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0821 - Grauen aus dem Meer

0821 - Grauen aus dem Meer

Titel: 0821 - Grauen aus dem Meer
Autoren: W.K. Giesa
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schien sein Handwerk in Paris oder Rom gelernt zu haben, nutzte selbst die geringste Lücke und nahm auch mal eine Abkürzung über private Hinterhöfe und an mit leichten Rammstößen beiseite geschafften Mülleimern vorbei. Das einzige, wovor er Respekt zu haben schien, waren Trucks, Polizisten und renitente Fußgänger. Nicole zeigte sich von seiner Fahrweise begeistert, Zamorra glaubte sich eher in einem miserablen Actionfilm.
    Endgültig fiel der Fahrer bei ihm in Ungnade, als er zwischendurch fragte: »Sind Sie das eigentlich, die vorhin drei Kollegen hintereinander vergackeiert haben? Taxi bestellen und dumm stehen lassen?«
    Am Ziel angekommen, ließ Zamorra die Fahrt von seiner Kreditkarte abbuchen und streckte anschließend fordernd die Hand aus. »Und was ist mit meinem Trinkgeld?«, fragte er böse.
    Der Fahrer starrte ihn entgeistert an. »Mit… ihrem ? Ich glaub’, mein Holzbein eiert! Raus aus meinem Wagen, aber ein bisschen plötzlich, oder es scheppert!«
    »So viel zur Höflichkeit der Angehörigen des Taxigewerbes«, sagte Zamorra, schon wieder halbwegs versöhnt. Mit aufheulendem Motor und durchdrehenden Reifen jagte der Wagen davon, kaum dass seine Passagiere ausgestiegen waren.
    »Mann, bist du heute gut drauf«, seufzte Nicole. »Mal schauen, ob Shado überhaupt noch da ist…«
    Er war. Als Zamorra ihn ausrufen ließ, kam er aus einer Cafeteria, die halbvolle Tasse noch in der Hand. »Schön, dass ihr gekommen seid«, sagte er. »Ich brauche deine Hilfe, Mann mit dem Silberzeichen.«
    Damit meinte er Zamorras Amulett.
    »Und wir brauchen deine«, sagte Zamorra. »Etwas wird mit der Traumzeit geschehen.«
    »Du weißt davon?«, staunte der Yolngu. »Hat dir Kanaula davon erzählt?«
    Kanaula, der Regenbogenmann, war eines der-Traumzeitwesen und so etwas wie Shados Mentor, Beschützer, Kontaktperson oder was auch immer. Wesen seiner Art hatten in der Traumzeit die Welt der Menschen und vieles mehr erschaffen. In anderen Religionen hätte man sie vielleicht als Götter bezeichnet.
    »Nein, er nicht«, gestand Zamorra. »Ich erzähle dir an einem anderen Ort mehr davon. Hier im Stehen ist mir das zu ungemütlich.«
    »Wir fahren zu meiner Wohnung«, bestimmte Shado.
    »Dann wollen wir hoffen, dass wir diesmal einen ruhigeren Taxifahrer bekommen«, sagte Zamorra und griff zum Handy.
    »Taxi? Habt ihr keinen Mietwagen wie sonst?«, wunderte sich Shado.
    »Wir konnten nur einen winzigen Schuhkarton auf Rädern bekommen«, sagte Nicole. »Den haben wir ganz schnell wieder zurückgegeben, als wir aus Newcastle zurückkamen.«
    »Nach Newcastle fährt man nicht mit dem Auto, man nimmt ein Flugzeug«, sagte Shado kopfschüttelnd.
    »So was muss man erst mal haben, mein Freund.«
    Der Aborigine zuckte mit den Schultern. Er hatte. Er besaß eine kleine Piper, mit der jeweils dorthin flog, wo sich sein Clan gerade befand. Er wanderte zwar weite Strecken mit seinen Leuten, und allem wieder zurück zu seinem Flugzeug, aber sobald die Zivilisation ihn wieder in den Fängen hatte, war alles über 100 Meilen Distanz eine Sache für den Flieger. Und im Outback konnte man praktisch überall landen. Mehr oder weniger holperig.
    Shado war nur einer von vielen Australiern, die mit eigenen Kleinflugzeugen unterwegs waren. Autos waren auf Langstrecken meist zu unzuverlässig, und wer draußen in den Wüstenregionen strandete, hatte Pech. Nicht umsonst gab es die Verpflichtung, sich mit Angabe des Ziels beim Sheriff abzumelden, wenn man sich per Auto auf längere Strecken begab; nach einer gewissen Zeitspanne rief der dann bei seinem Kollegen am Zielort an und erkundigte sich, ob seine Leute eingetroffen seien und sich gemeldet hätten. War dies nicht geschehen, begann eine Suchaktion. Immerhin mochte auch das Funkgerät kaputtgehen und das Handy kein Netz bekommen.
    In Australien gingen die Uhren eben anders als in Europa oder den USA. Hier musste noch vieles improvisiert werden - aber nach ausgeklügelten Plänen.
    Nach einer Weile näherte sich aus Richtung Stadt ein Taxi. »Natürlich«, seufzte Nicole. »Es wäre für Herrn Professor ja auch viel zu einfach gewesen, einen der hier herumstehenden Fahrer zu beehren…«
    Das Taxi stoppte. Zamorra und Nicole standen im Gegenlicht der Sonne, sodass der Fahrer sie nicht auf Anhieb erkannte. Dafür erkannten sie ihn.
    »Oh«, entfuhr es Nicole. »Es ist wieder Rallye-Time!«
    »Oh nein!«, knurrte der Fahrer, als er erkannte, wen er da befördern sollte. »Nicht schon
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