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0721 - Attacke der Höllenfürstin

0721 - Attacke der Höllenfürstin

Titel: 0721 - Attacke der Höllenfürstin
Autoren: W.K. Giesa
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schrien.
    »Baal, du Monstrum aus der Vergangenheit - warum bist du nicht tot? Tot? TOT?«
    Die Unsicherheit in ihr, von Baal geweckt, wuchs.
    Wem konnte sie noch vertrauen?
    Rico Calderone hätte sie um ein Haar nicht erkannt, als sie das Restaurant in Lyon, Frankreich, betrat. Bei den letzten Begegnungen hatte sie sich ihm immer nur in ihrer Höllengestalt gezeigt, als nackte, geflügelte und gehörnte Teufelin. Jetzt zeigte sie sich in einem engen und tief ausgeschnittenen Abendkleid und mit einer modischen Kurzhaarfrisur. Von einer normalen Menschenfrau war sie nicht zu unterscheiden.
    Calderone, im Begriff, sich mit der Zeit in einen Dämon zu verwandeln, besaß logischerweise auch sein menschliches Äußeres. Allerdings passte er mit seinem Outfit nicht so recht in diese Umgebung. Stiefel, Jeans, Lederjacke und darunter, deutlich erkennbar, eine großkalibrige Pistole ins Schulterholster. Und neben ihm auf dem Tisch lagen Handschuhe, die die Fingerspitzen freiließen. Draußen vor dem noblen Restaurant, in welchem der große Bocuse höchstpersönlich den Kochlöffel schwang, parkte sein gemieteter Ferrari F 40.
    Calderone spielte Kavalier und rückte der Dämonenfürstin den Stuhl zurück. Dabei zeigte er ihr kurz ein spöttisches Lächeln, das ihr klar die Grenzen zwischen ihnen aufzeigen sollte.
    Er hatte Stygia einiges zu verdanken, vor allem seine Freiheit. Aber seit er wusste, dass sein Prozess der Verwandlung in einen Dämon unumkehrbar war, verlor er auch den letzten Rest von Respekt vor ihr und sah in ihr eher eine lästige Konkurrentin und eine Sklavenhalterin, deren Macht er sich zu entziehen gedachte.
    Dass sie jetzt zu ihm kam, statt ihn zu sich in die Schwefelklüfte zu holen, verwunderte ihn. Sie war ihm nie in irgendeiner Form entgegengekommen. Diese Art der Begegnung war mehr als ungewöhnlich.
    Dass er hier war, war für sie natürlich kein Geheimnis. Sie wusste fast immer über jeden seiner Schritte Bescheid.
    Das war etwas, das sich ändern musste.
    »Was willst du?«, fragte er.
    »Ich will Seneca.«
    Calderone lehnte sich zurück und lachte leise. »Diesen Auftrag hast du mir schon einmal gegeben. Ich soll ihn dir zum Fraß vorwerfen, damit du ihn über die Spiegelwelt ausfragen kannst. Verdammt, Stygia, ich arbeite daran, aber ich kann nichts Unmögliches vollbringen.«
    »Vergiss nie, dass ich es war, die dir deine Freiheit zurückgab.«
    »Das ist lange her.« Und vergiss nicht, dass diese Freiheit dafür sorgte, dass ich kein Mensch mehr bleibe, sondern ein Dämon werde. Im Gefängnis wäre es nie dazu gekommen, dass Lucifuge Rofocale mir Dämonenschatten anhexte… Du hast also die Grundlage dafür geschaffen, dass ich etwas werde, was ich nie sein wollte.
    Dass beide Ereignisse in keinem unmittelbaren Zusammenhang standen, war ihm zwar klar, aber er ignorierte es. Sicher wollte er nicht in einer Gefängniszelle versauern, aber was geschah, nachdem Stygia ihn in die Freiheit entführte, um ihn zu ihrem Werkzeug zu machen, gefiel ihm auch nicht.
    Vor allem gefiel ihm nicht, dass er auf die Dynamik der Entwicklung nur wenig Einfluss hatte. Er war mit allem, was er tat, zum Spielball anderer Mächte geworden.
    Er akzeptierte seine Verwandlung inzwischen, und er war entschlossen, die Macht, die in ihm entstand, zu benutzen, um endlich unabhängig zu werden, um wieder selbst über sich und über sein Schicksal bestimmen zu können.
    »Du bist doch nicht nur deshalb hierher gekommen, um deine Bitte erneut vorzutragen«, sagte er.
    Sie funkelte ihn zornig an. »Du verwechselst da etwas, Menschlein«, zischte sie. »Ich bitte nicht, sondern ich befehle.«
    »Ja, ja, schon gut«, grinste er. »Tu das ruhig weiter.«
    »Und ich will Seneca. Sofort. Ich muss ihn haben.«
    »Was macht es so dringend?« wollte er wissen.
    »Es gibt bestimmte Entwicklungen…«, begann sie ausweichend.
    Er hob die Hand und schaffte es tatsächlich, die mächtige Höllenfürstin zu unterbrechen. »Du brauchst seine Hilfe«, riet er. »Du brauchst sein Wissen um die Spiegelwelt, um dorthin flüchten zu können!«
    »Was fällt dir ein?«, zischte sie. »Wie kannst du…«
    »Es stimmt also«, unterbrach er sie erneut.
    »Für deine Respektlosigkeit werde ich dich zur Rechenschaft ziehen.«
    »Sicher. Wenn du mich nicht mehr brauchst, Schönste. Aber wie es aussieht, brauchst du mich ständig. Sonst hättest du längst versucht, mich zu vernichten. Ich kenne dich doch, meine Hübsche. Ich kenne dich inzwischen verdammt
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