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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht
Autoren: Jason Dark
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ist…«
    Sie weinte plötzlich.
    Im Wohnraum hielt sie es nicht mehr aus, stolperte vor und landete im winzigen Bad.
    Dort drehte sie das Wasser auf, ließ es in ihren Handmulden laufen, bevor sie es gegen ihr erhitztes Gesicht schleuderte, was ihr einigermaßen half.
    Die Erinnerung an diesen seltsamen Vogel oder das ungewöhnliche Fabelwesen blieb erhalten, aber die schlimme, bedrückende Angst war nicht mehr vorhanden.
    Sie konnte wieder besser denken, logischerweise gewisse Dinge nachvollziehen, was sie auch tat.
    Wieder fiel ihr Westlake ein.
    Und damit auch das Telefon.
    Ein Anruf würde vielleicht keine Klarheit bringen, sie möglicherweise aber beruhigen, und nichts anderes hatte sie vor. Beruhigung, mehr nicht. Seine Stimme hören. Er war ein Mensch, der immer eine große Sicherheit verströmt hatte. May hatte sich bei ihm geborgen gefühlt. Das konnte doch nicht vorbei sein.
    Er mußte ihr helfen.
    Er hatte noch etwas an ihr gutzumachen, und deshalb schritt sie entschlossen zum Telefon.
    Die Nummer fiel ihr nicht ein.
    Hatte er nicht in einem Hotel gewohnt?
    Sie überlegte, kam zu keinem Entschluß, bis ihr die Handtasche einfiel. Möglicherweise befand sich dort ein Zettel mit gewissen Notizen. Sie glaubte, sich daran erinnern zu können, daß sie die wichtige Nummer notiert hatte.
    So war es auch.
    Sie fand den Zettel in ihrer flachen Geldbörse dort eingeklemmt, wo auch die Scheine steckten.
    Als sie die Telefonnummer las, blies sie die Luft aus. Der warme Atem strömte Richtung Stirn. Eigentlich hätte sie ruhig sein können, das war sie nicht. Ihre Finger bebten, als sie über der Wähltastatur schwebten.
    »Reiß dich zusammen!« flüsterte sie und drehte sich dem Fenster zu, um zu sehen, ob der Schatten dort wieder erschien.
    Er war nicht da!
    Hoffnung?
    Egal, was und wie, sie wollte mit Westlake sprechen und zitterte darum, daß er auch zu Hause war…
    ***
    »Susan Carter, Sie wünschen bitte?« Die junge, hübsche Frau, die den Hörer abgenommen hatte, legte die Stirn in Falten, als sie eine andere Frauenstimme vernahm, die fragte:
    »Ist dort nicht Hugo Westlake?«
    »Nein, das ist er nicht.«
    »Können Sie mir denn sagen…?«
    »Hören Sie, Lady, das kann ich Ihnen sagen. Möchten Sie Mr. Westlake sprechen?«
    »Ja, ja… bitte …«
    »Ich hole ihn. Haben Sie einen Moment Geduld. Er befindet sich noch im Bad.«
    »Danke, aber machen Sie schnell.«
    »Sicher.« Susan legte den Hörer neben das Telefon. Kopfschüttelnd ging sie Richtung Bad. In diesem Hotelzimmer war alles sehr schnell zu erreichen. Man brauchte nie mehr als drei oder vier Schritte zu gehen.
    Sie klopfte.
    Aus dem Bad hörte sie ein Summen. Es war der Rasierer, und tatsächlich hatte Hugo Westlake das Klopfen nicht gehört. Der Mann mit dem Quecksilberhaar stand vor dem Spiegel und schabte seinen Bart ab. Er trug einen braunen Bademantel und roch nach einem bestimmen Duschgel. Im Spiegel hatte er Susan gesehen.
    »Was ist denn?«
    »Ein Anruf für dich.«
    »Wer ist es? Sinclair?«
    »Nein, eine Frau.«
    Westlake schaltete den Apparat ab. Er fürchte die Stirn. »Hat sie keinen Namen gesagt?«
    »Nein, aber sie klang sehr ängstlich und nervös.«
    Westlake legte den Rasierapparat zur Seite. Er strich über seine Wangen und hob die Schultern. »Okay, ich werde mir mal anhören, was die junge Lady zu sagen hat.«
    »Ich weiß nicht, ob sie jung ist, aber wer kennt deine Telefonnummer hier im Hotel?«
    »Das ist die Frage.«
    »Ich wüßte schon…«
    Er blieb auf der Schwelle stehen. Da Susan ebenfalls keinen Platz machte, standen sich beide sehr nah gegenüber. Sie lächelte schief, weil er auf eine Antwort wartete.
    »Ich war nicht deine einzige Assistentin, die einen derartigen Horror erlebt hat.«
    Der Illusionator schaute sie aus großen Augen an. »Meinst du, daß es eine von den beiden ist?«
    »Das kann sein.«
    »Werden wir gleich haben.« Im Sturmschritt eilte Hugo Westlake zum Telefon. Er preßte den Hörer ans Ohr und meldete sich.
    Susan, sehr blaß und nervös, strich durch ihr kurzes Haar. Sie zitterte und wußte nicht, weshalb. Möglicherweise hatte sie Angst davor, daß die Zeiten des Schreckens wieder zurückkehrten, die erst so kurz hinter ihr lagen.
    Das wäre schlimm gewesen.
    »Ja, Westlake hier.«
    »Gott sei Dank.«
    »Wer ist denn da?«
    »Ich bin es, May Feldman.«
    »Um Himmels willen, May. Das ist doch…« Er konnte kaum sprechen, hielt die Sprechmuschel zu und drehte sich zu Susan Carter um. Dabei
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