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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler
Autoren: Earl Warren
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öffnete ein Tor, das zugefallen war.
    Dann hielten sie an der Stelle, an der es geschehen war, ziemlich weit oben am Weinberg mit den Rebenreihen. Die Spritze, mit der Lacousse senior Schädlingsvernichtungsmittel gesprüht hatte, lag auf der einen Seite des Weges. Auf der anderen hatten sein Sohn Alain und Malteser-Joe den Boden gelockert und die Rebstöcke beschnitten und an den Pflöcken festgebunden.
    Robert Lacousse war nicht mit dabei gewesen, er hatte anderswo zu tun gehabt. Erst im Dorf, als er hörte, dass sein jüngerer Bruder verschwunden war, war er dazugestoßen.
    Die Fünf stiegen aus. Malteser-Joe deutete, und sie gingen zu der Stelle, an der Alain Lacousse zuletzt gestanden hatte. Die Spuren, die zu erkennen waren, wirkten völlig normal. Alain Lacousses Winzerhacke lag da, nicht weit entfernt der Draht, mit dem er Rebstöcke festgebunden hatte, und seine Trinkflasche mit dem Gemisch aus Wasser und Wein.
    Die Rebschere jedoch, die er gebraucht hatte, und die Zange, mit der er den Draht durchkniff, waren verschwunden. Auch, was er sonst noch am Leibe getragen oder festgehalten hatte.
    Zamorra zögerte. Sein Amulett hatte sich erwärmt, und er spürte eine bedrohliche Aura. Es war nicht die eines Höllendämons, es sei denn, dass dieser sie verfälscht hätte.
    »Ich werde die Zeitschau anwenden«, sagte der Parapsychologe und nahm das an einem- Band hängende Amulett von seinem Hals.
    Die drei Dorfbewohner beobachteten ihn. Endlich wurden sie einmal Zeuge, wie der berühmte, bei allen im Dorf hoch angesehene Schlossbesitzer und Dämonenjäger Zamorra eines seiner Hilfsmittel einsetzte. Malteser-Joe betrachtete zudem den Blaster an Nicoles Seite.
    Bei einer früheren Gelegenheit hatte er Nicole schon mal gefragt, wie die Waffe funktionierte, und die Antwort erhalten, das würde er doch nicht kapieren. Die Abfuhr sparte er sich nun.
    Zamorra hielt das handtellergroße silberne Amulett mit dem Drudenfuß und den geheimnisvollen Zeichen zwischen den Fingern. Er konzentrierte sich. Die Zeitschau ermöglichte es, bis zu 24 Stunden rückläufig in die Vergangenheit zu blicken und einen Vorgang zu rekonstruieren.
    Sie kostete jedoch viel Energie.
    Wie auf einem Mini-Bildschirm erschienen Bilder in der Mitte des Amuletts. Alle konnten sie sehen. Armand und Robert Lacousse waren betroffener als Malteser-Joe, was verständlich war, handelte es sich bei dem Verschwundenen doch um den Sohn und den Bruder. Das traf hart, und es ging bis ins Innerste.
    Der 58jährige Armand, der wie Malteser-Joe grobe Arbeitskleidung und derbe Schuhe trug, räusperte sich.
    »Ob Alain vielleicht doch noch lebt?«, fragte er mit verzweifelter Hoffnung.
    Zamorra wollte sie ihm nicht rauben, obwohl er da wenig Hoffnung hatte.
    »Still«, bat er.
    Das Amulett zeigte rückwärts laufend die Bilder dessen, was sich abgespielt hatte, wie bei einem Mini-Kino. Man sah die drei Männer - Armand, der mit dem Flüssigkeits-Tornister auf dem Rücken durch die Rebstockreihen schritt, und die beiden anderen Männer auf der anderen Seite vom Weinberg.
    Zamorra konzentrierte sich auf Alain Lacousse, der, wie man per Bild sah, pfiff. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war es ein fröhliches Lied, die Töne hörte man bei der Bildschau nicht. Alain wandte sich an Malteser-Joe, der ein Stück von ihm entfernt einen Rebstock beschnitt.
    »Da hat er zu mir gesagt, heute Abend wollte er die Witwe Godon besuchen«, erklärte Malteser-Joe. »Er hatte schon seit einer Weile ein Verhältnis mit ihr.«
    Alain Lacousse war völlig ahnungslos gewesen, was ihm bevorstand. Zamorra ging zeitlich ein Stück zurück, dann mit der Bildschau nach vorn, wie mit Vorwärts- und Rückwärtslauf.
    Alains Gesichtsausdruck veränderte sich. Er lächelte verzückt, als ob er ins Paradies blicken würde. Dann ließ er die Hacke fallen, mit der er den Boden aufgelockert hatte, und machte zwei Schritte vor.
    ***
    Eine Weile zuvor
    Alain Lacousse, der Winzersohn, hatte gerade mit Malteser-Joe über die Witwe Godon gesprochen, eine derbe Mittdreißigerin. Sie war tüchtig und sparsam und konnte anpacken, was für eine Winzerfrau große Vorteile waren. Doch eine Schönheit mit Sexappeal und einem Flair, das jeden Mann betörte, war sie nicht.
    Alain hörte Malteser-Joes Stimme plötzlich nicht mehr Das Summen der Insekten verstummte. Ein kühler Hauch wehte den jungen Mann im blauen Arbeitsanzug an.
    Eine dunkle Sphäre umgab ihn. Wie durch einen Filter sah er die Umgebung.
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