Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Franks Hut, zusammengeknüllt und feucht. Er trug ihn näher ans Licht und griff mit der Hand hinein - als er sie herauszog, war sie rot von Blut.

3
    Stufen - zwei, drei, vier - noch einmal vier Stufen. Treppenabsatz. Umdrehen. Eine Stufe - zwei Stufen - drei Stufen - vier Stufen - zusammen elf Stufen - Treppenabsatz - nein, die Treppe war zu Ende . . .
    Ein Schlüssel wurde umgedreht. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Kalte, etwas muffige Luft wehte übers Gesicht - dann ging es weiter.
    Frank Alwin war das alles nach und nach zum Bewußtsein - oder wenigstens Halbbewußtsein - gekommen, während sie ihn die Treppe hinuntertrugen. Seine Gedanken arbeiteten noch nicht völlig zuverlässig, sonst hätte er nicht erst bei zwei zu zählen begonnen. Sein Kopf schmerzte entsetzlich, und sein Gesicht war verklebt, als ob jemand eine Gummilösung darüber gegossen hätte. Als er sich rühren wollte, fühlte er im Arm einen stechenden Schmerz, der vom Handgelenk bis zum Ellbogen reichte. Aber der Kopf war das schlimmste. Die Pulse in den Schläfen hämmerten, es war, als ob der Schädel in der Mitte durchgesägt worden wäre und sich nun die beiden Hälften aneinanderrieben. Die Qual war fast unerträglich. Am liebsten hätte er laut aufgeschrien, aber instinktiv wußte er, daß er schweigen mußte. Er hatte das Gefühl, daß ihn seine Träger mit der äußersten Sorgfalt behandelten. Schließlich legten sie ihn auf ein Bett.
    Sprungfedermatratze, feuchtes Kissen - stellte er automatisch fest.
    Eine elektrische Lampe wurde angedreht, und das blendendweiße Licht nach der Dunkelheit verursachte ihm noch größere Kopfschmerzen. Er stöhnte, drehte sich auf die andere Seite und stöhnte dabei noch lauter.
    »Donnerwetter!« sagte jemand. »Sieh dir mal meinen Rock an! Blutflecken kann man nie richtig auswaschen. Ich muß ihn verbrennen. Es war auch zu blöd, daß wir den Kerl niederschlugen und hierherbrachten. Warum haben wir ihn nicht einfach auf der Straße liegenlassen?«
    »Weil Rosie recht hat«, antwortete eine Stimme, die tiefer und unfreundlich klang.
    »Rosie!« wiederholte der erste und lachte verächtlich.
    Frank Alwin fragte sich, wer wohl Rosie sein mochte. Trotz seiner großen Schmerzen dachte er nach.
    Er besann sich jetzt, daß er aus dem Restaurant hinausgegangen war, weil, weil . . . Es fiel ihm im Augenblick nicht ein, warum er ins Freie getreten war. Nur eine verschwommene Erinnerung der Ereignisse war ihm geblieben. Auf jeden Fall lag er nun hier auf dem Bett, und er lebte noch - das war immerhin etwas. Aber die beiden hatten doch eben von Rosie gesprochen . . .
    »Ich sage dir, Rosie hat recht«, sagte der Mann mit der rauhen Stimme. »Dieser Smith ist der gefährlichste Kerl in New York, und wir haben alle Ursache, uns vor ihm in acht zu nehmen.«
    »Und wie ist es mit Peter Corelly?« fragte der erste.
    Der zweite schwieg. Er schien sich die Sache zu überlegen. Nach einer ganzen Weile sagte er:
    »Peter Corelly? Selbstverständlich ist Peter Corelly gefährlich, aber man wird ihn ja kaum für einen Fall heranziehen, der schon von Wilbur Smith bearbeitet wird. Außerdem ist es wohl eine viel zu schwierige Sache für Peter Corelly.«
    Wieder trat eine Pause ein, und Alwin hörte, daß sich jemand die Hände wusch. Der Mann sang leise dazu. Merkwürdig, daß die Leute zu singen anfangen, wenn irgendwo ein Wasserhahn läuft.
    »Aber das alles sind doch nur Annahmen«, meldete sich der erste wieder, und seine Stimme klang noch verächtlicher als vorher. »Rosie glaubt doch nicht etwa, daß Wilbur Smith die Verfolgung aufgibt, wenn sein Freund in Gefahr ist? Und wie soll er überhaupt erfahren, daß wir ihn nicht gleich umgebracht haben? Rosie meinte, wir würden zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, aber bis jetzt haben wir nicht einmal eine Fliege erwischt. Dieser armselige Tropf hat ja das Geld gar nicht, und er lebt!«
    Von neuem langes Schweigen.
    »Ja«, brummte dann der andere, »das scheint so zu sein. Vielleicht müssen wir unseren Plan ändern. Hat er wirklich gesagt, daß er Smith das Geld übergab? Oder war er so benommen, daß er nicht wußte, was er redete?«
    »Der wußte ganz genau, was er sagte«, antwortete der erste. »Wilbur Smith hat das Geld, und dadurch ändert sich die ganze Lage.«
    Frank versuchte verzweifelt, sich klarzumachen, was in den letzten Stunden oder in den letzten Minuten passiert war. Wann hatte er denn gesagt, daß Wilbur Smith das Geld habe? Er konnte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher