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0793 - Die Bruderschaft des Teufels

0793 - Die Bruderschaft des Teufels

Titel: 0793 - Die Bruderschaft des Teufels
Autoren: Dario Vandis
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erschöpft aus, auch wenn er seine schlechte Verfassung hinter einer fröhlichen Miene zu verstecken versuchte. Der schwarze Maßanzug und die beige Seidenkrawatte deuteten jedoch darauf hin, dass seine Probleme zumindest nicht finanzieller Natur waren.
    »Ich hoffe, du hattest einen guten Flug, alter Knabe.«
    »Nicht mit der Air France«, erwiderte Zamorra. Die französische Fluggesellschaft war für ihre chaotische Organisation und ihre Verspätungen bekannt. »Ich bin froh, dass wir wenigstens heil gelandet sind.«
    »Für die drei Stunden steht dir eine Entschädigung zu. Europäische Rechtsprechung vom Januar diesen Jahres.«
    Zamorra winkte ab. Er ließ sich von Perry zu dessen Wagen führen und verstaute seine Reisetasche im Kofferraum. »Wohin fahren wir?«
    »Zum Atlantic Hotel. Selbstverständlich werde ich für dein Zimmer aufkommen.«
    Zamorra hob die Brauen. »Als Dozent für Parapsychologie verdient man offenbar besser, als ich vermutet hätte.«
    Perry grinste. »Ich habe noch ein paar andere Geschäfte laufen. Ich sagte ja bereits, dass ich nur gelegentlich an der Universität bin.«
    Die Fahrt über sprachen sie über gemeinsame Erinnerungen. Es hatte zu nieseln begonnen. Der Himmel war eierschalengrau, wie es für Hamburg typisch war. Nicole hatte das vorausgeahnt und dankend auf den Flug verzichtet. Vielleicht war es tatsächlich besser, wenn sie in der Zwischenzeit im Château die Stellung hielt.
    Außerdem gab es da immer wieder Arbeiten zu erledigen. Vor allem die Erfassung aller Schriften für die Datenverarbeitung nahm viel Zeit in Ansprung. Manche Schriftrollen und Bücher liefen Gefahr, einfach zu zerbröseln, wenn sie eingescannt werden sollten. Dann musste von Hand gearbeitet werden.
    Und Zamorras Bibliothek, seine Schriftensammlung, sein Archiv an Artikeln, Referaten, Zeitungsveröffentlichungen und dergleichen mehr, sowohl mit eigenen Texten als auch den Arbeiten von Kollegen und Studenten -war von mittlerweile abnormem Ausmaß. Jede Universitätsbibliothek war, auf den Fachbereich bezogen, schlechter ausgestattet. Allerdings hatte Zamorra natürlich auch sehr viel Zeit gehabt, diese Sammlung aufzubauen. Und es war immer noch Platz für Erweiterungen…
    Und Nicole als seiner Sekretärin oblag es, diese Daten zu verwalten und auf den neuesten Stand zu bringen.
    Selten genug blieb Zeit dafür…
    Die Unterhaltung mit Perry verlief stockend. Zamorra fragte sich immer noch, weshalb sein ehemaliger Kommilitone ausgerechnet ihn angerufen hatte. Was immer er auf dem Herzen hatte, er zögerte, Zamorra davon zu erzählen.
    Eine halbe Stunde später parkten sie in der Tiefgarage des Atlantic.
    Zamorra wunderte sich. »Ich dachte immer, das Atlantic hat ein mehrstöckiges Parkhaus, von dessen Dachebene man auf die Mönckebergstraße stürzen kann.«
    Perry lachte gekünstelt. »James Bond, Der Morgen stirbt nie…« Er schüttelte den Kopf. »Die Mönckebergstraße liegt ungefähr einen Kilometer weit weg, und die Avis-Vermietung, in die der Wagen in dem Film stürzt, gibt es dort überhaupt nicht.«
    Zamorra war beeindruckt von dem Zimmer, das Perry hatte reservieren lassen. Es bot einen perfekten Blick auf die Alster. »In diese Stadt könnte man sich verlieben«, murmelte er, »wenn nur das schlechte Wetter nicht wäre.«
    »Gewöhnungssache.« Perry öffnete die Bar. »Bier, alkoholfrei… oder lieber was Hartes?«
    »Ich verzichte. Du machst es ziemlich spannend, Vincent.«
    Perry schenkte sich einen Bourbon ein, ließ sich in einem Sessel nieder und atmete tief durch. »Du erinnerst dich an meine bescheidenen Leistungen in Harvard?«
    »Du hättest einer der besten sein können, mit ein wenig mehr Engagement.«
    »Lass die Schmeichelei. Ich habe mit Ach und Krach den Abschluss gemacht und mich in die Lehre geflüchtet. In Harvard hätte mich niemand genommen, aber hier… Es reicht zum Leben.«
    »Danach sieht der Anzug aber nicht gerade aus.«
    »Du hättest mich vor zwei Jahren sehen sollen. Ich war abgebrannt und konnte nicht mal die Miete zahlen. Aber dann lernte ich Josef Maloy kennen. Ein waschechter Hamburger, allerdings mit britischer Abstammung. Doktor der Rechtswissenschaften. In seiner knappen Freizeit schreibt er an einer umfangreichen Abhandlung über die Hexenverbrennungen in der Hansestadt. Außerdem hält er Gastvorlesungen an der Universität. Die Begegnung mit ihm hat mein Leben verändert.«
    »Inwiefern?«, fragte Zamorra, als Perry nicht weitersprach.
    »Er hat mich in
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