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0790 - Der Satanskopf

0790 - Der Satanskopf

Titel: 0790 - Der Satanskopf
Autoren: Jason Dark
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rötlich, aber auch ein blauer Schein war ihnen oftmals zu eigen. Die Mäuler der Gesichter standen offen. So weit aufgerissen wie eben möglich. Immer, wenn Coleen hinschaute, überkam sie das Gefühl, als warteten diese Masken darauf, sie verschlingen zu können.
    Eigentlich hätte es still sein müssen, totenstill. Abgesehen von ihrem Atmen hörte Coleen auch andere Geräusche. Nicht nur die fernen des am Haus Vorbeifliessenden Verkehrs, es klangen auch Laute dazwischen, die ihr überhaupt nicht passten und vergleichbar waren mit einem geheimnisvollen Flüstern und Raunen, als wären Geister dabei, sich allmählich bemerkbar zu machen schienen.
    Coleen fühlte sich immer unwohler. Sie schwitzte, obwohl es nicht so warm war. Für sie war die Luft einfach stickig, schwer zu atmen, und ihr passte auch der ungewöhnliche Geruch nicht. Sie war nicht in der Lage, ihn zu identifizieren, er war einfach anders. Eine Mischung aus altem Staub und brüchigem Stoff, dazwischen durch etwas Scharfes gewürzt, das sie an Rauch oder an den Geruch kalter Kerzendochte erinnerte.
    Es dauerte eine Weile, bis sie es schaffte, wieder normal zu denken. Wenn sie es nicht nötig gehabt hätte, die verdammte Rolle zu kriegen, wäre sie erst gar nicht hergekommen. So aber hatte sie einfach kommen müssen, und nun hockte sie hier und wartete, beobachtet von den funkelnden Augen der Masken und Monster. Ein Schauer rann über ihren Rücken. Sie zerrte am Saum des schwarzen Minis, ohne den Rock jedoch näher an die Knie schieben zu können.
    Der rote Pullover kratzte plötzlich auf ihrer Haut, und in den braunen Haaren schienen knisternde Funken den Weg zu finden. Irgendwie fühlte sie sich aufgeladen und nervlich bereits dicht an der Schmerzgrenze.
    Verdammter Bastard!, dachte sie und meinte damit Juri Sarrazin, einen Mann, den kaum jemand leiden konnte. Zumindest kannte sie keinen Menschen, der positiv über ihn gesprochen hätte. Leider war er gut in seinem Beruf, er hatte die besten Beziehungen, er konnte schalten und walten, da seine Filme niemals Flops gewesen waren.
    Solche Leute konnten dann bestimmen. Sie schafften es, Karrieren aufzubauen und sie noch schneller zu zerstören.
    Das wusste Coleen. Sie dachte an ihre letzte Chance und wünschte sich, ein Mann zu sein. Frauen nahm man das Alter übel, bei Männern spielte das keine so große Rolle.
    Verdammt, sie hatte die Dreißig schon längst überschritten und wanderte mit Riesenschritten auf das nächste Jahrzehnt zu. Wer so alt war, hatte im Filmgeschäft kaum gute Chancen, es sei denn, er gehörte zu den arrivierten Schauspielern, die auf der Bühne standen. Davon war Baker meilenweit entfernt.
    Die eine Rolle noch.
    Sie hatte jetzt zwei Jahre Pause gehabt, war in einigen Werbespots aufgetreten, hatte einen Softporno abgelehnt, wo sie die Rolle einer Puffmutter spielen sollte, und ihr Agent hatte schon ein bedenkliches Gesicht gezogen, als er davon erfuhr.
    »Besser als gar nichts«, hatte er damals gesagt und ihr erklärt, dass sie diese Rollen nicht immer ablehnen konnte.
    Daraufhin hatte sie wütend das Büro des Mannes verlassen, und nun hockte sie hier und fühlte sich wie in einem Gefängnis. Die Luft um sie herum hatte sich erwärmt, war viel dichter geworden. Und immer wenn Coleen Atem holte, verteilte sie sich wie eine pelzige Wärme in ihrem Mund. Coleen glaubte dann, die Gerüche sogar schmecken zu können.
    Sie schüttelte sich. Die Kehle saß zu. Auf dem Kopf und im Nacken spürte sie das Kribbeln. Hinter der Stirn pochte es. Schweiß hatte sich in den Achselhöhlen gebildet, ihr Deo kämpfte gegen den Geruch an. Sie konnte auch nicht mehr länger auf diesem verdammten Stuhl hocken bleiben und stemmte sich deshalb in die Höhe.
    Schwerfällig wie eine alte Frau, dachte sie. Hinzu kam, dass ihr die Gelenke schmerzten, sie dachte an Rheuma, was natürlich Unsinn war, denn davon hatte sie höchstens gelesen und es niemals am eigenen Leibe gespürt. Außerdem fand sie sich für eine derartige Krankheit zu jung.
    Sie stand vor dem Sessel.
    Warum zittern denn meine Knie? Warum habe ich Angst? Weshalb schlägt mein Herz so heftig?
    Fragen, die sie quälten und bei ihr ein leichtes Schwindelgefühl erzeugten. Als Coleen die ersten beiden Schritte gegangen war, kam ihr der Boden vor wie eine schiefe Ebene, die vor den Füßen nach vorn hin wegfiel.
    Nur für einen Moment überkam sie dieses Bild, dann war wieder alles normal.
    Sie blieb stehen.
    Durchatmen!, schärfte sie sich
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