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0784 - Avalons Geistergräber

0784 - Avalons Geistergräber

Titel: 0784 - Avalons Geistergräber
Autoren: Jason Dark
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Hände vor sein Gesicht. In dieser Haltung blieb er stehen. Suko wunderte sich immer mehr. Er wollte ihm schon eine Frage stellen, als der Abbé die Hände sinken ließ und seine Drehung fortführte, so weit, bis er den Inspektor anschauen konnte.
    Beide waren relativ weit voneinander getrennt. Trotzdem entdeckte Suko die Veränderung im Gesicht des Templers. Es war nicht der Ausdruck, über den er stolperte, sondern etwas völlig anderes. Das Staunen in Blochs Gesicht vergaß er, dafür konzentrierte er sich auf die Augen. Sie hatten sich verändert, sie waren nicht mehr so schrecklich leer und weiß, sie sahen anders aus.
    »Suko…«, flüsterte Bloch so leise, dass der Angesprochene Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    »Ja, was ist…?«
    Der Abbé kam zitternd näher. »Suko – ich… ich … muss es dir sagen. Ich muss es einfach tun, du hast es ja selbst erlebt.«
    »Okay, was ist?«
    Der Templer blieb stehen. Er schnaufte beim Einatmen und sagte dann: »Ich kann wieder sehen…«
    ***
    Suko erwiderte nichts. Er blieb unbeweglich stehen. Die Lippen lagen fest zusammen, und er hatte das Gefühl, von einer Eiskruste umgeben zu sein, obwohl ihn das Phänomen nicht betraf. Er richtete seinen Blick gegen den Himmel und sah oberhalb des hellen Nebels das azurfarbene Blau des Firmaments schimmern.
    »Hast du gehört, Suko?«
    Der Inspektor nickte.
    »Ich kann wieder sehen. Es ist so wunderbar, so einmalig. Es ist tatsächlich ein Wunder. Aber ich habe es gespürt, ich wusste ja, dass wir hier auf etwas treffen, über das wir kaum sprechen, das wir uns auch nicht erklären können. Man hat mir mein Augenlicht zurückgegeben. Ich sehe den grünen Rasen, ich sehe die Mauern, ich sehe den Dunst, ich sehe auch den Himmel darüber, und ich sehe dich.«
    Für Suko war dies noch kein absoluter Beweis, denn so ähnlich hatte er dem Abbé die Umgebung auch beschrieben. Er wollte aber mehr wissen und fragte deshalb, nachdem er sich zweimal die Kehle freigeräuspert hatte: »Dann sag mir bitte, welche Kleidung ich trage.«
    Bloch nickte. »Gern. Ich freue mich sogar über den Test. Ich kann auch verstehen, dass du misstrauisch bist. Ich wollte es kaum selbst glauben, aber ich merkte die Veränderung bereits, als ich das Tor durchschritten habe. Ich sehe dich, und ich sage dir, dass du dunkle Schuhe trägst, eine grüne Hose aus Cord, ein blaues Hemd mit dünnen, grünen Quer- und Längsstreifen und eine graue Jacke, die du nicht geschlossen hast. Dein Gesicht ist ziemlich bleich geworden, wahrscheinlich vor Überraschung. Habe ich in allem Recht?«
    Suko musste erst zweimal schlucken, bevor er eine Antwort geben konnte. Er hatte die Überraschung noch immer nicht überwinden können, und seine Worte bestanden auch nur aus einem Flüstern.
    »Ja, mein Freund, du hast Recht, du hast in allem Recht. Mit jedem Wort hast du ins Schwarze getroffen.«
    Bloch atmete tief aus. Es klang erleichtert. Dann setzte er sich in Bewegung und ging auf Suko zu. Die ersten Schritte sehr langsam, schließlich lief er schneller und erinnerte Suko dabei an ein Kind, das in die Arme seines Vaters laufen wollte. So ähnlich war es auch hier, denn Suko fing den Templer auf, der sich kaum beruhigen konnte und immer wieder davon sprach, dass er sehen konnte. Der Fluch und die Krankheit waren genommen. Avalon, dieses geheimnisvolle Reich, hatte das Wunder tatsächlich vollbracht.
    Die beiden Männer standen unbeweglich. Suko wusste selbst nicht, was er dazu sagen sollte. Er war auch wie vor den Kopf geschlagen, denn damit hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Während der Abbé Worte flüsterte, die keiner von ihnen verstand, dachte der Inspektor darüber nach, wie es wohl möglich gewesen war, dass ein derartig prägnanter Fall eintrat.
    Hing es nur mit der Nebelinsel zusammen oder mit dem feinen Dunst, der über ihnen beiden dieses ungewöhnliche Kuppeldach gebildet hatte. Er wäre über eine dritte Person sehr froh gewesen, die ihm hätte eine Auskunft geben können, aber sie waren und sie blieben auch weiterhin allein.
    Bloch weinte. Er hatte sich von Suko gelöst und wischte die Tränen aus den Augen. »Du glaubst gar nicht, welch ein Gefühl es ist, wieder die Umgebung erkennen zu können. Meine Augen sind so klar wie die eines gesunden Kindes. Ich erkenne einfach alles, ich bin so glücklich, ich benehme mich schon seltsam, doch ich denke, du wirst es mir verzeihen.«
    »Und ob ich dir das verzeihe«, erwiderte Suko lächelnd. »Nur
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