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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge
Autoren: Dämonenkiller
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konnte und die Stufen für ihn kein Problem darstellten.
    Wegen der Ratten wagte er sich nur selten ohne Begleitung in die unterirdischen Gewölbe. Doch diesmal lag ein wichtiger Grund vor. Er wollte Guillaume Fernel in seiner Alchimistenküche aufsuchen und zur Rede stellen. Dabei dachte er keine Sekunde lang daran, daß er sich in Gefahr begeben könnte. Immerhin wußte ja Tirso Bescheid.
    Chapman erreichte die Tür zu Fernels Arbeitsraum und schwang an dem bis zum Boden reichenden Glockenzug so lange, bis die Türglocke anschlug. Drinnen rührte sich nichts. Chapman läutete noch einmal. Als sich immer noch nichts tat, wollte er sich auf die Suche nach Fernel machen.
    Da hörte er Schritte, die rasch näher kamen, und kurz darauf tauchte auch schon Fernels massige Gestalt aus einem Seitengang auf.
    „Ah, da ist ja mein später Besucher!" rief der Franzose polternd, daß Chapman meinte, der Schall würde ihm das Trommelfell zerreißen. „Als mir Tirso verriet, daß du nach mir suchst, bin ich sofort hergeeilt. Sehr gescheit, Don, daß du den anderen nicht unser kleines Geheimnis verraten hast. Es braucht ja niemand was davon zu erfahren. Es geht nur dich, Tirso und mich etwas an."
    „Wenn es unser Geheimnis bleiben soll, dann mußt du schon eine gute Erklärung dafür finden, warum du Tirso angestiftet hast, die Dämonenbanner zu entfernen", erwiderte Chapman.
    „Nanu?" Fernel blickte überrascht zu Chapman herunter, während er das altmodische Schloß zu seiner Alchimistenküche aufsperrte. „Hat dir Tirso nicht gesagt, warum ich das von ihm verlangt habe? Auch gut. Um so gelungener die Überraschung."
    Die Tür schwang auf. Fernel ließ Chapman den Vortritt, knipste die Deckenbeleuchtung an und schloß hinter ihnen die Tür wieder ab.
    Chapman war noch nie in diesem Raum gewesen. Deshalb überraschte es ihn, daß er tatsächlich wie eine Alchimistenküche aus dem sechzehnten Jahrhundert eingerichtet war.
    „Eigentlich habe ich ein modernes Labor erwartet", sagte Chapman spöttisch.
    Fernel lachte. „Wie könnte ich mit modernen Mitteln die prima materia formen? Nein, nein, ich muß mich genau an die Methoden der alten Meister halten, sonst erreiche ich nicht das Ziel." Chapman kletterte auf einen Tisch, der mit Glaskolben, Glasröhrchen und einer Unzahl verschieden geformter Behälter überladen war.
    „Und dazu gehört es wohl auch, daß die Dämonenbanner entfernt werden?" fragte Chapman skeptisch.
    „Richtig", behauptete Fernel. „Die Dämonenbanner haben einen störenden Einfluß auf meine Experimente. Wer weiß, was herauskommen würde, wenn ich unter solch ungünstigen Konstellationen arbeitete."
    „Was für ein Werk? Welches Experiment?" fragte Chapman und wich bis an den Rand des Tisches zurück, als sich Fernel über ihn beugte.
    „Nun, mein kleiner armer Puppenmann, ein Experiment, mit dem ich dir zu deiner ursprünglichen Größe zurückverhelfen will. Du sollst durch meine Hilfe wieder zu einem normalen Menschen werden!"
    „Du willst dich über mich lustig machen", sagte Chapman mit belegter Stimme. „Wenn das ein Scherz sein soll, dann finde ich ihn ziemlich geschmacklos."
    Fernel machte mit der Hand eine verneinende Bewegung. „Kein Scherz, Don. Es ist mein vollster Ernst."
    „Aber" - Chapman schluckte -„das ist unmöglich. Wenn das so leicht wäre, hätte Dorian schon längst eine Möglichkeit gefunden."
    „Es ist nicht leicht. Nein, daß es leicht ist, kann man nicht behaupten", sagte Fernel. „Aber mir ist es möglich. Was sagst du dazu?"
    „Ich halte dich für größenwahnsinnig.“
    Fernel lachte. „Ich kann deine Skepsis verstehen, Don. Und ich weiß, daß ich dich durch meine Worte nicht überzeugen könnte. Deshalb werde ich den Wahrheitsbeweis antreten."
    Chapman war wie gelähmt. Er war nicht in der Lage, der Hand auszuweichen, die plötzlich auf ihn zuschoß, ihn packte und in die Höhe hob.
    „Was soll das, Gui?" rief Chapman, als er die Sprache wiederfand. Er strampelte verzweifelt mit den Armen und Beinen. „Laß mich sofort runter! Ich will von deinen Wahnsinnsexperimenten nichts wissen. Selbst, wenn du Erfolg haben solltest, - wer sagt dir, daß ich meine ursprüngliche Größe überhaupt zurückhaben möchte?"
    „Zu spät, Don“, sagte Fernel. „Ich mache aus dir den stattlichen Mann, der du einmal warst - und wenn du dich noch so sehr dagegen wehrst."
    Chapman hatte plötzlich Angst. Er hätte aber nicht sagen können, wovor er sich mehr fürchtete: vor
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