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0774 - Baphomets böse Brut

0774 - Baphomets böse Brut

Titel: 0774 - Baphomets böse Brut
Autoren: Jason Dark
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Vermutung?«
    »Nein!« Er seufzte. »Deshalb will ich ja mit Ihnen reden. Ich bin davon überzeugt, daß jemand den Finger in ihre Suppe gelegt hat. Aber wer könnte das getan haben?«
    Amos Levi wühlte sein dichtes, weißgraues Haar zurück. Dieselbe Farbe hatte auch der buschige Oberlippenbart. »Ich weiß es nicht. Ich bin nur kurz zur Toilette gegangen. Als ich zurückkam, fand ich den Finger. Also muß zwischendurch jemand an meinen Tisch gegangen sein und ihn in den Eintopf gelegt haben.«
    Buchmann sah gequält aus, als er sprach. »Das könnte so gewesen sein, sicher. Aber ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Da… da bin ich überfragt. Ich habe auch mit dem Personal gesprochen. Niemand hat oder will etwas gesehen haben. Es ist alles ein furchtbares und makabres Mißverständnis gewesen.«
    »Wie Sie meinen, nur bleibt es leider eine Tatsache. Sie hätten die Polizei holen sollen, Mr. Buchmann.«
    Der Gastwirt kriegte einen roten Kopf. Er senkte den Blick, er war verlegen geworden. »Ja, das hätte ich machen können, aber ich wollte es nicht, verdammt.«
    »Warum nicht?«
    »Was hätte es gebracht? Viele Fragen, aber keine Antworten, glauben Sie mir.«
    »Es war Ihnen unangenehm, nicht recht. Sie wollten die Leute nicht in Ihrem Lokal haben. Der Skandal wäre zu groß gewesen. Die Kundschaft wäre ausgeblieben…«
    »Nein, so dürfen Sie das nicht sehen, Mr. Levi.«
    »Doch, so sehe ich es. Ich war hier jahrelang Stammgast…«
    »Sie waren?«
    Amos schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ja, Sie haben richtig gehört. Ich war Stammgast, denn von nun an werde ich es nicht mehr sein. Die Zeiten sind vorbei, endgültig. Wer weiß, was ich noch alles in meinem Essen finden werde. Einen Zeh, ein Auge, ein Ohr oder…«
    »Hören Sie doch auf!« Buchmann war nervös geworden, weil der Gast zu laut gesprochen hatte.
    Andere Gäste sollten auf keinen Fall mitbekommen, was an diesem Tisch geredet wurde.
    Amos schwieg tatsächlich. »Ja, ich höre auf, und ich werde mir ein anderes Lokal suchen.« Er erhob sich, Buchmann zunickend.
    Der wiederum dachte an sein Geschäft. Er hatte sich ebenfalls erhoben. »Meine Güte, Mr. Levi, das können Sie doch nicht machen.«
    »Was kann ich nicht? Ich bin ein freier Mensch! Was meinen Sie, wie Sie reagiert hätten, wenn man Ihnen einen abgeschnittenen Finger in das Essen gelegt hätte?«
    Er nickte. »Ja, ja, da haben Sie schon recht.« Buchmann dachte immer an sein Geschäft. Er stellte sich vor, was die Leute sagen würden, wenn sich etwas herumsprach. Da konnte er seinen Laden dicht machen, dann war alles vorbei. Er mußte seinen Gast davon überzeugen, daß er den schrecklichen Vorfall für sich behielt. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mr. Levi.«
    »Ach ja? Welchen denn?« Schon an der Garderobe stehend drehte er sich um.
    »Sie können ab heute bei mir frei essen und trinken.«
    Levi nahm seinen Schal und legte ihn um den Hals. »Was Sie nicht sagen, Mr. Buchmann. Glauben Sie denn, daß ich darauf noch erpicht bin? Daß es mir darauf ankommt?«
    Buchmann, in die Defensive gedrängt, rang die Hände. »Was wollen Sie denn? Eine Entschädigung?«
    »Ich habe selbst Geld.«
    »Was dann?«
    »Nichts mehr, gar nichts. So etwas kann man nicht wieder gutmachen, das müssen Sie sich sagen lassen. Ich werde alles andere ablehnen, denn ich habe mich entschlossen, Ihr Lokal nicht mehr zu betreten.« Den braunen Mantel hatte er sich bereits umgehängt und griff zum Hut. »Das ist es dann gewesen, Mr. Buchmann.« Er drehte sich scharf um und ging.
    Buchmann schaute ihm nach. Er fluchte in sich hinein, dann drehte er scharf ab und ging in die Küche. Er mußte jetzt etwas trinken. Cognac war genau das, was ihm auf die Sprünge half und dafür sorgen würde, daß es ihm wieder besserging.
    ***
    Amos Levi hatte das Lokal verlassen. Er stand vor der Tür, den Kragen des Mantels hochgestellt.
    Ein kalter Oktoberwind pfiff durch die Straßen Manhattans.
    Der Mann stand noch immer unter Schock. Unzählige Gedanken rasten durch seinen Kopf. Nur fiel es ihm schwer, sie zu ordnen. Er mußte nachdenken, überlegen, er mußte sich etwas ausdenken, sonst kam er nicht mehr zurecht.
    Er dachte über bestimmte Dinge nach und sagte sich, daß dieser letzte Vorfall der Höhepunkt gewesen war. Da gehörte einiges zusammen. Die Erlebnisse der letzten Zeit waren für ihn einfach zu prägnant gewesen. Eines kam da zum anderen, und er brauchte die Dinge einfach nur zu addieren,
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