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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
Autoren: Jason Dark
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freundlich von Ihnen, aber ich kann wirklich nicht mehr. Sagen Sie der Köchin, daß sie den Nachtisch in den Kühlschrank stellen soll.«
    »Wie Sie wünschen. Ich darf dann abräumen?«
    »Sie dürfen.«
    »Noch einen Cognac?«
    Carmen lächelte, weil ihr dieser Vorschlag gefallen hatte. »Können Sie Gedanken lesen, Manuel?«
    »Pardon, aber manchmal muß man das. Es gehört einfach dazu. Die Herrschaften sollen sich wohl fühlen.«
    Carmen zog die Nase kraus. »Por Dios, seien Sie doch nicht immer so förmlich.«
    »Es ist meine Art.«
    »Si, si, ich weiß. Und meinen Eltern gefällt es ja auch.« Sie schnippte mit den Fingern, weil ihr etwas eingefallen war. »Haben Sie von Ihnen gehört, Manuel?«
    »Sie befinden sich in Mexiko.«
    »Geht es ihnen gut?«
    »Si, Señorita Carmen. Soviel mir bekannt ist, werden sie in der folgenden Woche zurückkehren.«
    »Na, wie schön.«
    »Ich freue mich auch.«
    Manuel hatte das Geschirr auf den fahrbaren Wagen gestellt und schob ihn zur Seite.
    Dann holte er den Cognac. Natürlich stand der Schwenker auf einem Silbertablett. »Auf daß er Ihnen wohl bekommen möge, Señorita Carmen.«
    »Danke, Manuel.« Sie hob das Glas an. Das Licht aus dem Deckenleuchter brach sich funkelnd im geschliffenen Kristall des wertvollen Glases. Carmen ließ sich Zeit. Sie genoß das Getränk und hatte bei einigen Schlucken die Augen geschlossen.
    Der Abend lag noch vor ihr. Sie überlegte, ob sie in die Stadt hinunterfahren sollte, nahm davon aber Abstand. Nein, sie wollte und mußte im Haus bleiben. Die Lage hatte sich verschärft, das wußte sie. Es gab zwar keine äußerlichen Anzeichen dafür, doch Carmen hatte einfach dieses ungewöhnliche Gefühl, und darauf konnte sie sich zumeist verlassen. Als das Glas leer war, stand sie auf.
    Natürlich war Manuel wieder zur Stelle. Er fragte, ob er noch etwas für sie tun könne.
    »Nein, nein, heute nicht.«
    »Dann wünsche ich Ihnen einen sehr guten Abend, Señorita Carmen.«
    »Ich bedanke mich.«
    Sie verließ die Halle und betrat einen der gut ausgeleuchteten Flure.
    Sie eilte über den Steinboden davon und fuhr mit einem kleinen Lift hoch zu ihrem Zimmer.
    Es war eine regelrechte Zimmerflucht. Durch die hohen Fenster sickerte die Abenddämmerung. Im Westen zeigte der Himmel einen dunkelroten Schein, der sich wie ein nie enden wollendes Vlies ausgebreitet hatte. Davor oder darunter, so genau war es nicht zu erkennen, lagen die langen und breiten Schatten der anbrechenden Nacht, die wie ein Läufer in den Startlöchern lauerte.
    Sie öffnete das Fenster und genoß den, kühlen Wind. Unter ihr lag der wunderschöne Garten. Hecken, Mauern und Bäume schützten ihn wie den Pool vor neugierigen Blicken. Die Luft war noch so warm, daß es sich lohnte, im klaren Wasser einige Runden zu drehen. Der Gärtner war damit beschäftigt, Laub einzusammeln, das auf der Oberfläche des Pools schwamm.
    Ein friedliches Bild in einer friedlichen Gegend. Nur Carmens Gedanken paßten nicht so ganz dazu.
    Die drehten sich um vermoderte, untote Gestalten, um Vampire und grauenhafte Monstren, die noch auf sie lauerten. Und sie dachte an die Welt im Keller des Hauses, an einen bestimmten Raum, zu dem sie allein Zutritt hatte. Auf ihren Wunsch hin war eine spezielle Tür mit einem speziellen Schloß eingebaut worden. Nur sie durfte den Raum betreten. Zwar wußten ihre Eltern und auch das Personal davon, die aber kümmerten sich nicht darum, denn andere Dinge waren für beide Seiten wichtiger.
    Bevor Carmen das Zimmer verließ, schloß sie das Fenster. Früher hatte sie es immer offen gelassen.
    Davon nahm sie seit einiger Zeit Abstand, denn schon öfter hatte sie den Alptraum gehabt, daß plötzlich durch das offene Fenster zahlreiche halb vermoderte Leichen hinein in den Raum drangen und sie in Stücke rissen.
    Ihre zweite Aufgabe blieb eben in Carmens Unterbewußtsein hängen und nietete sich dort fest.
    Die junge Frau trug weiße Jeans und eine rote Bluse. Der flache Schlüssel steckte in der rechten Hosentasche. Er paßte genau in das Schloß der Tür, die im Keller lag. Die Tür bestand aus Stahl und dafür gab es Gründe.
    Wieder nahm sie den Lift.
    Damals hatte sie gelächelt, als ihre Eltern ihn einbauen ließen. Heute war sie froh darüber.
    Er transportierte sie in den Keller, und zwar in den Teil, wo die Vorräte aufbewahrt wurden und sich auch eine Werkstatt befand, wo kleinere Reparaturen vorgenommen werden konnten, um die sich zumeist der Gärtner
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