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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge
Autoren: Dämonenkiller
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„Bruder" nach Basajaun gekommen war. „Wird geturtelt, oder diskutiert man ein Thema, bei dem ein Laienalchimist mitreden könnte?"
    Coco erhob sich. „Ich wollte sowieso gerade gehen."
    Sie verließ das Büro.
    „Dorian, du hast dich doch in deinen früheren Leben mit Alchimie beschäftigt", sagte Guillaume Fernes. „Kannst du mir nicht einige Geheimnisse der Goldmacherkunst verraten?"
    „Tut mir leid, aber für mich war Alchimie nie eine Goldmacherkunst, Gui", antwortete Dorian, der keine besondere Lust verspürte, mit dem Großmeister aus Paris über alchimistische Probleme zu diskutieren. Er hatte überhaupt nicht viel für Guillaume Fernel übrig, ohne jedoch sagen zu können, was ihn an ihm störte.
    Fernel war weder aufdringlich noch großsprecherisch oder überheblich, sondern selbst eher zurückhaltend, was Dorian sonst schätzte. Er zog sich die meiste Zeit in seine Alchimistenküche zurück, die er sich in einem leerstehenden Gewölbe des Kellers eingerichtet hatte, und machte dort seine Experimente. Dorian gegenüber hatte er angedeutet, daß er auf dem besten Wege sei, den Stein der Weisen zu finden, den der Dämonenkiller so verzweifelt suchte. Doch Dorian hatte Fernels Einladung in seine Alchimistenküche ausgeschlagen.
    „Ach ja, stimmt", sagte Fernel, und sein ohnehin zu breiter Mund wurde beim Grinsen noch breiter, was ihn Dorian noch unsympathischer machte. „Du erwähntest, daß du als Michele da Mosto versucht hast, Leben aus der Retorte zu erschaffen. Das Ergebnis deiner schöpferischen Tätigkeit hast du ja erst vor zwei Monaten in Porto Ecrole kennengelernt. Michele da Mostos Echsenungeheuer. Das war wohl eine herbe Enttäuschung für dich, Dorian?"
    Der Dämonenkiller sah ihn an. „Heute bist du aber überaus gesprächig, Gui."
    „Habe auch allen Grund dazu. Ich stehe knapp vor der Krönung meiner Arbeit."
    „Und was soll's werden?"
    „Du fragst wie Goethes Mephistopheles, und ich antworte wie Christoph Wagner: Es wird ein Mensch gemacht."
    „Und wie Goethe dichtest vermutlich auch du", entgegnete Dorian ungerührt, der als Georg Rudolf Speyer selbst erlebt hatte, was aus dem Dreiecksverhältnis Faust-Wagner-Mephisto geworden war. Eigentlich war es eine Viererbeziehung gewesen, denn Alraune, alias Hekate, hatte ebenfalls dazugehört.
    „Spaß beiseite! Hast du nach deinem Mißerfolg in Porto Ecrole später nicht mehr versucht, das Geheimnis des Lebens zu ergründen, Dorian?" fragte Fernel.
    „Dieses Geheimnis versuche ich immer noch zu ergründen", antwortete Dorian.
    „Heißt das, daß du damals keinen Erfolg hattest?"
    Dorian hob die Schultern. „Ich verdränge die Erinnerung daran."
    „Ja, ich weiß, wie du das meinst. Wenn du dich plötzlich an alle Geschehnisse aus deinen früheren Leben gleichzeitig erinnern müßtest, würdest du wahrscheinlich wahnsinnig werden. Eine solche Datenfülle könnte kein Mensch ertragen. Aber interessiert dich dieses eine Thema nicht besonders?" „Im Augenblick gibt es andere Probleme, Gui. Ich möchte davon jetzt nichts wissen."
    Guillaume Fernel hob beschwichtigend die Arme. „Schon gut, schon gut. Ich habe den Wink. verstanden. Ich werde dich nicht länger belästigen. Aber wenn du dich mit dieser Materie wieder beschäftigst, dann lasse es mich wissen. Vielleicht können wir uns gegenseitig behilflich sein." Guillaume Fernel schickte sich gerade an, das Büro zu verlassen, als in der Ferne ein markerschütternder Schrei durch die Nacht gellte.
    Die beiden Männer sahen einander an, dann setzten sie sich wie auf Kommando gleichzeitig in Bewegung.
    Durch die Korridore hallten aus allen Richtungen Schritte, die sich nach unten entfernten. Der Schrei hatte alle aufgescheucht und lockte sie in die unterirdischen Gewölbe.
    Dorian und Fernel brauchten nur den Geräuschen zu folgen, um den Ort des Geschehens zu erreichen. Als sie an die Kellertreppe kamen, wurde Ira Marginter bereits von Coco, Hideyoshi Hojo, Abraham Flindt und Colonel Bixby umringt.
    „Es tut mir leid", stammelte die Restaurateurin, „daß ich euch erschreckt habe. Es kann sich nur um eine Täuschung gehandelt haben, aber sie war so echt, daß mich vor Schreck fast der Schlag traf." „Was ist vorgefallen?" fragte Dorian.
    Colonel Bixby gab die Antwort. Er war ein großer, beleibter Mann von fast vierzig Jahren, der bis vor einem Jahr in Tibet gelebt hatte, wo er auch zum Lamaismus bekehrt worden war. Nachdem sein Versuch, in London eine eigene Sekte zu gründen,
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