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0821 - Grauen aus dem Meer

0821 - Grauen aus dem Meer

Titel: 0821 - Grauen aus dem Meer
Autoren: W.K. Giesa
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anderen Ufer.
    Aus der FuM-Bude meldete sich der schwarzhaarige Marconi. »Da ist was«, sagte er. »Zeichnet im Röntgenbereich. Wie eine Art Strudel. Überspiele Koordinaten auf Hauptschirm.«
    Dort, wo sich bei Überwasserfahrt das große Frontfenster befand, erschienen Schrift- und Symboleinblendungen auf dem Plasmabildschirm.
    »Röntgen?«, wunderte sich Munro. »Damit können wir doch keinen Wasserstrudel erfassen! Was sagt das Sonar?«
    »Das sagt, dass ein paar Haie knapp unter der Oberfläche Wellenschlag verursachen. Dazu Schraubengeräusche mehrerer Schiffe. Hier unten ist alles ruhig.«
    »Echolot?«
    »Nichts, Skipper.«
    »Was zum Klabautermann kann das sein?«, brummte Munro. »Dieses verdammte zamorranische Weltentor?«
    April zuckte mit den schmalen Schultern. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie ein Weltentor unter Wasser aussieht. Nicht mal über Wasser. Es ist einfach da, sonst nichts.«
    »Sollen wir eine Sonde hineinschicken, Skipper?«, fragte Marconi, der Elektroniker in der fünfköpfigen Crew und auch zuständig für die Funk- und Messstation.
    Munro wechselte einen Blick mit April. Als er sie nicken sah, bestätigte er.
    »Sonde mit Kamera«, sagte er. »Programmier den Kurs. Umkehr zum Schiff nach zehn Metern jenseits des Weltentors. Lass dir von Abdallah zur Hand gehen.«
    »Aye. Eine Frage noch, Skipper: Was ist ein Weltentor?«
    »Der Strudel. -Vermutlich«, schränkte Munro seine Definition ein. »Los, mach schon!«
    »Hoffentlich wecken wir da keinen schlafenden Löwen«, gab April zu bedenken. »Vielleicht sollten wir den Admiral anfunken und von unserem… hm… Fund unterrichten.«
    »Geht nicht, solange wir in dieser Tiefe fahren«, sagte Munro trocken. »Dazu müssen wir höher, damit uns die Antennen nicht abknicken, wenn wir sie ausfahren. Dann verlieren wir diesen Strudel aber vielleicht. Außerdem, wenn Sie gestatten, gibt es hier unten keine Löwen, auch keine schlafenden. Hier sind Seeschlangen angesagt.«
    April seufzte. »Na dann…«
    Munro tastete einen Code ein und berührte einige der Sensorschalter. Kontrolldioden leuchteten auf. April sah es und runzelte leicht die Stirn.
    Ran Munro hatte die Buglaser feuerklar gemacht.
    ***
    Shado bewohnte ein ziemlich kleines Apartement in der 7. Etage eines Hochhauses in der Oxford-Street. Die Ausstattung war geradezu armselig; es gab einen Kühlschrank und ein Telefon, das an seiner Schnur von der Decke herunterhing. Ein primitives Lager auf dem Fußboden, eine winzige Kochecke, eine Regalstange, an der Kleidungsstücke hingen… Mehr brauchte der Aborigine nicht.
    Dafür waren die Wände rundum bemalt. Sie zeigten eine Panoramalandschaft im Outback; auf eine der Wände war das rote Massiv des Ayers Rock gemalt, das für die Aborigines ein Heiligtum darstellte. Das Fenster war ein absoluter Stilbruch; es war, als habe hier jemand die Tür zu einer völlig fremden Welt geöffnet.
    An den bemalten Wänden hingen, durch das Hintergrundbild scheinbar frei schwebend, Schilde, geschnitzte und bemalte Kunstobjekte und einige Bumerangs. Und ein Schrumpfkopf, bei dem Zamorra und Nicole beim besten Willen nicht erkennen konnten, ob der echt war oder nicht. Shado selbst äußerte sich nie dazu.
    Der-Yolngu verteilte Holzbecher mit Wasser.
    »Ich wollte euch bitten, zu helfen, und nun seid ihr auch ohne meine Bitte schon hier«, stellte er fest. »Was ist geschehen?«
    Zamorra erzählte ihm von dem Buch mit den 13 Siegeln, deren fünftes jetzt offen war und ihm eine neue Aufgabe präsentierte, die sicherlich nicht weniger lebensgefährlich war als die anderen.
    »Warum öffnest du diese Siegel, Mann mit dem Silberzeichen?«, fragte der Aborigine. »Lass sie geschlossen, und die Welt wird sich weiter drehen.«
    »Ich… ich muss es tun«, erwiderte Zamorra zögernd.
    »Warum? Was zwingt dich dazu? Oder besser, wer?«
    »Niemand zwingt mich. Es ist der ganz normale Forscherdrang eines Menschen. Und es hat sich herausgestellt, dass ich bei jedem dieser Siegel gerade noch rechtzeitig kam, um großes Unheil zu verhindern.«
    Shado verknotete seine Beine zu einer Art Lotussitzposition. »Wenn du das Buch nie gefunden hättest, könntest du nicht eingreifen. Was dann?«
    »Wenn, wenn, wenn… ich weiß es nicht. Und ich habe auch keine Lust, jetzt darüber zu diskutieren. Es gibt Wichtigeres. Eben diesen Dämon, der durch ein Unterwasser-Weltentor zu uns kommt.«
    »Und die Traumzeit verändern will«, sagte Shado. »Ich weiß. Ich habe es
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