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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum
Autoren: Jason Dark
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sein Magen produzierte zu viel Säure, was bei ihm ein Sodbrennen bewirkte. Das Zeug stieg bitter in seine Kehle, er schluckte es wieder runter und ekelte sich noch einmal.
    Er war beunruhigt, obwohl nichts passiert war. Er musste es genau wissen und hob den Hausapparat ab, um mit den beiden Aufpassern zu telefonieren.
    Der eine meldete sich sofort.
    Piet de Rijber holte noch zweimal Luft, bevor er überhaupt sprechen konnte. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, Piet, nichts passiert.«
    »Haltet trotzdem die Augen offen.«
    »Machen wir.«
    »Gut.«
    Der Wächter legte auf und stieß seinen Kollegen an, der beinahe eingeschlafen war.
    »Was ist denn?«
    »Unser Prinz spinnt mal wieder.«
    »Lass ihn doch.«
    »Sicher, soll er. Der scheißt sich vor Angst bald in die Hose. Ich verstehe das nicht. Wenn ich Jan wäre, hätte ich ihn schon längst in die Wüste geschickt.«
    »Lass ihn das nur nicht hören, dann macht er dich einen Kopf kürzer und wirft dich in einen Kanal.«
    Piet de Rijber hörte nichts von dem Gespräch. Nervös wanderte er durch das große Zimmer. Er steckte voller Unruhe und griff schließlich zur Flasche. Es war ein Himbeerlikör, den er so gern trank. Ein klebriges Zeug, was ihm nichts ausmachte. Er nahm kein Glas, sondern schluckte direkt aus der Flasche.
    Irgendwann konnte er nicht mehr, da streikte sein Körper, und er fühlte sich matt und tot. Mit müden Schritten wankte er in sein Schlafzimmer, das von dem großen runden Bett beherrscht wurde.
    Die Wände sowie die Decke waren mit Rauchglas-Spiegeln versehen. Hier konnte er sich selbst bei seinen Aktivitäten beobachten.
    Doch in dieser Nacht hasste er die Dinger plötzlich.
    Ihm fiel ein, dass er die leere Flasche noch immer festhielt. In einem Anfall von Wut schleuderte er sie von sich, genau in einen Spiegel hinein.
    Das Glas zerplatzte. Splitter peitschten in den Raum zurück, jagten teilweise wie scharfe Messer durch die Luft, und er musste sich ducken, um nicht getroffen zu werden.
    Wütend schrie er auf, als er bemerkte, dass ihn doch eine Scherbe erwischt hatte. Sie steckte in seinem Handgelenk. Er riss sie heraus und schaute zu, wie sich der Blutstropfen zu einer kleinen Lache erweiterte. Mit einem Handtuch tupfte er das Blut ab, band es sich dann um die Hand, weil sich die Wunde noch nicht schloss, zog seinen seidenen Mantel aus und legte sich ins Bett.
    Nackt war er, stämmig, dick, und er sah aus wie ein übergroßer Buddha. Ein fetter Kloß, der auf dem Rücken lag und dessen Speck sich verteilte.
    Er war allein, er dachte an die zahlreichen Frauen und Mädchen, die dieses Zimmer schon gesehen hatten, und den Raum daneben, der nur durch eine Tapetentür zu erreichen war. Auch im Schlafzimmer gab es ein großes Fenster, vor dem allerdings eine dunkle, undurchsichtige Gardine wallte, sodass Piet de Rijber von draußen nicht gesehen werden konnte.
    Er wollte schlafen.
    Er konnte nicht schlafen.
    Unruhig und vom Alkohol benebelt wälzte er sich von einer Seite auf die andere, und wieder stiegen die letzten Bilder der TV-Sendung vor seinem geistigen Auge hoch.
    In der Erinnerung wirkten sie schlimmer. Er hatte das Gesicht der Linda Vermool vor sich. Dieses Zwinkern, das kurze Nicken, verdammt, das hatte ihm allein gegolten! Und er war überzeugt, dass sie ihr Versprechen in die Tat umsetzen würde.
    Wenn doch nur sein Bruder in der Nähe gewesen wäre, dann hätte er sich sicher fühlen können.
    Aber der war weg, weit weg.
    So musste Piet allein mit dem Problem fertig werden. Er verfluchte die Dunkelheit, er verfluchte sich selbst, und er dachte daran, aufzustehen, um das Haus fluchtartig zu verlassen. Doch das wiederum wollte er auch nicht, dazu war er einfach zu träge.
    Durch die genossenen Süßigkeiten und den darauf gekippten Likör hatte er seinen Magen noch mehr in Unordnung gebracht. Wie eine satte Flut lag die Säure in seinem Körper, immer wieder stieg sie hoch, er schluckte sie wieder runter, drehte sich im Bett und hatte manchmal das Gefühl, einfach wegzuschweben.
    Er blieb trotzdem liegen.
    Es war schon nach Mitternacht, als ihn eine gewisse Mattigkeit übermannte. Sein fetter Körper war mit Schweiß bedeckt, als hätte er Schwerstarbeit verrichtet. Die Lider wurden ihm schwer, er stand kurz davor, in Morpheus’ Arme zu gleiten, da jedoch erschreckte ihn ein fremder Laut. Es waren keine Schritte, keine Stimmen, es war ein anderes Geräusch, er hatte es deutlich gehört, doch er konnte es nicht identifizieren.
    Piet
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