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0744 - Im Land der Spinnen

0744 - Im Land der Spinnen

Titel: 0744 - Im Land der Spinnen
Autoren: W.K. Giesa
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trocken. »Der Herr der Fliegen entsandte seine brummende Armee.«
    »Hä?«, machte Nicole.
    »Fooly! Sofort hierher!«, donnerte Zamorras Ruf erneut. »Fliegen«, fügte er dann erheblich leiser und wieder an Nicole gewandt hinzu. »Das sind Fliegen. Jede Menge.«
    »Unglaublich!«, entfuhr es seiner Gefährtin. »Um diese Jahreszeit gibt es keine Fliegen mehr. Weihnachten steht vor der Tür.«
    »Lassen wir's bloß nicht rein«, sagte Zamorra sarkastisch. »Natürlich hast du Recht. Es kann im Dezember keine Fliegen mehr geben. Das zumindest sagt die Theorie. Was da brummt, ist die Praxis.«
    »Fliegen treten aber auch nicht in solch geballten Schwärmen auf!«, gab Nicole zu bedenken.
    »Auch das sagt die Theorie. - Mister MacFool! Zu mir! Sofort! Oder du bekommst den Ärger deines Lebens!«
    »Den bekommst du gleich, wenn du mir noch mal so laut ins Ohr brüllst, Chef!«, warnte Nicole und ließ ihrerseits einen Urschrei ab: »Fooly! Auf der Stelle!«
    Der Fliegenschwarm war derweil am Ende des Korridors angelangt und überlegte, ob er gegen die Tür des im Nordturm befindlichen Arbeitszimmers anbrummen, umkehren oder seitwärts in den Besuchertrakt abschwenken sollte.
    Offenbar waren die Fliegen bei dieser taktischen Überlegung sehr uneins, weshalb der unglaublich laut brummende Schwarm vor Ort verharrte und jeweils nur halbmeterweise in die eine oder andere Richtung zuckte.
    Inzwischen watschelte eine befremdliche Gestalt heran. Etwa 1,20 m hoch und annähernd ebenso breit, mit grünbraun oder braungrün gefleckter Schuppenhaut, auf kurzen Beinen, mit kurzen Armen, kurzen Stummelflügeln, und einem Kamm aus dreieckigen Hornplatten, die auf dem Krokodilschädel klein begannen, sich größer über den Rücken zogen und wieder klein an der Schwanzspitze endeten. Große Telleraugen strahlten Zamorra und Nicole begeistert an.
    Hinter dem Jungdrachen schleuderte Rhett Saris. Auch er grinste vergnügt.
    »Klasse, was?«, verkündete er. »Echt konkret krass, das! Das soll uns erst mal einer nachmachen!«
    »Das wird euch keiner nachmachen, weil ich euch hier und jetzt erschlagen werde«, verkündete Zamorra drohend.
    »He, Chef, wieso?«, wollte Fooly, der Drache, verblüfft wissen. Auch Rhett zeigte sich verständnislos. »Was haben wir denn gemacht?«
    »Den Straftatbestand des groben Unfugs erfüllt«, verkündete Zamorra unheilvoll. »Was soll dieser Scheiß?«
    »He«, protestierte Fooly. »Solche bösen Wörter sagt man nicht in der Gegenwart von Kindern und Jugendlichen.«
    »Du zählst da schon lange nicht mehr zu, du hundertjähriger Greis«, fuhr Nicole ihn an.
    »Für einen Drachen ist das noch Kindesalter!«, behauptete Fooly »Und der kleine Lord ist auf jeden Fall garantiert noch ein Kind!«
    »Ich bin nicht klein!«, protestierte Rhett und reckte sich, um ein paar Zentimeter größer zu erscheinen.
    Der Fliegenschwarm hatte sich entschieden und kam zurück.
    »Was, zum Teufel, soll das?«, fragte Zamorra.
    »Das ist ein wissenschaftliches Experiment«, erklärte Rhett todernst. »Fooly wollte mir nicht glauben, dass das geht.«
    »Das was geht?«, hakte Nicole nach.
    »Ja, äh«, seufzte der Jungdrache. »Dass, äh… Also, Rhett behauptete, man könne Fliegen aneinander binden. Na ja, und da haben wir es eben gemacht. Wir haben jede Menge Fliegen gefangen und aneinander gebunden.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, das war doch ganz einfach«, sagte Rhett. »Natürlich musste Fooly mit seiner Drachenmagie etwas nachhelfen. Aber nur, um die Fliegen zu fangen. Aneinander gebunden habe ich sie selbst.« Er machte einen Sprung und griff mit ausgestreckter Hand in den Schwarm, der deswegen noch lauter und zorniger brummte und auseinander strebte. Er hielt etwas in der Hand, an dem der ganze Fliegenschwarm hing…
    Zwirnsfäden!
    »Ich habe jeder Fliege einen Zwirnsfaden an eines der Beine gebunden«, sagte Rhett. »Und die Enden der Fäden dann alle miteinander verknotet. Hier, schaut mal.« Er zerrte den Schwarm am Knoten auf Zamorra und Nicole zu. Nicole ging sofort auf Abstand.
    »Weg damit!«, verlangte sie. »Sofort! Das ist ja eklig!«
    »Wir wollten Mom damit überraschen«, strahlte Sir Rhett. »Die findet das nämlich bestimmt auch eklig.«
    »Deine Mutter«, sagte Zamorra düster, »reißt sich fast den Hintern auf, damit du alles bekommst, was du dir wünscht. Ist das dein Dank?«
    »He, das ist eine Familienangelegenheit!«, konterte Rhett schlagfertig. »Da darf sich kein Außenstehender
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