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0730 - Der unheimliche Todesengel

0730 - Der unheimliche Todesengel

Titel: 0730 - Der unheimliche Todesengel
Autoren: Jason Dark
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Überwindung, unter die Decke zu schauen.
    Du spinnst, dachte sie. Du drehst noch durch. Das kann doch nicht wahr sein, daß diese komische Figur, dieser Schatten, den ich erst in dieser Nacht gesehen habe, tatsächlich existiert. Das ist eine verdammte Einbildung, mehr ist das bestimmt nicht.
    Nein, das mußte so sein.
    Sie lachte.
    Es tat gut, diesmal den gegensätzlichen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Das konnte durchaus befreiend wirken, doch bei ihr trat dieser Fall nicht ein.
    Es war nicht befreiend.
    Es störte.
    Es war schlimm, eben weil es nicht aus ihr selbst herauskam. Das war nicht mehr das Gefühl aus dem Bauch heraus zu reagieren, es war zu künstlich, nicht echt.
    Überdreht…
    Sich selbst beruhigen, sich etwas vorzumachen. Das Prinzip jedoch blieb bestehen, daran hatte sich nichts verändert. Sie konnte einfach nicht mehr bleiben, nicht in diesem Raum, der ihr auch jetzt wie eine Todesfalle vorkam.
    Es gab diese Stimme.
    Es gab den Schatten, es gab das Gemälde, und es gab sie.
    Aber es gab noch etwas.
    Das Blut!
    Es war plötzlich da. Ein dicker Tropfen klatschte auf ihr vorgeschobenes rechtes Handgelenk.
    Janina starrte ihn an. Es war ein dicker Fleck, der an den Rändern zerfaserte.
    Die Frau bewegte sich nicht.
    Sie glich selbst einem Bild, hielt den Mund offen, starrte den dunklen Fleck an und war nicht einmal in der Lage, etwas zu denken, geschweige denn, fortzulaufen.
    Es wollte ihr nicht in den Kopf.
    Und doch war es eine Tatsache.
    Auf ihrem Handrücken zeichnete sich dunkel der widerliche Blutfleck ab.
    Er war da, und er mußte auch von irgendwoher gekommen sein, doch Janina konnte sich nicht vorstellen, welchen Weg der Blutfleck genommen hatte.
    Er ›schwappte‹ noch immer hin und her wanderte dabei über ihre Haut und wollte rechts und links an der Hand entlangrinnen, um dann zu Boden zu fallen.
    Janina bewegte die Hand.
    Die erste Bewegung seit geraumer Zeit. Das Eis kroch wieder ihren Rükken entlang.
    Zuerst nur langsam führte sie die Hand von einer Seite zur anderen, dann schneller, und ihr Gesicht zeigte dabei einen Ausdruck des Ekels, als einige Tropfen gegen die Wand und auf den Boden spritzten.
    Ein Rest blieb noch auf der Haut kleben. Sie wollte ihn dort nicht mehr sehen und streifte ihn am Mantel ab. Doch die Tatsache, daß sie von einem dicken Blutstropfen erwischt worden war, blieb bestehen, die konnte sie nicht wegdiskutieren, und sie fragte sich, woher dieser Tropfen gekommen war.
    Von oben!
    Aus der Decke.
    Hervorgequollen aus diesem verfluchten Gemälde, das einen sensiblen Menschen erdrücken konnte.
    Das von einem Künstler geschaffen worden war, dessen Namen sie nicht kannte und nach dem sie sich auch nicht erkundigt hatte.
    Es war einfach da gewesen, es war geblieben und hatte ihre Angst nur noch gesteigert.
    An der betreffenden Stelle war nichts zu sehen. Zudem schwammen die Farben in der Düsternis, denn das graue Licht zeichnete unter ihnen höchstens einen Schatten ab.
    Und die Gestalt war da.
    Groß und wuchtig, ein Mensch und doch keiner. Mehr ein drohendes Gebilde mit menschlichen Umrissen. Jetzt dachte sie sogar an einen blutenden Engel.
    Die Angst ließ Schauer in ihr hochfahren. Bis zur Tür waren es nur wenige Schritte. Aber würde sie der Engel oder das über ihr an der Decke zum Leben erwachte Wesen überhaupt so weit kommen lassen, oder würde es sie vorher umbringen?
    Die Frage war wie ein Brandmal, das eine erneute tiefe Furche in ihre Seele grub. Die Angst blieb auch dann, als Janina auf die Tür zuschritt. Janina bewegte sich auf Zehenspitzen. Sie rechnete zudem damit, von einem weiteren dicken Blutstropfen erwischt zu werden, aber sie hatte Glück und erreichte unversehrt die Tür.
    Sie wußte, was dahinter lag.
    Ein relativ langer Gang mit einigen Türen. Die Zimmer wurden allesamt von dem alten Ehepaar bewohnt, dem diese Etage gehörte.
    Es gab noch mehr in diesem alten Haus aus der Gründerzeit, dessen Wände den Geruch der vergangenen Jahrzehnte ausatmeten.
    Ob ihre Vermieter Bescheid wußten, was in diesem Zimmer vor sich ging? Janina wußte es nicht.
    Solche Deckenbilder gab es auch in den anderen Zimmern, nur waren sie da nicht so intensiv, da glichen sie mehr blassen Aquarellen.
    Noch einmal schaute Janina schräg in die Höhe.
    Nichts hatte sich verändert. Die Decke zeigte nach wie vor den mächtigen Schatten, der alle anderen Motive überlagerte. Janina legte die Hand auf die Klinke. Sie wollte sie nach unten drücken, weil sie sich
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