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0744 - Im Land der Spinnen

0744 - Im Land der Spinnen

Titel: 0744 - Im Land der Spinnen
Autoren: W.K. Giesa
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neunjährige Sir Rhett war extrem gefährdet. Er war der Erbfolger…
    Den Höllenmächten war sehr daran gelegen, ihn auszuschalten. Wenn der Erbfolger starb, konnte er keinen weiteren Auserwählten mehr zur Quelle des Lebens führen. Es würde keine weiteren Unsterblichen mehr geben, die gegen die dunkle Seite der Macht kämpften, und das Gleichgewicht der Schicksalswaage konnte sich in Richtung der Dunkelmächte verschieben.
    Das Gefahrenpotential war hier in Südfrankreich geringer als in Schottlands Norden. Deshalb zeigte Lady Patricia auch noch keine Ambitionen, die Gastfreundschaft des Dämonenjägers nicht länger in Anspruch zu nehmen. Sie war froh, dass Zamorra nach wie vor zu ihr und ihrem Sohn stand.
    Jetzt parkte sie ihren Renault Twingo vor einem Computerladen ein. Der Platz reichte gerade aus für den Wagen, der nicht nur optisch und technisch aufgemotzt worden war - mit Flammendekor, getuntem Motor und Superbreitreifen -, sondern auch weißmagisch gesichert. Die Schottin stieg aus und wollte den Laden betreten.
    Sie öffnete die Tür - und hatte im gleichen Moment den Eindruck, zwei Türen zu öffnen. Sie wollte einen Schritt rückwärts machen, aber es war schon zu spät. Etwas zog sie durch die Tür und löschte dabei ihr Bewusstsein aus.
    Der Inhaber des Ladens sah, dass die Tür aufschwang und sich wieder schloss, wunderte sich zwar darüber, dachte sich aber nichts weiter dabei. Dass ein Mensch von einem Moment zum anderen verschwunden war, hatte er nicht bemerkt und konnte sich diesen Vorgang auch beim besten Willen nicht vorstellen - schon gar nicht bei seiner eigenen Ladentür.
    ***
    Als sie erwachte, wusste sie nicht, wie lange sie ohne Bewusstsein gewesen war. Um sie herum war alles stockfinster. Sie tastete ihre Umgebung ab. Offenbar befand sie sich in einer primitiven Zelle mit einer einfachen Pritsche. Was es sonst noch darin gab, würde sie ertasten müssen. Sehen konnte sie nichts, da es nicht einen winzigen Lichtfunken gab.
    Ihre Handtasche mit dem Feuerzeug für alle Fälle lag im Twingo. Und das Handy ebenfalls.
    »Verdammt«, murmelte sie. »Weshalb das nun?«
    Darauf erhielt sie natürlich keine Antwort.
    Es war etwas, womit sie ständig rechnen musste. Im Château oder in ihrem Auto war sie sicher vor schwarzmagischen Attacken. Aber sobald sie sich außerhalb bewegte…
    Und es war ihr kein Trost zu wissen, dass es Zamorra und den anderen nicht anders erging. Die jedoch hatten weit mehr Erfahrung mit magischen Attacken. Patricia Saris dagegen war alles andere als eine Kämpferin gegen das Schattenreich. Sie hätte wissen müssen, was auf sie zukam, als sie damals Lord-Bryont Saris heiratete. Sie hatte akzeptiert, was er ihr erzählt hatte. Und sie hatte auch akzeptiert, dass er nach seinem Tod in seinem Sohn wiedergeboren wurde. Um so mehr liebte sie den Jungen und würde alles für ihn tun, wirklich alles. Sie hatte damit umzugehen gelernt, dass ihr an der Seite ihres Mannes nur wenige Jahre beschieden waren, und dass er jetzt ihr Sohn Rhett war. Er war der Erbfolger. Er war Rhett, aber er war auch sein Vater Bryont, und er war all die anderen Vorfahren. Er wechselte nur den Körper…
    Anfangs hatte Patricia gedacht, sie könne damit leben. Aber heute fragte sie sich oft, ob sie damals die richtige Wahl getroffen hatte. Dabei standen ihr die eigentlichen Probleme erst noch bevor. Im Laufe der Pubertät würde Rhetts Erinnerung erwachen. Er würde begreifen, wer und was er früher war, in seinem vorigen Leben und in all denen davor. Wie sollte sie als Rhetts Mutter und als Bryonts Frau damit umgehen? Und wie würde er, der Ex-Bryont und jetzige Rhett, damit zurechtkommen?
    Er würde es sicher schaffen. In seinen früheren Inkarnationen hatte er es ja auch geschafft, warum also nicht auch jetzt?
    Aber sie, Patricia?
    Sie verzettelte sich mit ihren Gedanken wieder einmal. Wichtiger als all das war doch, so schnell wie möglich eine Fluchtchance zu finden!
    Sie zwang sich, ihren Kerker genauer zu untersuchen…
    ***
    Ein dumpfes Brummen riss Professor Zamorra aus seinen Gedanken. Es ähnelte einem Geschwader von Kampfflugzeugen, das sich aus weiter Ferne kommend näherte. Prüfend sah er sich um und lauschte, ob das Geräusch von einem seiner Geräte stammte. Zumindest einer der miteinander vernetzten Computer arbeitete immer. Bei dem von Olaf Hawk installierten und immer wieder ergänzten und verbesserten System war das unumgänglich. Von einem der drei Rechner in Zamorras
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