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0793 - Die Bruderschaft des Teufels

0793 - Die Bruderschaft des Teufels

Titel: 0793 - Die Bruderschaft des Teufels
Autoren: Dario Vandis
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zurück und gab den Blick auf den Altar frei. Eine Frau lag darauf. Nackt und bleich. Über ihre Brüste, den Bauch und die Glieder waren Stricke gespannt, die ihr die Luft abgedrückt hätten - wenn sie noch geatmet hätte. Ein schmaler, durch Puder und Kosmetika verdeckter Schnitt zog sich über ihre Kehle, dort, wo vor wenigen Tagen eine klaffende Wunde die Halsschlagader durchtrennt hatte.
    Vor dem Altar war eine Ziege angekettet, die mit den Hufen scharrte und immer wieder ein nervöses Meckern ausstieß, als würde sie ahnen, welches Schicksal ihr bevorstand.
    »Heute Nacht werden wir die Grenze überschreiten, die uns bisher vor der ewigen Verdammnis bewahrt hat!«, rief der Meister. »Das Experiment wird den Fürsten zwingen, uns anzuhören, denn unsere Schlechtigkeit ist grenzenlos -ebenso wie unsere Ergebenheit…!«
    »Unsere Schlechtigkeit ist grenzenlos, ebenso wie unsere Ergebenheit…«, kam es zurück.
    Die Ziege meckerte wieder.
    Die Adepten rückten enger zusammen. Ein Kreis aus verdorbenen Seelen, von Neid und Missgunst auf ihre Mitmenschen verzehrt.
    Der Meister atmete schneller. Er zog einen gewundenen Dolch aus seinem Gewand, dessen Griff mit Perlen besetzt war. Die Stimmen des satanischen Chors waberten durch die Halle und wirkten auf den Meister wie eine aufputschende Droge.
    Doch sein Hochgefühl wurde abrupt gestört. Als er den Dolch hob, spürte er plötzlich, dass ein Fremder unter ihnen war.
    Der Meister verharrte. Seine Blicke glitten über jedes einzelne der vierunddreißig Augenpaare hinweg, in denen es vor Verlangen und Bosheit glitzerte. Vierunddreißig. Das war eines zu viel.
    Er ließ den Dolch auf die junge Frau herab fahren. Ein Stich in den Unterleib, dann in die Brust. Das scharfe Metall schnitt zielsicher durch das Fleisch. Zurück blieben dünne Linien, die sich zu einem magischen Symbol zusammensetzten. Das Zeichen der-Toten! Aus den Wunden rann kein Blut.
    »Es ist getan!«, rief der Meister atemlos.
    Die Adepten hielten den Atem an, als sich die Glieder der Toten bewegten. Ihre Augenlider flatterten. Sie öffnete den Mund, wie um gierig nach Luft zu schnappen - Luft, die ihre zerstörten Lungenbläschen ohnehin nicht mehr verarbeiten konnten.
    Die Untote winkelte die Arme an, drehte den Kopf und starrte auf die Ziege, die ängstlich an der Kette riss. Langsam setzte sich die Wiedergängerin auf. Sie packte den Leib der Ziege, die ihr entweichen wollte. Das Meckern des Tieres hallte schaurig durch den Saal.
    Die Untote schlug die Zähne in den Hals der Ziege. Blut spritzte über ihr Gesicht und die zuvorderst stehenden Adepten. Das Tier zuckte, während die Untote mit Zähnen und Klauen das Fleisch aus dem sterbenden Körper riss. Zurück blieb eine blutige Masse, die vor dem Altar verendete.
    Die Untote streckte sich und starrte ins Leere. Ihr Gesicht und ihr Leib waren blutverschmiert. Der Meister trat hinter sie und legte ihr den Dolch an die Kehle, genau an die Stelle, an der sich die Halswunde befunden hatte. Ein Schnitt genügte, und die Untote stürzte zu Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte.
    Atemlose Stille herrschte.
    Der Meister hob beschwörend die Arme. »Es ist getan! Dem Leib wurde das Leben zurückgegeben und wieder genommen - SEIN Atem hat den toten Körper erfüllt, und SEIN Atem hat ihn nun wieder verlassen.«
    Gemurmel wehte durch die Halle. Nicht wenige Augenpaare waren weit aufgerissen, schockiert über das, was sie gesehen hatten. Der Meister genoss den Triumph. Er hatte noch lange nicht genug. Er würde sie wieder und wieder herausfordern, und sie würden ihn auf seinem Weg begleiten - und schließlich ihr Leben opfern, um ihm den Wunsch nach umfassender, grenzenloser Macht zu erfüllen…
    Doch noch während er das Gefühl des Triumphes genoss, geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte.
    Die Blicke der Adepten richteten sich auf die Untote. Der Meister vor dem Altar erstarrte zu Stein. Voller Entsetzen verfolgte er das, was nicht sein durfte und dennoch mit der größten Selbstverständlichkeit geschah.
    Der Leichnam, den er mittels IHRER Magie zum Leben erweckt und anschließend wieder getötet hatte - bewegte sich wieder…
    ***
    Josef Maloys Hände waren schweißgebadet, als er seine Wohnungstür aufschloss. Den schwarzen Lederkoffer, in dem die verräterische Kutte steckte, schleuderte er achtlos in die Ecke.
    Mit zitternden Händen goss er sich einen Bourbon ein.
    Das war zuviel für ihn gewesen. Der
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