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0742 - Rückkehr fraglich

Titel: 0742 - Rückkehr fraglich
Autoren: Unbekannt
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verloren, Bilda, das solltest du nicht vergessen. Die Themen der Schule sind so gewählt, daß sich ganz von selbst eine Elite herausbildet, die eines Tages das Schiff übernehmen wird. Vielleicht gehört Törn auch dazu."
    Noch ehe Bilda antworten konnte, kam Törn in den Raum.
    Mit einer ungeduldigen Gebärde warf er seine positronische Schreibtafel auf den Tisch und sagte störrisch: „Das ist ein schöner Mist! Wozu soll ich das lernen? Die tun ganz so, als solle jeder von uns einmal der Kommandant werden und Perry Rhodan ablösen, dabei weiß doch jeder, daß er einen Zellaktivator hat und unsterblich ist."
    Es dauerte einige Sekunden, bis Karwanter sich von seiner Überraschung erholte.
    „Was ist denn mit dir los? Wie kannst du so einen Unsinn daherreden? Du warst doch bis jetzt ein guter Schüler und hattest Spaß an der Materie. Natürlich müßt ihr auch Navigation lernen, sonst würdet ihr niemals eure Umwelt begreifen können.
    Wir leben in einer künstlichen Welt, Törn, die wir steuern müssen. Unser Leben hängt davon ab, daß wir keine Fehler begehen. Ich hoffe, du verstehst das..."
    „Ich will aber nichts davon verstehen! Warum landen wir nicht auf einem der vielen unbewohnten Planeten und bleiben dort?
    Wie war es denn auf ,Last Stop'? Warum blieben wir nicht dort?
    Es gab Flüsse und Meere, Ebenen und Gebirge, Wälder und Täler - und es gab Tiere und Blumen! Es war viel schöner als in diesem Schiff!"
    Karwanter warf seiner Frau einen unsicheren Blick zu, denn er wußte, daß sie ähnlich dachte.
    „Du weißt, daß Last Stop zum Untergang verurteilt war.
    Der Planet wurde von einem Black Hole verschluckt, so wie auch die SOL. Wir überlebten, aber niemand weiß, ob auch der Planet überlebte. Sicher, vielleicht finden wir eines Tages eine Welt, auf der wir bleiben, und ich kann nur hoffen, daß es die Erde ist, denn sie war unsere Heimat. Aber um das zu erreichen, mußt du heute lernen, und wenn es dir noch so wenig Freude bereitet."
    Törn ging zur Tür. Er drehte sich um und sagte: „Ich werde nichts mehr lernen, Vater! Und die anderen in meiner Klasse denken genauso. Wir wollen raus aus dem Schiff!
    Wir wollen Gras unter unseren Füßen haben, nicht immer diesen kalten Stahl."
    Bilda wich den fassungslosen Blicken ihres Mannes aus, als sie ihren Sohn das sagen hörte, was sie immer schon dachte.
    Sie konnte niemals seine Partei ergreifen, ohne Shake zu verlieren, das wußte sie. Aber sollte sie deshalb ihren Sohn im Stich lassen?
    Es gab keinen Kompromiß, das spürte und ahnte sie. Aber sie begriff nicht, wie es möglich sein konnte, daß Törn alle Hemmungen plötzlich fallen ließ und das sagte, was er dachte und fühlte.
    „Geh in dein Zimmer!" befahl sie sanft. „Wir reden später noch darüber. Vater wird dir bei den Aufgaben helfen."
    Törn nickte wortlos und schloß die Tür hinter sich.
    „Verstehst du das, Bilda?" fragte Karwanter. „Was ist nur in den Jungen gefahren?"
    Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht ganz.
    „Einmal mußte es ja herausbrechen aus ihm, Shake. Sicher, da ist ein Widerspruch, denn gerade das Schiff ist doch seine Heimat, wie es auch meine ist. Und trotzdem möchten wir beide, Törn und ich, daß wir es verlassen, um auf einem Planeten zu leben. Ich fürchte, diese Sehnsucht ist die Folge des Versuchs, uns die Erde schmackhaft zu machen. Wir, die wir die Erde nicht kennen, müssen ja glauben, daß auch andere Planeten so schön wie die Erde sind, und wir wehren uns instinktiv dagegen, unser ganzes Leben damit zu verbringen, jene Galaxis zu erreichen, in der die Erde einst ihre Sonne umkreiste. Wozu das? Wie sollen wir SOL-Geborenen das je verstehen?"
    „Es geht um das Schicksal der Menschheit", versuchte Karwanter eine Begründung zu finden. „Du siehst immer nur die paar tausend Menschen in der SOL. Vergiß nicht, daß sie nur ein winziger Bruchteil der gesamten Menschheit sind! Und noch viel mehr blieben in der Milchstraße zurück, hilflos dem Konzil ausgeliefert, dem wir hier nun endlich auf die Spur kamen. Wir haben die Möglichkeit, sie zu befreien. Was ist dagegen unser eigenes Schicksal, die Jahre, die wir im Schiff verbringen müssen?"
    Bilda schloß die Augen, und es sah so aus, als dächte sie nach.
    Vielleicht tat sie das auch, aber sie kam zu keinem Ergebnis, das Karwanter hätte zufriedenstellen können. Und sie sagte es auch: „Vielleicht fehlt uns, die wir in der SOL geboren wurden, die Beziehung zur Menschheit. Wir
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