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0793 - Die Bruderschaft des Teufels

0793 - Die Bruderschaft des Teufels

Titel: 0793 - Die Bruderschaft des Teufels
Autoren: Dario Vandis
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»Fünfünddreißig Jahre…«
    Ein gekünsteltes Lachen schallte aus dem Lautsprecher. »Ich wette, du hast dich kein bisschen verändert, alter Knabe.«
    Nicole grinste schief. Perry konnte nicht ahnen, wie richtig er mit seiner Behauptung lag.
    »Ich habe von deinen Veröffentlichungen gelesen, Zamorra. Du hast habilitiert… bravo. Aber für mich war Harvard nichts. Diese eingebildeten Pinsel…«
    »Du hast dem Fach abgeschworen?«
    »Nicht ganz. Ich bin in Hamburg auf einer Dozentenstelle gelandet. Aber die Bezahlung ist schlecht, und der Fachbereich wird weiter verkleinert. Auch mein Job stand auf dem Spiel. Ich war ziemlich am Boden. Aber dann kam die Sache mit dem Zirkel…«
    »Was für ein Zirkel?«, fragte Zamorra, als Perry nicht fortfuhr.
    Er druckste herum. »Ich würde lieber hier in Hamburg mit dir darüber reden.«
    Zamorra registrierte aus dem Augenwinkel, wie Nicole ihn anblitzte. »Hm, das wird schwierig, Vincent. Ich habe im Augenblick eine Menge zu tun.«
    »Klar. Ich hab mich informiert - es heißt, du seist Dämonenjäger geworden. Stimmt das?«
    »Nein, ich habe ein Schloss geerbt und verpachte die Ländereien. Die Verwaltung macht viel Arbeit, und die Finanzbehörden erst…«.
    Es blieb einen Moment stumm in der Leitung. »Scheint, ich habe mich in dir getäuscht, Zamorra«, sagte Perry endlich.
    »Sag mir einfach, was los ist«, erwiderte der Meister des Übersinnlichen.
    »Nicht am Telefon. Bitte komm nach Hamburg. Ich bezahle dir den Flug und deine Aufwendungen. Es geht schließlich um mein Leben…«
    Nicoles Lippen formten ein einziges Wort. Wehe.
    Zamorra zögerte einen Moment, dann siegte seine Intuition. »In Ordnung, ich komme«, sagte er.
    ***
    Wenige Stunden zuvor
    In dieser Nacht klingelte das Telefon in der Penthouse-Wohnung an der Alster nur noch einmal.
    »Wer spricht da?«, fragte der Meister.
    Er war wieder allein, und mit dem Verschwinden des Fremden war auch seine Selbstsicherheit zurückgekehrt. Und seine Hochstimmung. Das Angebot, das der Besucher ihm unterbreitet hatte, war nicht nur überlegenswert -es war die Chance, auf die er immer gehofft hatte. Die Chance, in die geheimen Kreise der Dämonen eingeführt zu werden - um vielleicht eines Tages selbst einer von ihnen zu werden…
    »Nennen Sie mich Zerberus«, sagte die flüsternde Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Ich kenne niemanden namens Zerberus!«, sagte der Meister kalt.
    »Das könnte sich ändern. Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen.«
    Schon wieder? Anscheinend war heute Nacht jeder daran interessiert, ihm einen Gefallen zu tun. Aber das Angebot des Anrufers konnte wohl kaum so gut sein wie jenes, das der fremde Besucher ihm unterbreitet hatte.
    »Vergessen Sie’s. Ich bin nicht interessiert.«
    »Auch das wird sich ändern - wenn Sie erst gehört haben, was ich Ihnen anbieten kann. Ich weiß, dass Sie mit Ihrem Lieferanten, Robert Haas, unzufrieden sind.«
    Der Meister zögerte. »Woher haben Sie diese Information?«
    Der Anrufer lachte leise. »Haas hat abgewirtschaftet. Er steht kurz vor dem Bankrott. Wussten Sie das?« Als der Meister nichts erwiderte, fuhr er fort: »Ich könnte an Haas’ Stelle treten. Ich liefere schneller und zuverlässiger. Ich bin bereit, es Ihnen zu beweisen.«
    Die Stimme des Meisters troff vor Spott. »Und wie wollen Sie das anstellen?«
    »Sie benötigen in nächster Zeit drei Objekte. Ich werde sie Ihnen liefern.«
    »Ich mag Leute nicht, die meine Zeit mit hohlen Versprechungen verschwenden.« Ob der Anrufer wusste, dass es für den Meister kein Problem war, seine Identität festzustellen? Er besaß ein paar gute Bekannte bei der Telekom, die buchstäblich alles für ihn tun würden.
    »Ich halte mein Wort«, erklang die Stimme im Hörer. Sie klang selbstsicher und nicht im mindestens ängstlich. »Ich melde mich in drei Tagen wieder.«
    Der Anrufer hatte aufgelegt.
    ***
    Zamorra landete mit drei Stunden Verspätung in Hamburg-Fuhlsbüttel. Vincent Perry empfing ihn am Terminal 4.
    »Willkommen in Hamburg!«, rief er und umarmte Zamorra, dem die plumpe Vertraulichkeit Perrys prompt unangenehm war. »Du siehst gut aus. Die Zeit scheint spurlos an dir vorübergegangen zu sein.«
    Von Perry konnte man das nicht ohne weiteres sagen. Das braune Haar trug er kurz, die Koteletten, die er bei ihrem letzten Treffen vor fünfunddreißig Jahren getragen hatte, waren abrasiert. Sein Gesicht war schmaler geworden, tiefe Falten hatten sich darin eingegraben. Er sah
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