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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
Autoren: Jason Dark
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als Echo zwischen den Felsen umhergewettert war.
    Es tat ihr gut, geschrieen zu haben. Carmen fühlte sich erlöst. Jetzt konnte sie weitermachen, und sie würde so vorgehen wie immer. Die beiden Köpfe einsammeln und sie mitnehmen, denn sie würden ihre Trophäensammlung vergrößern.
    In der rechten Hand hielt sie das Schwert. Deshalb mußte sie beide Schädel in die linke Hand nehmen. Die Haare waren lang genug und saßen auch entsprechend fest, so daß sie nicht rissen.
    Carmen ekelte sich davor, sie anzuheben, aber das würde bald vergehen. Es war die reine Gewöhnungssache.
    Mit ihrer Beute machte sich Carmen Cavallo auf den Rückweg. Sie blieb dabei sehr vorsichtig, aber die Schatten, die sie entdeckte, bewegten sich nicht. Sie wurden von den Felsen abgegeben und wanderten nicht durch die Nacht.
    Als sie den Seat erreichte, atmete sie tief durch. Sie verstaute die beiden Schädel im Kofferraum, setzte sich hinter das Lenkrad und startete. Carmen fuhr schnell, denn sie wollte ihr Haus noch vor dem Morgengrauen erreichen…
    ***
    Einen Tag später, der nächste Abend!
    Carmen hatte erst vorgehabt, sich wieder auf die Jagd zu machen, aber sie brauchte eine Pause. Der Tag war sehr anstrengend gewesen. Sie arbeitete als Übersetzerin, die Agentur hatte sie angefordert, und aus den vier Stunden war die doppelte Anzahl geworden. Besucher strömten in das Land, um die EXPO in Sevilla zu besuchen. Wochen später würde es noch schlimmer werden, denn Spanien wollte die Olympischen Sommerspiele ausrichten.
    Die aber konzentrierten sich auf Barcelona, und dort wollte Carmen auf keinen Fall tätig werden.
    Dann hätte sie ihre zweite Aufgabe zu stark vernachlässigen müssen.
    Die junge Spanierin lebte in einem für sie viel zu großen Haus. Es hatte fast zwanzig Zimmer und kam ihr, wenn sie allein war, stets wie eine gewaltige Kathedrale vor, in der sich ihre Eltern allerdings immer wohl gefühlt hatten.
    Sie besaßen noch andere Häuser, beinahe schon Paläste. Nutzen konnte keiner aus der Familie diese Wohnsitze, denn Carmens Vater war Diplomat, arbeitete im Auswärtigen Amt und war viel auf Reisen, wobei er seine Frau stets mitnahm.
    Ganz allein war sie nicht.
    Okay, ihr Bruder arbeitete in den Staaten und machte Karriere in einer Bank, aber es gab noch das Personal, das den Haushalt führte und hin und wieder kleine Feste organisierte.
    Mit all diesen Dingen hatte Carmen nichts zu tun oder nie etwas zu tun gehabt, obwohl sie manchmal der Drang überkommen hatte, den Staubsauger selbst in die Hand zu nehmen oder sich in die Küche zu stellen und dort ein Essen zuzubereiten, was sie nämlich auch konnte.
    Statt dessen aß sie, was ihr die Köchin gekocht hatte. Ein leichtes Mahl am Abend. Salat, eine kalte Suppe und anschließend gerösteten Fisch, der mit einer aus frischen Tomaten gemachten Soße umlegt war. Auf ein Dessert verzichtete sie.
    Allein saß sie im Speiseraum, der schon einer kleinen Halle glich und für eine Gesellschaft einen wunderbaren Ort abgegeben hätte, doch sie als Einzelperson kam sich darin verloren vor. Die hohe Decke über ihr war mit dunklem Holz getäfelt. Die breiten Wände mit den düsteren Bildern, der Steinboden, die wuchtigen Möbelstücke, die sich seit Jahrhunderten im Familienbesitz befanden, und natürlich die Kunstgegenstände, die ihre Eltern von den Reisen in alle Welt mitgebracht hatten.
    Ihrem Geschmack entsprach das alles nicht, deshalb hatte sie sich heimlich ein Apartment in Madrid gemietet, sozusagen ihre Fluchtburg, die sie hell und freundlich nach ihrem Geschmack eingerichtet hatte.
    Ein Leben, zwei Welten. Carmen Cavallo hatte sich damit abgefunden und versuchte, das Beste daraus zu machen.
    Sie schob ihren Teller zur Seite, den sie nicht ganz geleert hatte. Auf dieses Zeichen schien Manuel, der Diener, nur gewartet zu haben. Fast lautlos schwebte er heran.
    Wie alt Manuel war, wußte sie nicht. Sie kannte ihn seit ihrer Kindheit und er hatte eigentlich immer gleich ausgesehen. Schwarz gekleidet, sehr distinguiert, mit hoher Stirn und schneeweißen Haaren.
    Seine Handschuhe wiesen fast die gleiche Farbe auf.
    Er blieb an ihrer linken Seite stehen, neigte den Kopf und fragte mit leiser Stimme. »Wie ich sehe, haben Sie keinen Appetit mehr, Señorita.«
    »Richtig, Manuel.«
    »Das Dessert ist aber ausgezeichnet.«
    Wie immer wollte er sie dazu überreden, und fast wie immer lehnte Carmen ab, wobei sie ihre Hände auf den Bauch legte. »Danke, Manuel, das ist sehr
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