Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz
Autoren: Frank deLorca
Vom Netzwerk:
geben konnte.
    »Sie führen es auf einen Fluch zurück, der auf der Familie lastet. Vielleicht hat jener Pierre Clouet sein Vermögen nicht gerade auf saubere Art zusammengebracht. Ich meine nicht Plünderungen. Die waren damals an der Tagesordnung. Vielmehr Mord, Erpressung oder so etwas. Denn er zog bettelarm in das Heilige Land und kehrte als gemachter Mann zurück. Er ließ sich jenes Hotel bauen, in dem sie heute wohnen.«
    »Gewöhnlich gibt es für soweit zurückliegende Zeiträume nur eine verläßliche Quelle«, überlegte ich. »Das sind die Kirchenchroniken.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Ich habe nachgesehen, aber nichts gefunden. Ich konnte nur den Todestag jenes Pierre Clouet feststellen, Und die seiner männlichen Nachkommen. Das ist alles.«
    Blanche Morgan strich eine Strähne ihres sandfarbenen Haares aus der erhitzten Stirn. Sie ging ganz in unserem Problem auf. Fast schien es, als genügten ihr die kalten perfekten Naturwissenschaften nicht mehr. Als dränge es sie, Neuland zu betreten. Und sie spürte auch die Scheu, die jeden befällt, der auf unbekanntes Terrain vordringt. Ich konnte mir keine bessere Hilfe denken als dieses hübsche Mädchen. Ihr Schwung riß mich mit. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr bedroht wie zu Anfang, sondern wollte wissen, was es mit den merkwürdigen Geschehnissen im Hause Clouet auf sich hatte. Ich begrüßte es jetzt, gerade hier eine Autopanne gehabt zu haben. Zwar hielt ich es noch für zu früh, Blanche von meinen Beobachtungen im Hotel zu erzählen, von der alten Dame ohne Schatten und Spiegelbild, aber immerhin entschloß ich mich, der Sache nachzugehen.
    »Wir müssen die Zeit nutzen«, schlug ich vor. »Ich werde die alte Dame ins Kreuzverhör nehmen. Das kann nicht schaden. Sicher weiß sie mehr als alle Nachbarn. Und ich denke, sie wird mit der Wahrheit nicht ewig hinter dem Berge halten. Schließlich steht ihr Sohn kurz vor dem dreißigsten Geburtstag. Es wird nach allem, was wir bislang gehört haben, auch sein Todestag sein. Sie wird sich an jeden Strohhalm klammern.«
    »Einverstanden«, nickte Blanche Morgan. »Zwar hat mir mein Vater verboten, mit der Familie Clouet Kontakt zu halten. Sie werden von allen gemieden wie Aussätzige, weil ein solcher Unstern über ihrem Leben steht. Aber Sie werden mein Verbindungsmann sein am Ort des Geschehens und mich auf dem Laufenden halten. Dafür kümmere ich mich noch einmal um die alten Chroniken. Vielleicht entdecke ich eine Spur. Ich rufe Sie dann im Hotel an, und wir treffen uns hier, im ›Chez Roby‹ zum Informationsaustausch.«
    »Einverstanden«, nickte ich.
    Ich gewann immer mehr Geschmack an der Sache, zumal mir die Nachforschungen jetzt sogar ein Wiedersehen mit dieser reizenden Studentin ermöglichen würden. Man lernte nicht jeden Tag eine Blanche Morgan kennen.
    Blanche Morgan versprach, sofort an die Arbeit zu gehen, und auch ich meinte, es sei besser, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war.
    Wir trennten uns mit dem Versprechen, spätestens heute abend ein Rendezvous im Bistro einzuhalten, und zwar um neunzehn Uhr.
    Blanche Morgan bestand darauf, ihren Espresso selbst zu zahlen und wir verließen das Lokal, das gut besucht war.
    Ich schaute dem Mädchen nach.
    Blanche Morgan war langbeinig und sportlich. Ihr Gang voller Anmut und Grazie begeisterte mich.
    Ziemlich zuversichtlich trat ich meinen kurzen Heimweg an.
    ***
    In der Nähe der Garage, unweit des Hauptgebäudes bemerkte ich Victor Babeuf. Er hob ein rechteckiges Loch aus. Der steinige Boden machte es ihm schwer. Er hatte seine Cordjacke abgelegt:
    Als er mich bemerkte, drehte er sich um, richtete sich auf und stützte sich schwer auf den Spatenstiel. Er sagte nichts, aber er schaute mich auf eine Art an, daß meine Nerven revoltierten. Wie ein Blitz zuckte die Erkenntnis durch mein Bewußtsein, daß Victor Babeuf ein Grab schaufelte. War es etwa für mich bestimmt? Denn Armand Clouet, sollte er morgen tatsächlich Hand an sich legen, konnte nur in der Familiengruft beigesetzt werden. Die Zeiten, wo man Verfemte und Verfluchte, Heiden und Ungläubige. Selbstmörder und Menschen, die im Geruch der Schwarzen Magie standen, nicht in geweihter Erde beisetzte, waren vorbei. Selbst in Bouillon. Wem also galten diese makabren Vorbereitungen?
    Ich ging schnell weiter, spürte den Blick des Hinkenden aber noch in meinem Rücken, als ich den Gastraum betrat.
    Alles war wie am ersten Tage.
    Madame Clouet stand am gleichen Platz,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher