Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geschrammt, auch mit dem Ohr, wo ein Holzsplitter eine Wunde hinterlassen hatte, aus der warmes Blut quoll.
    »Was ist denn los?«, keifte die Frau.
    »Ich bin ausgerutscht.«
    »Du Idiot.« Oleg hörte sie weitergehen und dann laut lachen. »Ja!«, schrillte sie. »Ja, ich habe es doch gewusst. Er ist in die Falle gegangen.«
    »Wer denn?«
    »Schau es dir an.«
    Oleg beeilte sich jetzt. Der Boden war auch nicht mehr so glatt, neben dem Haus stampfte er über dunkle Erde, und dann sah er die Gestalt seiner Frau.
    Sie hatte sich hingekniet und freute sich über das Winseln eines Tieres, das in ihre Falle gelaufen war. Breitmundig grinste sie Oleg an. In den Augen glänzte eine satanische Freude, wobei die Pupillen wie kalte Sterne schimmerten.
    Der Fuchs lebte noch. Nur kam er nicht mehr frei. Mit dem Kopf steckte er in der Eisenfalle. Sie klemmte den Hals des Tieres fest, das verzweifelt mit den Läufen scharrte und es trotzdem nicht schaffte, sich aus dieser Falle zu befreien.
    Das Eisen war in einer kleinen Mulde versteckt und unter Laub verborgen worden. Der Fuchs war auf der Suche nach Nahrung gewesen und von einem Lockstoff genau in die Mulde geführt worden. So stark er auch jaulte und schrie, sich dabei bewegte, den Kopf so gut wie möglich tiefer drückte, um den Hals unter der Eisenklemme wegzuziehen, es reichte einfach nicht aus, um sich zu befreien.
    Oleg zog sein Messer, als er sich neben die Beute kniete. Der Atem dampfte in der klaren Winternacht vor seinem Mund. Die Klinge schimmerte in einem Stahlblau, doch Olinka war dagegen, dass er das Tier endgültig tötete, um es anschließend zu häuten.
    Die Frau legte ihm eine Hand auf das Gelenk. »Nein, so wirst du das nicht machen.«
    »Was willst du denn tun?«
    Sie grinste noch breiter, obwohl dies kaum möglich war. »Ich will ihn meinen Freunden überlassen.«
    Widerwillig schaute er Olinka an. »Den… den Ratten etwa?«
    »Ja, genau ihnen.«
    »Und dann?«
    »Du wirst es sehen, ich will es sehen, wie mein Zauber wirkt. Wenn er klappt, ist das der Anfang.« Ihre Augen leuchteten, sie rieb die Hände gegeneinander, über die sie Wollhandschuhe gestreift hatte.
    Oleg wusste genau, dass er gegen seine Frau nicht ankam. Was die sich einmal vorgenommen hatte, das führte sie auch durch. Egal, was noch alles passierte.
    Zugleich erhoben sie sich. Der Mann steckte die Klinge wieder weg. Er schob sie schräg in seinen Gürtel hinein und schaute gegen den klaren Nachthimmel, der über dem Land lag. Er trat zwei Schritte zurück. Gefrorenes Laub knisterte unter seinen Sohlen, und sein Mund hatte sich zu einem harten Grinsen verzogen. Dass er sich umschaute, geschah rein prophylaktisch, es war sowieso kein Fremder in der Nähe. Um diese Zeit ließ sich eben niemand mehr blicken.
    Seine Frau ließ den Fuchs nicht aus den Augen. Sie umschritt ihn und auch die Eisenfalle. Sie ergötzte sich daran, wie er noch immer versuchte, aus der Falle zu entkommen. Dass sich das Tier quälte, machte einer Person wie Olinka nichts aus. Sie spürte ihr gutes Gefühl, das durch den Körper strich und sie in eine gewisse Hochstimmung brachte. Alles würde so laufen, wie sie es sich vorgenommen hatte. Diese Nacht war der perfekte Test.
    »Geh zur Seite!«, forderte sie ihren Mann auf. »Oder sollen dich die Ratten anknabbern?«
    »Nein.«
    Sie kicherte.
    Oleg beobachtete seine Frau mit gemischten Gefühlen. Manchmal konnte sie ihm schon eine echte tiefe Angst einjagen. In dieser Nacht hätte er sich am liebsten verkrochen, aber sie wollte auch sehen, was er tat, und aus diesem Grunde blieb er in ihrer Nähe stehen.
    Auch der Widerstand des Fuchses erlahmte. Er war noch nicht tot, er klemmte nur bewegungslos in der Falle. Manchmal nur zuckte er mit seinen Hinterläufen. Er schaute auch nicht zu, als sich Olinka in Bewegung setzte und ihn dabei kreisförmig umschritt.
    Das tat sie genau dreimal. Sie bereitete damit einen Zodiac, ein magisches Tierkreiszeichen vor, murmelte immer wieder Worte, die selbst ihr Mann nicht verstand. Olinka hatte sich intensiver mit den Kräften der Magie beschäftigt als er. Das war schon damals in der Tschechei so gewesen, und ein Ende war nicht abzusehen. Im Gegenteil, sie wollte und würde alles noch verstärken, um die Magie auch gegen die Menschen zu richten.
    Danach trachtete sie.
    Junge Menschen sollten in ihre Falle laufen, denn nur die jungen gaben ihr Kraft.
    Sie war nicht nur abgrundtief hässlich, Olinka war auch abgrundtief böse. In ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher