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0767 - Zeit der Wachsleichen

0767 - Zeit der Wachsleichen

Titel: 0767 - Zeit der Wachsleichen
Autoren: Jason Dark
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eine schmale Tür zuging und dahinter verschwand. Bestimmt lag dort die Sakristei.
    Sally wartete noch. Dabei versuchte sie, sich in Sinclairs Lage zu versetzen. Würde er nur Räume durchsuchen oder auch ins Freie gehen. Davon ging sie eigentlich aus, dann nämlich wollte auch sie die Kirche verlassen. So konnten sie unter Umständen die Feinde in die Zange nehmen. Sally schüttelte den Kopf. Wenn ihr zwei Tage zuvor jemand gesagt hätte, daß sie mit einem Bullen zusammenarbeiten würde, hätte sie den Sprecher für verrückt gehalten. Sie dachte auch schon weiter. Was würde geschehen, wenn sie alles überstanden hatten?
    Sinclair war ein Zeuge, und Zeugen konnte sie bei ihrer Arbeit nicht gebrauchen.
    Die Schritte des Pfarrers unterbrachen ihre Gedanken. In einer Gewitterpause waren sie gut zu hören. Der Mann kam durch den Mittelgang auf sie zu.
    Sally Vincaro paßte das nicht. Sie wollte keine Fragen beantworten und überlegte, was zu tun sei.
    »Hören Sie, Pfarrer. Bleiben Sie in der Kirche. Ich werde mich draußen umschauen.«
    »Aber das ist gefährlich, liebe Frau!«
    Sie hob ihren Magnum-Revolver. »Ich bin es auch, Herr Pfarrer.« Soviel Deutsch konnte sie noch.
    Dann machte sie auf der Stelle kehrt und wandte sich der Tür zu.
    Sie zerrte sie auf. Eine Windbö erwischte die Tür und drückte sie mit nach außen. Sally huschte durch den Spalt. Sie duckte sich, als der Wind auch gegen ihren Körper schlug und die Haare fast vom Kopf riß, so stark war er geworden. Sally kam sich vor wie im Auge eines Orkans, als sie weiterging. Für einen Moment war der Wind tatsächlich eingeschlafen. Dafür huschten und zuckten Lichter über den Himmel, denn die schräg verlaufenden Blitze bildeten ein gewagtes Muster, als wollten sie das Firmament unter sich aufteilen.
    Einige fanden auch den Weg in die Tiefe. Dann sah es so aus, als hätte die Pranke eines Riesen aus dem unsichtbaren hervor gewaltige Speere geschleudert.
    Der Friedhof lag links von ihr.. Also mußte sie sich auch dorthin wenden.
    Bevor sie ging, schaute sie noch einmal nach vorn. Ihr Blick fiel auf den mächtigen Baum, unter dem die kleine Bank stand. Der Sturm raste gegen das Astwerk, er schüttelte es durch, er rüttelte daran, und die Blätter bewegten sich hektisch, als wollten sie jeden Augenblick abfallen. Einige Zweige, die nicht so fest im Verbund hingen, wirbelten bereits durch die Luft.
    Sally wollte gehen.
    Da sah sie den Schatten.
    Unter dem Geäst zeichnete er sich ab. Er stand direkt vor dem Stamm und war sicherlich kein Trugbild, was sie einen Moment später auch bestätigt bekam, denn ein in der Nähe einschlagender Blitz erhellte die Umgebung.
    Er stand da.
    Er war nicht zu übersehen.
    Ein großes grauenvolles Geschöpf. Sogar in das bleiche Gesicht hatte sie schauen können, und ihr Mund verzerrte sich zu einem wilden Lächeln, bevor sie die Waffe hob und zielte.
    Ein schlechtes Büchsenlicht, das wußte sie selbst. Sally Vincaro hatte noch die Nerven, den nächsten Blitz abzuwarten. Sie hoffte nur, daß sie durch ihn nicht geblendet wurde.
    Nein, es klappte.
    Der Zombie hatte seinen Platz nicht verlassen. Er fühlte sich dort sicher.
    Sally schoß.
    Sie lachte dabei, sie mußte ihren Gefühlen freien Lauf lassen, und sie sah auch, wie die Gestalt von der Kugel getroffen und durchgeschüttelt wurde.
    Geschafft?
    »Ich mache dich fertig«, flüsterte sie und ging los, um nachzuschauen.
    In diesem Augenblick öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Regen klatschte in beinahe steinharten Tropfen auf die Erde nieder und auf all das, was sich auf ihr bewegte. Unzählige Hämmer zugleich hatten sich in Bewegung gesetzt und trommelten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Im Nu war die Frau naß bis auf die Haut. Das konnte ihren Triumph nicht schmälern. Sie hatte den lebenden Toten erwischt und nicht der Bulle.
    Sie ging zügig weiter. Neben ihr hämmerten die Tropfen auf den Boden und flogen als lange Spritzer wieder zurück. Sally ließ sich nicht aufhalten. Erneute Blitze durchzuckten die Umgebung mit ihrem geisterhaften Licht. Der Donner krachte sofort hinterher, und Sally sah den Baum noch wie einen gewaltigen Schattenriß.
    War der Zombie weg?
    Alles ging zu schnell. Zudem fiel der Regen wie eine Flut und nahm ihr noch einen Teil der Sicht.
    Sie war unsicher geworden. Unter einer voll aufgedrehten Dusche konnte es nicht schlimmer sein.
    Sally strich sich die Haare aus ihrer Stirn. Wenn sie durch den Mund atmete, rann
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