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076 - Der Todesbote des Anubis

076 - Der Todesbote des Anubis

Titel: 076 - Der Todesbote des Anubis
Autoren: A.F.Morland
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Ausnahme, Noel«, verlangte ich.
    »Na schön, Tony.« Er blieb stehen und schaute Mr. Silver und mich ernst an. »Habt ihr schon mal von Thutmosis I. gehört?«
    »Habe ich«, sagte ich.
    »Angeblich hatte der einen mißratenen unehelichen Sohn namens Mirses I. Thutmosis lebte 1525-1448 vor Christus. Er soll, Mirses verstoßen haben, als er merkte, daß er wahnsinnig war.«
    »Weiß man, in welcher Form sich dieser Wahnsinn ausdrückte?«
    »Es gibt so gut wie keine Aufzeichnungen. Thutmosis I. soll alles vernichtet haben, das mit dem Namen Mirses in Zusammenhang stand«, sagte Noel Bannister. »Mirses soll sich eingebildet haben, der Sonnengott Horos zu sein. Als sein Vater ihn verstieß, zog er nach Süden, und er fand einen Volksstamm, den er beherrschen konnte. Diese Menschen glaubten ihm seine verrückte Geschichte. Sie beteten ihn an und überhäuften ihn, den Mensch-Gott, mit Reichtümern.«
    »Ich glaube, ich weiß, worauf das Ganze hinausläuft«, sagte ich.
    »Mortimer Kull ist scharf auf diese Reichtümer«, sagte Mr. Silver.
    »Stimmt genau«, sagte Noel Bannister. »Aber wie so vieles im Leben, hat auch diese Sache einen Haken.«
    »Welchen?« wollte ich wissen.
    »Immer vorausgesetzt, daß die Gerüchte, die über Mirses I. in Umlauf sind, wahr sind, ließ dieser einen Felsentempel bauen.«
    »In welcher Gegend?« fragte ich.
    »In Beni Kayum. Das ist zwischen Endfu und Kom Obo, etwa hundert Kilometer westlich des Nils.«
    »Okay, Mirses I. ließ diesen Felsentempel bauen und sich darin verehren, nehme ich an«, sagte ich. »Und ich nehme des weiteren an, daß er all die Reichtümer, die er in seinem Leben anhäufen konnte, dort drinnen aufbewahrte.«
    »So sagen die Gerüchte«, bemerkte Noel Bannister.
    »Wenn Mortimer Kull ihnen Glauben schenkt, sollten wir es auch tun«, sagte ich.
    »Als Mirses I. starb, wurde der Felsentempel zu seinem Grabmal«, fuhr Noel fort.
    »Und all die vielen Kostbarkeiten blieben bei ihm«, sagte ich. »Denn nach dem ägyptischen Glauben findet das irdische Dasein im Jenseits eine Fortsetzung. Der Tod ist nur ein Hinüberwechseln in eine andere Welt, in der der Verstorbene im Stil des Diesseits weiterlebt. Daher die Balsamierung des Leichnams, die reichen Grabbeigaben, die Statuen, Reliefs, Inschriften und Bilder. Alles Sein und Haben soll dem Toten jederzeit verfügbar sein.«
    Mr. Silver grinste. »He, Tony, du hast doch nicht etwa die Absicht, Norman Pryce Konkurrenz zu machen?«
    »Ich gebe lediglich wieder, was man mir in der Schule mühsam eingetrichtert hat. Davon hast du natürlich keine Ahnung. Schließlich weißt du ja nicht, was eine Schule ist.«
    »Klar weiß ich das.«
    »Aber du hast noch nie eine von innen gesehen.«
    »Das ist nicht nötig. Ich weiß auch so über alles bestens Bescheid.«
    »So? Dann erzähl uns doch noch ein bißchen was über ägyptische Kultur oder über die Religion dieses Reichs.«
    Der Ex-Dämon grinste. »Wenn ich loslegen würde, würdest du dir dein Schulgeld zurückgeben lassen.«
    Der Hüne hätte derzeit aus Noel Bannister und mir abrufen können, was wir noch alles über dieses Thema wußten. Mühelos hätte er es als seine Weisheit darstellen können. Wie hätten wir ihm das Gegenteil beweisen sollen?
    »Mirses I. soll einen Vertrauten an seiner Seite gehabt haben«, servierte Noel Bannister das nächste Gerücht. »Er hieß Masta-chet. Hohepriester und Magier. Ein Mann, der Mirses I. hündisch ergeben war. Als sein Herr und Gebieter starb, nahm er sich das Leben, um weiterhin bei ihm sein zu können. Aber er wäre nicht ein so bedeutender Magier gewesen, wenn er sich nicht ein Hintertürchen offengelassen hätte. Er schloß einen Pakt mit Anubis, dem Herrscher des Totenreichs, und er schuf einen Zauber, der den gesamten Felsentempel verschwinden ließ.«
    »Verschwinden?« fragte ich überrascht. »Den Tempel gibt es nicht mehr? Die kostbaren Grabbeigaben - fort? Was will Mortimer Kull dann noch?«
    »Verschwunden ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck«, sagte Noel Bannister und ging langsam weiter. »Sagen wir, er war nicht mehr zu sehen. Ein magisches Bild schob sich vor das große Felsengrab. Ich könnte mir vorstellen, daß das Ganze nur noch wie ein ganz gewöhnlicher Steinbruch aussieht. Dir brauche ich nicht zu erzählen, wozu Magie imstande ist, Tony. Bestimmt kann man an diesem Bild sogar hochklettern. Es ist eine magische Kulisse…«
    »Und dahinter verbirgt sich der Felsentempel«, sagte ich.
    »So sagt
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