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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler
Autoren: Earl Warren
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Alain begriff nicht, was ihm geschah.
    Dann jedoch erblickte er sie. Nackt war sie, ungeheuer reizvoll, mit blonden Haaren, die ihr lang über die Schultern fielen und halb ihre Brüste bedeckten. Mit reizvollen Kurven und endlos langen Beinen, einem schmal ausrasierten Streifen von Schamhaaren am Unterleib.
    Der Winzersohn schluckte. Ihm wurde es heiß. Er vergaß alles andere, als er in die tiefblauen Augen blickte, den lockenden Mund sah, der ihn anlächelte und in dem weiße, ebenmäßige Zähne hinter den vollen roten Lippen blitzten.
    »Umarme mich«, flüsterte die Schöne Alain zu und zog ihn völlig in ihren Bann. »Ich gebe dir alles, wovon du jemals geträumt hast.«
    Alain vergaß alles andere. Schon immer hatte er sich gewünscht, eine so tolle Frau kennen zu lernen und in seinen Armen zu halten. Er war 23 Jahre alt und hatte außer mit Marie Godon kaum sexuelle Erfahrungen. Aus dem Dorf war er kaum je hinausgekommen, ein einfacher Winzer ohne große Träume und Ambitionen.
    Ihm reichte es, wenn er sein Auskommen hatte. Harte Arbeit war er gewöhnt. Jedoch wusste er, dass Robert, sein älterer Bruder, den Hof und auch die Pachtrechte an Zamorras Weinberg erben würde. Das geschah deshalb, damit der Besitz nicht aufgespaltet wurde, wenn er in mehrere Erbteile ging, und war Sitte so in der Gegend.
    Denn sonst hätte es bald für keinen mehr gereicht. Der Älteste erbte den Hof. Der jüngere Sohn oder die jüngeren Söhne mussten sich als Knechte verdingen oder in die Fremde gehen, zusehen, wie sie zurechtkamen. Alain Lacousse nun war bodenständig, ein wenig engstirnig, dem Neuen nicht aufgeschlossen.
    Die Heimat zu verlassen, wohl gar in die Stadt zu gehen und in einer Fabrik zu arbeiten, war ein Horror für ihn. Er war ein Landmensch, ein Bauer und Winzer. Zu der eigenen Scholle, den Reben, selbst wenn der Weinberg gepachtet war, hatte er ein besonderes Verhältnis.
    Das war sein Leben, hier hatte er seine Wurzeln. Er liebte den Geruch der fruchtbaren Erde, hing an der Heimat, mochte den Wind und das Wetter, die Hitze, selbst den Schweiß, den er bei der harten Arbeit nicht nur an heißen Tagen vergoss. Und er war sehr auf Besitz bedacht.
    Als Knecht für Fremde zu arbeiten wäre ihm verhasst gewesen. Er wollte bewahren, besitzen, das eigene Feld und den Weinberg bestellen, erleben, wie die Erde Frucht trug und sie ernten und einfahren. Nicht zuletzt deshalb, weil sie Äcker, Felder und einen eigenen Weinberg besaß, hatte Alain Lacousse sich an die Witwe Godon herangemacht.
    Ihr Mann war an Krebs verstorben. Er war ein mürrischer, harter Bauer gewesen, fünfzehn Jahre älter als Marie, die ihn wohl auch nicht ohne Hintergedanken genommen hatte. Die Ehe war kinderlos geblieben. Vor einem Dreivierteljahr hatte man den Bauern und Winzer am Friedh of in die Erde gesenkt.
    Marie Godon wollte das Trauerjahr nicht abwarten. Alain Lacousse, ein mittelgroßer junger Mann mit brauner Haartolle und Boxernase, gefiel ihr. Bei einem Tanzvergnügen waren sie sich näher gekommen. Marie Godon war eine gute Frau, vom Charakter her, mit einem gesunden sexuellen Appetit. Doch im Bett keine Offenbarung.
    Alain Lacousse war also ein wenig enttäuscht, und er träumte von anderen. Der Mensch konnte jedoch nicht alles haben, und eine zwölf Jahre ältere Frau mit Äckern und einem Weinberg war besser als eine jüngere Sexbombe mit nichts an den Füßen, wie die Bauern sagten.
    Jugend und Schönheit vergingen, ein Acker blieb. Der hitzige Alain wagte es nicht, mit einer Magd oder einer Jüngeren ein Verhältnis anzufangen, seit er mit Marie Godon liiert war. Sie war eifersüchtig, er wusste, dann hätte sie ihm sofort den Laufpass gegeben. In der Kreisstadt zu Prostituierten gehen mochte Alain nicht, das widerstrebte ihm vom Gefühl her, er war auch zu geizig dazu.
    Also blieb er recht unbefriedigt.
    Bis jetzt, da sich ihm die Verkörperung all seiner sexuellen Träume und Wünsche zeigte. Er vergaß alles andere, sämtliche Hemmungen und Warnsignale waren aus seinem Gehirn weggewischt.
    Die reizvolle Blondine wiegte sich vor ihm in den Hüften, bog sich ihm entgegen.
    »Wer bist du?«, fragte Alain.
    »Das wirst du spüren, wenn du mich in die Arme nimmst«, erhielt er zur Antwort. »Ich bin eine Zauberin, eine Fee. Die Zeit wird stillstehen, während wir uns lieben, und niemand wird es bemerken. - Mon eher.«
    Der Winzersohn verfiel völlig dem Zauber der Schönen. Er umarmte sie, roch ihren Duft, der sich von Marie Godons
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