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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler
Autoren: Earl Warren
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Frühjahrskleid flüsterte Zamorra zu. Er winkte jedoch ab.
    »Kümmere du dich bitte darum, Nici. Ich bin nicht zu sprechen. Es wird irgendeine Bagatelle sein.«
    Nicole meldete sich. Ihre Haltung straffte sich, als sie hörte, was Mostache, der Wirt des Lokals ›Au Diable‹ in Zamorras Dorf, ihr entgegensprudelte.
    Abermals wendete sie sich an Zamorra.
    »Der junge Alain Lacousse ist vor einer knappen halben Stunde verschwunden«, meldete sie.
    »Lacousse? Alain Lacousse?«, fragte Zamorra, mit einer Spur von Interesse. »Ist das der Sohn meines Weinbergpächters Armand Lacouste, dessen vorzüglichen Rotwein Asmodis bevorzugt?«
    Ein Schimmer des früheren Humors blitzte bei ihm auf.
    »Ein Sohn von Armand Lacousse«, berichtigte ihn Nicole. »Der alte Armand hat zwei Söhne. Malteser-Joe hat ihm und seinem Vater bei der Arbeit im Weinberg geholfen. Plötzlich schrie Alain schrecklich auf. Beide sahen, wie er verzweifelt zappelte - wie ein Fisch am Angelhaken beschrieb es Malteser-Joe. Dann ist er verschwunden. Und eine Aura des Todes, die selbst der unsensible ehemalige Fremdenlegionär Fronton - Malteser-Joe -spürte, blieb zurück. Die beiden Männer suchten Alain. Von Grauen gepackt, das sich ihrer mehr und mehr bemächtigte, fuhren sie mit dem Traktor ins Dorf. Mostache, den sie aufsuchten, hat uns sofort angerufen.«
    Der Kneipenwirt war zugleich auch das Dorfoberhaupt, oder vielmehr, wie nicht nur böse Zungen behaupteten, seine Ehefrau war das. Denn sie hatte, wie es landläufig hieß, bei den Mostaches die Hosen an.
    Zamorra überlegte nicht lange. Er sprang auf.
    »Wir müssen ins Dorf fahren«, sagte er.
    Nur wenige Minuten später fegte der silbermetallicfarbene BMW 740i Zamorras durchs Schlosstor, die Straße hinunter ins Dorf. Zamorra trug sein legendäres Amulett um den Hals. Nicole hatte einen E-Blaster am Gürtel ihres Overalls, den sie rasch gegen das Kleid ausgewechselt hatte. Der Einsatzkoffer, bestehend aus Aluminium, mit magischen Gemmen, Salben, Tinkturen, Kräutern, Weihwasser und dergleichen, lag auf dem Rücksitz.
    Der BMW stoppte im Dorf vor dem Lokal. Mostache, der Wirt, und einige Dorfbewohner standen im Hof. Der ziemlich kleine Wirt mit der Baskenmütze und dem nach oben gezwirbelten Schnurrbart mit den dünnen Enden war sehr aufgeregt.
    Zamorra und Nicole sahen den schwerfällig wirkenden, stämmigen Pächter Armand Lacousse und seinen unrasierten, hochgewachsenen zweiten Sohn Robert. Mostache trug die Lederschürze, die er bei seiner Arbeit als Wirt meist anhatte.
    Wenn er das Bürgermeisteramt versah, legte er sie ab, womit die Formalitäten erledigt waren und jeder Bescheid wusste. Der hagere ehemalige Fremdenlegionär Gérard Fronton, genannt Malteser-Joe, stand bei ihnen. Fronton war ein harter Bursche.
    Jetzt war er blass. Seine Hände zitterten leicht, als er sich eine Gauloise ansteckte.
    »Noch nie habe ich jemanden so schreien gehört wie Alain«, sagte er, als der Professor und Nicole ausgestiegen waren. »Und ich habe viele schreien gehört während meiner Zeit bei der Legion etrangère. Weiß Gott oder weiß der Teufel.«
    Er fuhr nach kurzer Pause fort, die er brauchte, um seine Erschütterung zu überwinden: »Er schrie, als ob sein Innerstes herausgerissen würde. Das war kein normaler Todesschrei, das war - etwas anderes.«
    »Wir fahren zu der Stelle, an der er verschwand«, sagte Nicole.
    Wortlos stiegen sie und der Professor wieder ein. Zamorra war für einen Außeneinsatz eigentlich zu elegant gekleidet mit seinen Nobeljeans und dem Seidenhemd. Doch er hatte keine Zeit gehabt, um sich umzuziehen. Vater und Sohn Lacousse und Malteser-Joe klemmten sich auf den Rücksitz.
    Zamorra wusste, wo sich Lacousses Weinberg befand. Nicole hielt ihr Handy in der Hand, um jederzeit erreichbar zu sein. Wie Zamorra auch beachtete sie die Umgebung und achtete auf alles Ungewöhnliche und auch auf die Warnsignale ihres Instinkts.
    Oft genug schon hatte sie rein gefühlsmäßig gespürt, dass dämonisches Wirken im Gang war. Zamorra verließ sich da lieber auf sein Amulett statt auf die Intuition.
    »Was ist der Unterschied zwischen einem normalen und einem abnormalen Todesschrei?«, fragte Nicole den Ex-Legionär.
    »Wenn Sie Alain gehört hätten, wüssten Sie es, Mademoiselle«, erwiderte Malteser-Joe knapp.
    Zamorra fuhr in die Weinberge hoch, was die Stoßdämpfer seines BMWs arg beanspruchte. Manchmal war der Weg so schmal, dass der BMW kaum durchpasste. Robert Lacousse
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