noch einmal bewegte er sich, holte aus der Tasche eine schmale Silberkette hervor, mehr ein Band, das aus zahlreichen Ringen gebildet wurde. An ihm hing der Gegenstand, der für ihn so wichtig war.
    Ein Amulett aus Silber. Ein ziemlich großer Kreis. Und in ihn eingraviert war ein blanker, glänzender und bleicher Totenschädel. Die Kette faltete er auseinander, sodass er sie über seinen Kopf streifen konnte.
    Gelassen hängte er sie um.
    Vor seiner Brust baumelte das Amulett mit dem Totenschädel. Das Metall war schwer, aber ihn kümmerte es nicht.
    Er wartete.
    Die Augen hatte er nicht geschlossen. Er verhielt sich anders als ein Mönch, der tief in seine Meditation versunken war. Seine Augen standen weit offen, und er hatte seinen Blick auf den Altar gerichtet, als wollte er von dort seine Kraft einsaugen.
    Und es waren wieder einmal die Augen, die sich veränderten. Innerlich war Falco zur Ruhe gekommen, er hatte praktisch von der normalen Welt Abschied genommen. Was sich um ihn herum tat oder was ihn umgab, interessierte ihn nicht. Ihm kam es einzig und allein darauf an, den Kampf zu gewinnen. Den Kampf gegen IHN und seine Diener.
    Die Augen veränderten sich. Aus den Tiefen drückte sich etwas hervor.
    Es war hell, grell, es war weiß.
    Weiß und bleich!
    Leer!
    Kein Leben mehr, aber so sah es der Mann nicht. Er spürte, dass es diesmal wieder klappte und er der Gewinner sein würde.
    Die Kirche verlor.
    Er gewann.
    Und Falco merkte, wie all die Dinge aus seinem Körper herausfuhren, die ihn behindert oder gestört hatten, für einen Menschen jedoch wichtig waren.
    Er gab sein Leben ab.
    Seine Seele behielt er.
    Aus ihr holte er die Kraft.
    Niemand befand sich in der Nähe, der ihn hätte beobachten können. Dieser Jemand hätte etwas Unglaubliches und Unwahrscheinliches gesehen, denn Falco, der in eine tiefe Trance gefallen war und bisher auf dem Boden gesessen hatte, hob langsam ab.
    Leicht wie eine Feder schwebte er in die Höhe. Für ihn galten die Gesetze der Schwerkraft nicht mehr.
    Er hatte sie durch seinen eigenen Willen aufgehoben und glitt in die Höhe und bewegte nicht einmal seinen kleinen Finger. Die Augen bestanden nur mehr aus knallweißen Ovalen, über denen sich die dunklen Bögen der Brauen spannten. Sie waren geschwungen und sahen trotzdem hart aus.
    Scharf hoben sie sich von der glatten Stirn ab, auf der nicht ein Tropfen Schweiß lag.
    Als er eine gewisse Höhe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher