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0758 - Die Einsamen von Terra

Titel: 0758 - Die Einsamen von Terra
Autoren: Unbekannt
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die PILLE immun gewordenen Menschen sympathisierte. Noch vor kurzer Zeit hatte er sie verdammt.
    Auf eine nicht erklärbare Weise hatte Speideck sich seit seinem Knockout verändert. Nicht nur Speideck, sondern auch die Welt um ihn herum. Er konnte sich nicht erinnern, daß es in Terrania City unprogrammiert zu schneien angefangen hätte, ganz zu schweigen von diesem unvorbereiteten Kälteeinbruch.
    Was ging draußen eigentlich vor? Wenn die Immunisierten noch auf den Straßen waren, hätte man sie eigentlich hören müssen. Doch da war nichts! Es war unheimlich still. Speideck spürte, daß sich Angst in ihm regte. In seinem ganzen Leben hatte er sich nicht gefürchtet. Vor sechsundzwanzig Jahren war er geboren und in einer Staatlichen Wärmekapsel aufgezogen worden.
    Abgesehen von seiner Marotte, eine Laufbahn als Profiboxer einzuschlagen, war Speideck stets ein vorbildlicher Aphiliker gewesen. Er hatte stets die Idee einer vollkommen aphilischen Welt unterstützt.
    Vielleicht hatte er Galt wirklich hinausgelassen, solange er noch nicht richtig bei Sinnen gewesen war.
    Auf jeden Fall wollte er versuchen, Galt zu Hause anzurufen.
    Neben der Umkleidekabine befand sich ein kleines Büro.
    Hier bewahrte Speideck alle Unterlagen über seine Laufbahn auf. Hier sollten auch einst die Verträge unterzeichnet werden, wenn sich endlich jemand finden sollte, der bereit war, gegen Jan Speideck anzutreten.
    Speidecks Bemühungen, den Boxsport wieder zu popularisieren, hatten aber selbst bei den Aphilikern wenig Freunde gefunden. So hatte Speideck sich schließlich resignierend den „letzten Profiboxer" genannt und sich im Training fit gehalten.
    Mit den Fingerspitzen berührte Speideck die elektronischen Ziffern und wählte Galts Nummer. Es geschah nichts. Der Bildschirm blieb dunkel. Galt war nicht zu Hause.
    Speideck rief die Kneipe an, in der er immer verkehrte, aber auch von dort wurde der Anruf nicht entgegengenommen.
    Speideck berührte die 0, die Nummer der zentralen Störungsstelle.
    Auch dort blieb alles still.
    Das Videosystem, zu dem Speidecks Gerät gehörte, war offenbar zusammengebrochen. Da das aber für unmöglich galt, fragte sich Speideck, ob er vielleicht einen besonders intensiven Traum erlebte.
    Auf Speidecks Uhr war es vier Minuten nach dreiundzwanzig Uhr. Das besagte jedoch wenig.
    Speideck zog sich fertig an und schlang einen Schal um den Hals. Da er keinen Hut besaß, um sich vor dem schneidenden Wind zu schützen, stülpte er einfach seinen gefütterten Lederhelm über.
    Er verließ die Trainingshalle.
    Draußen war kaum etwas zu sehen. Der Himmel war wolkenverhangen, kein einziger Stern leuchtete. Das Glühen des Schlundes hatte aufgehört, als hätte es diese gefährliche Stelle im Mahlstrom niemals gegeben.
    Ein großer Teil der Stadt war völlig dunkel. Speideck konnte nur vereinzelte Lichter erkennen. Sie brannten überall dort, wo es autarke Versorgungsanlagen gab.
    Kein einziges Fahrzeug war unterwegs.
    Die Stadt schien völlig ausgestorben zu sein, als wäre sie von all ihren Einwohnern mit einem Schlag verlassen worden.
    Speidecks Angst wuchs.
    Unwillkürlich zog er sich in die Trainingshalle zurück und warf die Tür wieder zu. Kälte und Furcht hatten ihn atemlos gemacht.
    Der Schnee schmolz unter seinen Schuhen. Speideck starrte seine feuchte Spur an wie irgend etwas Unbegreifliches.
    Ich bin allein! dachte er verzweifelt.
     
    3.
     
    Wenn ein Mensch hustete, war das ein völlig normales Geräusch, aber in der tiefen Stille, die in der Anstalt herrschte, wirkte es wie Donnergrollen.
    Der Lärm, konstatierte Kanube, kam aus den tiefer gelegenen Etagen.
    Also gab es noch andere Menschen in der Heilanstalt.
    Kanube überlegte, was er tun sollte. Es war denkbar, daß der hustende Unbekannte einer ganzen Gruppe angehörte - einer Gruppe von Aphilikern beispielsweise. Schon aus diesem Grund hielt der Afroterraner Vorsicht für angebracht.
    Eine Zeitlang stand er da und lauschte. Das Geräusch wiederholte sich nicht, auch sonst blieb alles still. Kanube überlegte, ob er sich vielleicht getäuscht hatte. Es war möglich, daß irgendwo etwas auf den Boden gefallen war und dabei Geräusche erzeugt hatte, die sich wie Husten anhörten.
    Kanube zog seine Schuhe aus, denn er wollte bei seiner Fortbewegung keinen Lärm machen. Er hielt die Schuhe in einer Hand. Dann trat er auf den Gang hinaus.
    Früher oder später würde er nach unten gehen und sich umsehen, das verlangte schon sein
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