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0821 - Grauen aus dem Meer

0821 - Grauen aus dem Meer

Titel: 0821 - Grauen aus dem Meer
Autoren: W.K. Giesa
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gesehen. Vielleicht ist es sogar schon geschehen, und das Erscheinen des Dämons ist die logische Folgerung daraus.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Nicole. »Dass der Dämon kommt, um die Traumzeit zu verändern, ist die logische Folgerung daraus, dass die Traumzeit verändert wurde? Das ist doch…«
    »Unsinn, willst du sagen«, unterbrach Shado sie. »Aber es ist kein Unsinn.«
    »Ich glaube, es ist wie bei unseren Zeitreisen«, überlegte Zamorra. »Manchmal müssen wir in die Vergangenheit zurück, um dort für Veränderungen zu sorgen - die in Wirklichkeit nichts anderes sind als Korrekturen, weil zwischendurch eine Änderung vorgenommen wurde, die wir aber nicht zum Tragen kommen lassen dürfen. Wir stellen somit durch unsere eigenen Veränderungen nur den Originalzustand der Weltgeschichte wieder her…«
    »Ihr Weißburschen werdet die-Traumzeit wohl nie verstehen«, sagte Shado. »Ihr müsst begreifen, dass dieser Schöpfungsakt universell ist. Es gibt keinen Zeitablauf. Es gibt kein Gestern und kein Morgen, und auch kein Heute. Es gibt nur Alles. Einen Anfang oder ein Ende, wie ihr es von der Genesis in eurer Bibel gewohnt seid, gibt es nicht. Keine Schöpfung in sechs oder sieben Tagen, sondern nur die Schöpfung selbst. Sie ist und war immer und überall.«
    Er atmete tief durch.
    »Ich kann es euch nicht besser erklären«, sagte er schließlich. »Um die Traumzeit wirklich zu verstehen, muss man in ihr und mit ihr leben.«
    »Das heißt…«
    »Das heißt, dass es keine Rolle spielt, ob ihr euch jetzt um diese Sache kümmert oder später. Kommt in hundert Jahren wieder, und nichts wird anders sein. Der Dämon hinter dem Weltentor war in fernster Vergangenheit bereits da, er ist es jetzt in der Gegenwart, und er wird es in der Zukunft sein. Nach euren Maßstäben gedacht.«
    »Das heißt aber auch«, wandte Nicole ein, »dass wir ihn zwar jetzt unschädlich machen können, er aber trotzdem vorher schon da war und künftig da sein wird?«
    »Schon wieder falsch gedacht. Ihr Weißburschen seid zu sehr auf eure Zeitabläufe fixiert, als dass ihr euch etwas anderes vorstellen könnt. Wenn ihr ihn jetzt tötet, wird er auch einst und künftig tot sein. Denn alles ist eines.«
    »Mann, ist das kompliziert«, seufzte Nicole. »Kann man das auch so formulieren, dass eine Frau das versteht?«
    »Und ein Professor?«, fügte Zamorra hinzu.
    Shado erhob sich wieder. »Killt ihn jetzt oder in hundert Jahren. Aber killt ihn. Ist das jetzt einfach genug?«
    ***
    Sowohl der Plasmabildschirm als auch die eingeblendeten Koordinaten und Rasterlinien zeigten, wie sich die Sonde dem Strudelobjekt näherte. Für ein paar Sekunden sah April zu Ran Munro hinüber, dessen Fingerkuppen über den Sensortasten für die Buglaser schwebten, bereit, jederzeit die Tasten zu berühren und ein kleines Feuerwerk zu entfesseln. Dann wandte sie sich wieder dem Schirm zu.
    Marconi steuerte von der FuM-Station aus die Funktionen des Hauptschirms. Er blendete ein Bild im Bild ein. Es zeigte das seltsame Objekt aus der Nähe, wie es scheinbar größer wurde, je näher die Sonde herankam. Hin und wieder rauschte die Bildübertragung. Unter Wasser funktionierte alles nicht ganz so schön wie in der Luft.
    Das lag an der störenden Masse des Wassers, das sich noch dazu leicht bewegte. Die Bildübertragung blieb unsauber. April wusste, dass Marconi alles an Qualität herausholte. Mehr ging nicht.
    Der Strudel verfärbte sich scheinbar. Die Sonde tauchte ein.
    Die Bildübertragung erlosch; das eingeblendete Bild zeigte nur noch Schwärze.
    »Kontaktverlust«, meldete Marconi. »Kein eingehendes Signal.«
    »Heißt das, dass die Sonde zerstört wurde?«, fragte April beunruhigt. Außerdem war sie enttäuscht; sie hatte gehofft, Bilder aus einer anderen Welt sehen zu können.
    »Vielleicht«, antwortete der Elektronikspezialist. »Vielleicht ist sie aber auch nur außer Reichweite.«
    »So schnell?«
    »Warum nicht? Vielleicht ist dieses Tor so etwas wie ein Materietransmitter, wie wir ihn von den Ewigen kennen. Oder wie bei den Regenbogenblumen. In der einen Sekunde noch hier, in der nächsten schon Lichtjahre entfernt. Da die Sonde nicht überlichtschnell senden kann, ist es möglich, dass…«
    Er verstummte.
    Das kleine Bild blieb weiterhin schwarz, aber das große zeigte, dass etwas aus dem Weltentor herauskam.
    »Echolot zeichnet«, sagte Marconi. »Festkörper auf Kollisionskurs.«
    »Zwanzig Sekunden zu früh«, kam Abdallahs Stimme aus
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