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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum
Autoren: Jason Dark
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de Rijber blieb auf dem Rücken liegen. Mehr wabbelnde und fettige Qualle als ein Mensch. Er atmete nicht, er keuchte und verfluchte sich selbst, dass er dieses Geräusch nicht identifizieren konnte. Es wies dem Eindringling genau den Weg.
    War es nicht unmöglich, in ein derartig gut bewachtes Haus einzudringen?
    Normalerweise ja, doch da gab es eine Linda Vermool, eine Frau, die als Hexe bezeichnet wurde und der der Teufel persönlich satanische Kräfte verliehen haben sollte.
    Hexen waren anders…
    Er schluckte, befeuchtete mit der Zunge seine dicken Lippen, wo alter Speichel getrocknet war und in den Mundwinkeln eine weiße Schicht hinterlassen hatte.
    Wieder das Geräusch.
    Ein leises Schaben oder Kratzen. Diesmal an einer anderen Stelle, und zwar rechts von seinem Bett. Doch auf der linken Seite hörte er das Gleiche, und Piet de Rijber wurde plötzlich zu Stein. Nichts an seinem massigen Körper bewegte sich noch, er war erstarrt. Angst hatte sich von den Zehenspitzen her bis in seine Stirn hinauf ausgebreitet. Piets Haare stellten sich zwar nicht auf, doch das Rieseln auf der Haut ähnelte dem Gefühl.
    Da war jemand im Zimmer.
    Piet hatte so lange den Atem angehalten, bis er nicht mehr konnte.
    Als er ihn jetzt ausstieß, spürte er gleichzeitig die Bewegung auf seinem Bett. Ein fetter Klumpen wie ein zur Gestalt gewordener Albtraum hockte in seiner Nähe.
    Er konnte noch nichts sehen, weil er so flach lag, doch Piet bezwang seine aufsteigende Panik und richtete sich auf, zumindest einen Teil des Oberkörpers.
    Die Matratze bewegte sich unter ihm.
    Das Laken schabte und knisterte. Er selbst holte röchelnd Luft und sein Blick glitt starr nach vorn, dem Fußende des Bettes entgegen.
    Da saß der Klumpen.
    Piet presste die Hand gegen den Mund, um ein Keuchen zu vermeiden. Nur Augen, Stirn und ein Teil seiner Nase lagen noch frei, und alles glänzte, als wäre es mit Öl eingerieben worden. Die Furcht hielt ihn voll und ganz in ihren Klauen, er zitterte, ohne es zu wollen, und dieses Vibrieren pflanzte sich auch auf dem Bett fort, sodass der dunkle Klumpen ebenfalls in Schwingungen geriet.
    Er rührte sich trotzdem nicht.
    Piet de Rijber musste sich überwinden, um einige Worte zu sprechen. Die Hände verkrallte er dabei am oberen Rand des Lakens, als hätte er dort einen besonders guten Halt. Während er sich noch weiter aufrichtete und ein »Verdammt, wer bist du?« ausstieß, zerrte er das Laken von seinen Füßen weg, sodass diese frei lagen.
    Im selben Augenblick bewegte sich der tiefschwarze Klumpen nach rechts. Es geschah sehr träge. Er nahm dabei eine andere Form an. Etwas Langes bewegte sich vor, schwebte für kurze Zeit in der Luft, was Piet sogar faszinierte.
    Einen Moment später schrie er auf!
    Da hatte die Pfote zugeschlagen, und ein heißer Schmerz zuckte durch seinen Fuß, wo scharfe Krallen die Haut aufgerissen hatten.
    Eine Katze!, schoss es Piet de Rijber durch den Kopf. Eine verdammte, eine verfluchte Katze! Er jammerte, zog den rechten Fuß ruckartig zurück unter die Bettdecke, wo das Blut die feine Seide tränkte.
    Das Tier miaute. Piet schaute in die Richtung, wo der Fuß verschwunden war, und er sah jetzt die türkisfarben leuchtenden Augen, die in dem schwarzen Gesicht wie kalte Edelsteine wirkten. Er fürchtete sich, er wollte aus dem Bett und schaffte es, sich nach rechts zu wälzen.
    Der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken.
    Vom Boden her jagte ein Schatten in die Höhe.
    Eine zweite Katze!
    Ebenfalls schwarz wie die Nacht, und sie hockte plötzlich vor seinem Gesicht, so dicht, dass die Fellhaare über seine Haut strichen, für Piet ein schlimmes, beinahe schon tödliches Gefühl, und der Schreck vereiste ihn.
    Starr blieb er liegen.
    Die Katze drehte den Kopf. Am Fußende des Bettes bewegte sich die zweite. Piet nahm kaum wahr, dass sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung unter die Decke schob, um sich näher an seinen nackten Körper heranzuschieben. Er hatte nur Blicke für die zweite Katze, und die hockte so nah vor ihm, dass ihm die glühenden Augen riesengroß erschienen.
    Augen ja, aber was für welche!
    Piet de Rijber kannte sich nicht besonders mit Tieren aus, aber was er da sah, das waren nicht die Augen einer Katze, sondern die eines – er wollte es kaum glauben – eines Menschen. Und verdammt noch mal, er hatte sie schon einmal gesehen. Erinnerungen stiegen in ihm hoch. Diese Augen waren ihm bekannt. Vor gar nicht langer Zeit hatte er in sie hineingeschaut, nur
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