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079 - Die Dämonenstadt

079 - Die Dämonenstadt

Titel: 079 - Die Dämonenstadt
Autoren: Brian Elliot
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ihm nicht mehr ein. Zu lange schon war es her, seit er noch mit heißem Kopf den alten Geschichten gelauscht hatte.
    Der Rappe trottete mit hängendem Kopf in die ehemalige Main Street. Terry Douglas verstand selbst nicht, warum das Tier ihn auf einmal nicht mehr interessierte. Er saß still im Sattel und ließ das Bild der toten Stadt auf sich einwirken.
    Die rund vierzig Häuser waren halb verfallen. Glaslose Fensterhöhlen gähnten dunkel. Die Stepwalks waren an vielen Stellen eingebrochen. Ein Windrad drehte sich nicht mehr. Nutzlos stand es gegen die azurne kalte Bläue des Himmels. Die Farben der einst bunten Häuser waren abgeblättert. Und überall lag der Sand der Sierra, saß in jeder Ritze, hatte die ganze Stadt mit einer gelblich grauen Schicht überzogen.
    Terry Douglas saß ab. Das geschah beinahe gegen seinen Willen. Doch er konnte sich der Faszination des Morbiden nicht entziehen, das die Stadt ausstrahlte, das ihr zur Natur geworden war.
    Der junge Mann watete durch den Staub eines Jahrzehnts. Bruchstückhaft fiel ihm die Geschichte der Stadt wieder ein. Es hätte des verwitterten Schildes am Ortsrand nicht mehr bedurft, um ihm den Namen dieser Stadt wieder ins Gedächtnis zu bringen.
    Goodluck-Town.
    Eine Stadt des Lasters und des Verbrechens. Die Worte eines Wanderpredigers fielen ihm ein, der bei einem Rodeo in Yuma zu der Menge gesprochen hatte. Er hatte von Goodluck-Town als der Stadt der Verderbnis gesprochen und ihren Untergang mit dem Sodoms und Gomorras verglichen. Nur war hier Jahve nicht mit Feuer und Schwert aufgetreten, sondern mit glühendheißem Wüstensand und jahrelanger Dürre.
    Der Goldrausch war bald vorüber gewesen. Die wenigen Adern waren bald gebrochen. Die Abenteurer zogen weiter, die gescheiterten Existenzen blieben. Vorübergehend hausten Banditen in den alten Mauern, doch auch sie wurden im Laufe der Jahre von einer gnadenlosen Natur vertrieben.
    Goodluck-Town wurde zur Geisterstadt, überdeckt von einem Mantel aus Staub und Vergessen.
    Es war totenstill. Nur das Klimpern der Sporen belebte die glosende Mittagshitze. Ein beklemmendes Gefühl beschlich Terry Douglas. Und doch ging er weiter die Main Street hinauf.
    Das Blut gefror ihm in den Adern, als er plötzlich seinen Namen rufen hörte.
    Seine Hand fuhr hinunter zum Kolben seines Revolvers.
    Aber da war nichts, worauf er die Mündung seiner Waffe hätte richten können- Narrten ihn die Sinne? Ging die Phantasie mit ihm durch Er lauschte angestrengt in das sonnendurchflutete Nichts. Der ständig wehende Wind aus der Sierra pfiff an den Hauswänden entlang und brachte die Luft zum Singen. Ein dumpfes Knarzen drang aus einem der Häuser. Terry Douglas fuhr zusammen. Seine Nackenhaare stellten sich auf.
    Obwohl ihm der Schweiß auf der Stirn stand, fröstelte er plötzlich.
    Das schwarze Pferd war. stehengeblieben und starrte ihn aus leuchtend roten Augen an.
    Wieso roten Augen?
    Terry Douglas kniff die Augen zusammen. Automatisch griff er zur Feldflasche, die an seinem Gürtel hing. Ein Schluck würde ihm gut tun. Seine Lippen fühlten sich plötzlich so trocken an. Trocken wie die verblichenen Fassaden der Häuser.
    Als er die Augen wieder öffnete, war das Pferd verschwunden. Einfach verschwunden.
    Aber das war doch nicht möglich!
    Die Flasche entfiel Terry Douglas’ Händen. Das Gefühl der Beklemmung wurde abgelöst von dem der Angst.
    Einer panischen tödlichen Angst.
    Terry Douglas spürte, wie sein Herz sich verkrampfte, wie seine Muskeln wild und unkontrolliert zu zucken begannen. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er immer größer werden.
    Warum war die Straße plötzlich so eng Die Hauswände kamen auf ihn zu, wie die Mauern einer Zelle.
    Todeszelle.
    Die Straße wurde enger und enger. Der Himmel verfinsterte sich von einer Sekunde zur anderen. Es war als wäre die Sonne ausgeknipst worden. Vom Horizont schob sich blutrot eine Wolke über die Berge, und diese Wolke senkte sich auf Terry Douglas herab, schloß ihn ein in feurige Nebel.
    Dann hörte er die Stimme deutlich. Sie hämmerte überlaut in seinem Gehirn.
    »Terry Douglas«, rief hohl diese Stimme.
    Der junge Mann stolperte vorwärts, umwallt von den roten Nebeln. Sie verschwanden so schlagartig wie sie gekommen waren, wurden abgelöst von einem kalten Blau. Es wurde eiskalt. Ein scharfer Wind pfiff Terry ins Gesicht, nadelte ihm Sand in die Haut. Terry wankte.
    »Terry Douglas! Wir haben lange auf dich gewartet.«
    Der Sohn von Will Douglas
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