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0727 - Mystic, der Maniac

0727 - Mystic, der Maniac

Titel: 0727 - Mystic, der Maniac
Autoren: Jason Dark
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hatte diese verfluchte Hexe ihr wahres Gesicht gezeigt.
    Konnte Shao noch etwas retten? War die Zeit nicht zu kurz? Immer wieder schossen ihr diese Gedanken durch den Kopf und störten die eigentliche Konzentration.
    Aber die Verbindung riß nicht ab. Suko - körperlich außer Gefecht gesetzt - war geistig noch auf der Höhe und gab immer wieder Hinweise, wie sie ihn erreichen konnte.
    Die Verbindung nahm an Stärke an. Ein Zeichen dafür, daß sie die richtige Richtung gewählt hatte.
    Sie öffnete die Augen und schaute aus dem Fenster. Auch hier zeigte sich Paris von seiner grauen Seite. Der Fahrer kannte sich zum Glück gut aus. Er fuhr Strecken, auf denen sich der Verkehr nicht so stark staute. Die meisten Scheinwerfer der Wagen schauten sowieso in Richtung Zentrum.
    »Wie weit noch?« Der Mann hatte im Innenspiegel Shaos Bewegung gesehen.
    »Fahren Sie, bitte.«
    »Oui, Madame…«
    Näher, ich muß näher heran! Immer stärker dachte Shao daran. Innerlich kam sie sich vor wie ein überdrehter Motor. Die geistige Verbindung war sehr intensiv geworden, aber sie hatte keinen Anhaltspunkt, wo sie Suko finden sollte.
    Die Stimme des Fahrers riß sie aus ihren Gedanken. »Wir befinden uns bereits im 20. Arrondissement. Der ist sogar ziemlich berühmt, wenn Sie verstehen.«
    »Nein, ich…«
    »Wegen des Friedhofs Père-Lachaise…«
    Shao zuckte zusammen. Auf einmal hatte sie das Gefühl, von einem Hammerschlag erwischt worden zu sein. Der nachfolgende Gedanke veränderte sich zu einem Bild.
    Ein Friedhof also!
    Gab es einen besseren Platz, um einen Menschen verschwinden zu lassen?
    »Fahren Sie hin!« stieß sie flüsternd hervor. »Bitte, fahren Sie so schnell wie möglich hin.«
    »Mach' ich, Madame, mach' ich. Wollen sie das Grab von Yves Montand besuchen? Ich kann Ihnen sagen, wo er liegt. Ich war selbst dort. Ich habe für ihn geschwärmt…«
    »Ja, ja, schon gut…«
    Der Mann schwieg. Er wußte, daß sein Fahrgast kein Gespräch mehr wollte. Shao hatte ihre Sitzhaltung verändert. Sie schaute jetzt aus den Seitenfenstern, denn sie wollte mehr von dieser Umgebung mitbekommen. Der Friedhof war zwar nicht zu sehen, sie spürte allerdings seine Nähe. Möglicherweise bildete sie sich dies auch nur ein, weil die Gegend noch grauer geworden war, was auch an den Nebelschwaden lag, die sich an manchen Stellen konzentrierten.
    Für Paris war diese Gegend einsam, obwohl Betrieb herrschte. Die Menschen hier sahen entweder aus wie Touristen, oder sie hatten eine dunkle Hautfarbe.
    Der Asphalt glänzte feucht. Der Nebel hatte hier seine Spuren hinterlassen. Es war nicht mehr glatt, da die Temperaturen über den Gefrierpunkt gestiegen waren. Eisinseln waren getaut und bildeten Pfützen.
    »Wir sind da!«
    Shao schaute sich verwirrt um. Obwohl sie ständig aus dem Fenster geschaut hatte, war es ihr nicht gelungen, einen Teil der Umgebung wahrzunehmen.
    Sie kam sich so vor, als hätte man sie einfach auf einer fremden Insel abgesetzt. Mit einer müden Bewegung wischte sie über die Augen, bevor sie sich erkundigte, ob das Fahrgeld gereicht hatte.
    »Ja, Sie bekommen noch etwas zurück.«
    »Danke, lassen Sie es.« Hastig stieg sie aus und achtete nicht darauf, was der Mann hinter ihr herrief. Sie hatte nur Augen für das Eingangstor des Friedhofs, das offenstand. Die Chinesin war nicht direkt enttäuscht, sie hatte allerdings mit einem größeren und breiteren Eingang gerechnet.
    Mochte der Friedhof noch so interessant und spektakulär sein, auch für ihn gab es ruhigere Zeiten, und die waren jetzt eingetreten. Auf dem nahen Parkplatz stand nicht ein Touristenbus. Dafür sah sie noch einen wegfahren.
    Sie ging in den Dunst.
    Es war alles passend. Die Kühle, der leichte Nebel, die schmalen Wege, die Gräber der mehr oder minder prominenten Toten, die von Dunst wie von seichten Armen umfangen wurden.
    Ein Hauch von Vergessen, von Tod und Jenseits schwebte unsichtbar über dem Gelände.
    Hier lagen sie alle, von den großen Dichtern der Renaissance über Edith Piaf bis hin zu Jim Morrison, einem Rockgiganten. Und sie alle lagen in Gräbern, die diesen Namen nicht mehr verdienten, sondern schon zu Monumenten geworden waren, die sich auf einem Gelände verteilten, das mehr ein Ausstellungspark war.
    Kreuze, Grabsteine, Figuren. Dazwischen Blumen, mal frisch, mal verwelkt und traurig. Hier und da ein Licht, das in einer farbigen Schale leuchtete und wie ein verlorener Stern am weiten Firmament wirkte.
    Schwermütig und
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