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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht
Autoren: Jason Dark
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nickte er. »Es ist eine von ihnen.«
    »Habe ich mir gedacht.«
    Er sprach wieder mit der Anruferin. »Okay, May, ich habe begriffen. Bist du okay?«
    »Das bin ich wieder.«
    »Aber du hast…«
    »Ja, Hugo, ich habe. Ich habe den Schrecken hinter mir. Und es war furchtbar. Aber jetzt bin ich wieder okay. Ich kann wieder in den Spiegel schauen und sehe mich so, wie ich vorher auch gewesen bin. Das Grauen und die Veränderungen sind vorbei. Es geht alles wieder seinen normalen Gang.«
    »Wie schön für dich, Hugo.«
    »Danke.« Er räusperte sich. Längst wußte er Bescheid. Die Stimme dieser jungen Frau hatte sich so angehört, als wäre bei ihr nicht alles normal. Sie hatte bedrückt gesprochen, sie schien schwere Probleme zu haben und unter den Nachwirkungen zu leiden.
    »Sollen wir uns sehen, May?«
    »Das wäre nicht schlecht. Später vielleicht. Ich habe jetzt andere Probleme.«
    »Welche?«
    »Moment«, sagte sie voller Hektik. »Ich wollte dir noch sagen, daß auch Anne Wilde wieder okay ist. Wir befinden uns in dem Zimmer, das du für uns gemietet hast. Da sind wir praktisch wach geworden und konnten uns gegenseitig von dem Grauen berichten, das wir erlebt haben. Du verstehst?«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Wir leben wieder, Hugo!«
    Westlake schluckte. Er zog die Nase hoch. »Himmel, Kind, du glaubst gar nicht, wie froh ich bin.«
    Mays Lachen klang unecht. »Ja, das sind wir auch. Anne ist weg. Sie wollte in die Disco, sich irgendeinen Lover aufreißen, glaube ich. Ich bin hier, ich bin verdammt allein, Hugo, ich…«
    »Warte dort, ich komme zu dir.«
    »Ja, stimmt, aber… aber …«
    »Kein aber, May.«
    »Doch!« schrie sie, und Westlake konnte sich vorstellen, wie verzweifelt sie war. »Das… das war ja noch nicht alles.«
    »Wieso?«
    »Ich bin schon wieder bedroht worden.«
    Er wollte lachen, aber das Geräusch blieb ihm im Hals stecken. Dafür räusperte er sich. »Wieso bedroht worden? Es ist doch vorbei. Oder hast du wieder etwas bemerkt?«
    »Nein, das nicht, aber…«
    »Sag schon.«
    »Da war etwas vor meinem Fenster. In der Luft, verstehst du? Es schwebte vor der Scheibe.«
    »Nein, ich verstehe dich nicht…«
    »Es war ein… ein Vogel oder so …«
    Westlake hatte Mühe, nicht zu lachen. »Du fürchtest dich vor einer Taube oder…«
    »Keine Taube!« schrie sie, so daß es in Westlakes Ohr vibrierte. »Es war keine Taube.«
    »Was dann?«
    »Ein Riesending. Es war wie ein Monstrum, ein schwarzer Adler oder Geier mit roten Augen.«
    »Ach.«
    Westlake hörte sie schreien. »Du… du glaubst mir nicht – oder? Du denkst, ich hätte dich angelogen oder mir etwas eingebildet. Gib es zu, das denkst du doch!«
    »Nein, nein, ganz und gar nicht. Ich habe nur darüber nachgedacht. Und denke auch weiter nach.«
    »Es war ein Monster, Hugo.«
    »Das glaube ich dir sogar. Aber ich frage mich, was ich für dich tun kann? Hast du dir schon etwas ausgedacht? Gibt es so etwas wie eine Lösung für unser Problem?«
    »Und ob.«
    »Dann sag sie.«
    »Es hängt alles mit dem zusammen, was ich erlebt habe. Das ist das Grauen. Da… da sitzt noch was fest. Ich habe Angst, daß es zurückkehren wird, Hugo.«
    »Keine Sorge, May, das ist vorbei. Du wirst nicht mehr in den Kraftstrom hineingeraten.«
    »Das sagst du!« Ihre Stimme klang schrill.
    »Ja, das sage ich. Und ich bin mir dabei auch verdammt sicher, May. Vertraue mir.«
    »Keinem kann ich trauen.«
    Westlake seufzte. »Ich verstehe dich ja, aber du solltest jetzt nicht die Nerven verlieren. Wir alle haben Schreckliches hinter uns. Du bist nicht meine einzige Assistentin gewesen. Ich hatte noch…«
    »Ja, ich kenne Anne Wilde.«
    »Nicht nur sie, auch noch Susan Carter.«
    Als die ihren Namen hörte, kam sie näher und schaute den Mann mit großen Augen an.
    Westlake schüttelte nur den Kopf. Er sprach wieder mit May Feldman. »Hast du alles gehört?«
    »Ja, habe ich.«
    »Gut, dann noch einmal, May. Wie war das denn mit dem verdammten Vogel vor der Scheibe?«
    »Schlimm, einfach schlimm.« Ihre Stimme zitterte. »Der war riesig, der hatte rote Augen, und ich glaube fest daran, daß er mich unter Kontrolle hält. Er will, daß ich im Zimmer bleibe. Wenn ich es verlasse, wird er sich auf mich stürzen und mich vernichten.«
    »Dessen bist du dir sicher?«
    »Ja.«
    »Dann ist es wohl besser, wenn du im Zimmer bleibst, meine Liebe.«
    May schickte ein etwas schrilles Lachen durch den Hörer. »Du hast Humor, Hugo. Und dann? was Geschieht, wenn ich
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