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0722 - Eiswind der Zeit

0722 - Eiswind der Zeit

Titel: 0722 - Eiswind der Zeit
Autoren: M.H. Rückert
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ihm ebenso gefährlich werden konnte wie dem eben Gestorbenen.
    Ich muss aufpassen, sonst werde ich bei lebendigem Leib zum Skelett, schärfte er sich selbst ein. Bei seinem Opfer hatte er keinen Gedanken auf dessen Sicherheit verschwendet. Wozu auch? Da muss immer mindestens ein bis zwei Meter Sicherheitsabstand zwischen uns sein. Am besten wäre es, wenn ich ihn in die Luft über meinen Kopf steigen lasse.
    Im halbmateriellen Zustand konnte das Unheimliche die Tür durchdringen, das feste Holz war kein Hindernis. Dennoch wollte der Magier nicht, dass der Windball durch die Tür schwebte. Die innere Struktur würde erheblich beschädigt werden. Und das wollte er zumindest hier vermeiden.
    In respektvollem Sicherheitsabstand bewegte er sich um die Windkugel herum und öffnete die Tür. Es dauerte zwei Sekunden, bis sich das Unheimliche auf seinen Gedankenbefehl hin in Bewegung setzte und in den Korridor schwebte.
    Mochte es daran liegen, dass der Meister unkonzentriert war oder noch etwas Übung im dirigieren des Windballs benötigte, seine Schöpfung streifte eine Ecke des Tisches.
    Der Magier hielt an und ging zurück zum Tisch, um sich das genauer anzusehen.
    Seine Augen wurden groß, als er das Ergebnis der leichten Berührung sah. An der gestreiften Ecke wurde das Holz heller. Der Magier nahm eine Peitsche vom Nebenstuhl - er liebte Folterinstrumente, besonders, wenn er sie gegen Wehrlose einsetzen und deren Gewinsel und Schmerzensschreie hören konnte -und schlug damit auf die Tischecke ein.
    Das stabile Holz zerbröselte unter dem Schlag. Mehr noch, an genau der Stelle, an der die Peitsche den Tisch berührt hatte, wurde sie ebenfalls hell.
    Er nahm die Peitschen schnür in die Hände und zerrte leicht daran. Er hätte sie auch mit noch so viel Kraft in keinem Fall beschädigen können. Aber an der verfärbten Stelle riss sie so leicht auseinander, als ob er ein Weißbrot zerteilen würde.
    Der Magier hob die Augenbrauen, und ein leiser Pfiff entwich seinen Lippen, als er die Peitschenüberreste auf den Tisch warf, wobei die Kerze durch den Luftzug fast verloschen wäre.
    »Du bist gefährlicher, als ich gedacht und geplant hatte«, flüsterte er. Dabei lag wieder das diabolische Lächeln auf seinem Gesicht.
    Er bewegte sich langsam voran. Das Unheimliche folgte ihm im immer gleichen Abstand.
    Er ging eine Treppe hinunter, durch eine Halle, durch eine weitere Tür - wieder musste er an einer Tür anhalten. Er blickte aus den Augenwinkeln auf das Unheimliche.
    Alles in Ordnung, der Wind gehorcht mir zuverlässig, dachte er erleichtert. Er traute seiner eigenen Schöpfung nicht - er traute niemandem, außer sich selbst. Da er ohne eine Ausnahme alle anderen wie den letzten Dreck behandelte, hatte er auch allen Grund dazu.
    Weiter gehts!
    Steintreppen führten hinab in einen kühlen Berg, durch verstaubte Korridore, die weit unter der Erdoberfläche lagen.
    Dort begann der schwierigste Teil des Zaubers.
    ***
    »Alle sind gegen mich! Ausnahmslos!«, stöhnte das kleine, grüne fette Monstrum. »Die ganze Welt ist schlecht! Und ausgerechnet ich bin der einzige Gute… Ich allein…«
    Mit seinen großen Telleraugen blickte es Nicole Duval um Gnade heischend an. Die verzog keine Miene, während die beiden Männer im Hintergrund immer noch versuchten, das Feuer zu löschen. Dafür war ihr die Sache zu ernst. Ihr Blick war so eisig, dass der Jungdrache den Kopf einzog. Er wusste selbstverständlich, dass er einen Fehler gemacht hatte. Und wie immer versuchte er auch diesmal den Zerknirschten zu spielen, um ›Mademoiselle Nicole‹ zu besänftigen.
    »Nein, Mister MacFool!«, sagte sie mit heiserer Stimme voll unterdrückter Wut. »Gerade das bist du nichtl«
    Fooly hielt die Luft an. Wenn er MacFool genannt wurde und dazu noch Mister - dann war allerhöchste Vorsicht geboten.
    »Aber Mademoiselle Nicole…«, versuchte Fooly, der soeben einmal mehr von Nicole »Kleines, grünes fettes Monstrum« geschimpft wurde, einen erneuten Anlauf.
    »Stopp, das bringt doch nichts«, wurden sie von Zamorra unterbrochen.
    »Wie, Chef«, ereiferte sich Nicole, »das Bild brennt, der Teppich ist bestimmt schon ruiniert…«
    »Ist er nicht«, wurde sie von Zamorra unterbrochen.
    »Aber es liegt auf dem Teppich und brennt!«, stellte sie fest.
    »Das schon, es brennt und brennt doch wieder nicht!«, erklärte Ran Munro fassungslos. »Man hört kein Knistern, es ist auch nichts verkohlt worden… Und es wird auch nicht heiß! Es ist
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