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073 - Der Gehenkte von Dartmoor

073 - Der Gehenkte von Dartmoor

Titel: 073 - Der Gehenkte von Dartmoor
Autoren: Larry Brent
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Mensch!«
    »Er scheint
sich zu drehen.«
      »Das kann der Abendwind verursachen. Was
meinen Sie, Waters?« Der alte Mann nickte mehrmals mit dem Kopf: »Also, wenn
ich es sagen darf – so hängen Tote. Das ist ein Toter!«
    Der
Superintendent legte für einen Augenblick die Hand über die Augen: »Mein Gott,
was für eine Idee, sich gerade dort das Leben zu nehmen.«
    Der Vikar
setzte das Glas ab, durch das er wieder zum Teufelspick hinübergespäht hatte: »Er
hängt ganz einsam. Es ist sonst nichts zu sehen. Der alte Baum, der Galgen und
der Mann.
    Wir müssen
sofort hinüber!«
    Hastig
stimmte der grauhaarige Pfarrer zu: »Natürlich!«
    Waters
ergriff den Vikar am Arm: »Gehen Sie nicht allein! Ich komme mit. Und nehmen
Sie auch Robertson mit!«
    »Er meint den
Dorfconstabler. Wissen Sie, wo er jetzt steckt?«
    »Um die Zeit
ist er meistens zu Hause.«
    »Gut, laufen
Sie hin, Waters! Er soll sofort ins Pfarrhaus kommen. Wir nehmen meinen Wagen.
Wir können bis zum Fuß des Teufelspick fahren.«
    »Jawohl«,
sagte Waters und hastete die Wendeltreppe hinunter. Die beiden Geistlichen
folgten. Als Vikar Merten die Tür zum Glockenturm hinter sich schloß, hatte er
das unbestimmte Gefühl, daß sie etwas falsch machten. Aber er hatte keine Zeit,
sich darüber klarzuwerden, was es war.
     
    ●
     
    Constabler
Robertson war ein großer, schwerer Mann mit einem dicken, rötlichen
Schnurrbart. Waters fand ihn gerade dabei, als er einen Rapport für seinen
Vorgesetzten schrieb, für Inspektor Hollister in Horne. Man merkte ihm an, daß
ihm die Unterbrechung nur angenehm war.
    »Was, einer
hängt am Teufelspick?« sagte er, griff hastig nach seiner Uniformjacke,
schnallte um, stülpte sich den Helm auf den Kopf und ging mit weiten, aber
gemessenen Schritten, gefolgt von Waters, zum Pfarrhaus, wo der Wagen bereits
wartete: »Zur Stelle, Sir!«
    »Steigen Sie
hinten ein, Robertson. Das ist Superintendent Burns aus Manchester. Waters,
kommen Sie mit nach vorn! Kann’s losgehen?«
    Der junge
Vikar gab so rasch Gas, daß sein kleiner Austin einen Satz nach vorn machte und
die Dorfstraße entlangjagte. An grünbewachsenen kleinen Häusern vorbei.
    Drei Minuten
später hatten sie Fennermoor hinter sich gelassen. Sie fuhren ein Stück auf
einer staubigen Landstraße, die mit langen Windungen zwischen die flachen
Hügelketten des Moores führte. Dann schlugen sie eine schmalere Straße nach
rechts ein. So weit man blicken konnte, dehnte sich das braungrüne Moor, einem
plötzlich erstarrten Meer gleichend. Der Weg wurde noch schmaler. Links und
rechts stiegen Felswände empor. Kurz darauf hielt der Vikar.
    »Hier ist der
bequemste Weg auf den Teufelspick!«
    Die vier
Männer stiegen aus, und wie auf Befehl schauten sie gleichzeitig nach oben.
Aber sie sahen nur Felsen und rasch darüber hinwegziehende Wolken. Robertson
meinte: »Von hier aus ist der Galgen nicht zu sehen.« Dann steuerte er auf
einen steinigen Pfad zu, der zwischen den Steinbrocken hinaufführte. Die
anderen folgten ihm.
    Sie mußten
vorsichtig gehen, denn die Schatten der Felswände wurden immer dunkler. Die
Sonne sank. Der Pfad führte in drei oder vier großen Kehren auf die Kuppe des
Teufelspicks.
    Schließlich
waren sie oben. Robertson, der die Spitze gehalten hatte, blieb stehen und
sagte:
    »Nichts zu
sehen, Sir!«
    Vielleicht
zwanzig Meter von ihnen entfernt ragte das Gerüst schwarz in den Abendhimmel.
    Der Galgen
war leer.
    Sie schwiegen
betreten einige Augenblicke. Dann nahm Robertson seinen Helm ab, kratzte sich
am Hinterkopf und setzte den Helm wieder auf. Er wandte sich an den Vikar:
    »Zweifellos,
Sir, hier hängt keiner! Wie erklären Sie sich das?«
    Der Vikar
zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, Robertson, ich habe keine Erklärung
dafür. Aber wir haben ihn alle drei deutlich gesehen. Sogar durchs Fernglas.«
    »Vielleicht
war es eine optische Täuschung, Sir?«
    Erregt fuhr
Waters den Constabler an: »Sie können sich darauf verlassen – da hat einer drangehangen!«
    »Und wo ist
er? Können Sie mir das sagen?«
    Der
Superintendent mischte sich ein. »Ich muß es leider bestätigen, Mr. Robertson,
daß wir einen Menschen am Galgen haben hängen sehen. Es wäre mir sehr viel
lieber, das können Sie mir glauben, wenn wir uns getäuscht hätten. Nur, wo ist
er hingekommen?«
    Robertson
schien sich zu einem Entschluß durchgerungen zu haben, der zugleich seine Würde
wahrte. Er sagte: »Ich könnte mir denken, daß sich jemand einen
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