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072 - Auf Leben und Tod

072 - Auf Leben und Tod

Titel: 072 - Auf Leben und Tod
Autoren: Michael J. Parrish
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Blut spritzte hervor, während der Mann in Atorrns Armen zusammensackte, und besudelte die Fischer, die an den Ruderbänken saßen.
    Die Männer schrien entsetzt auf und ließen ihre Ruder los. Das Boot schlingerte auf den Wellen.
    Atorrn stieß den Körper des Kapitäns von sich, der seinen Leuten leblos entgegen stürzte. Und noch während die Fischer zu begreifen versuchten, was geschehen war, wandte sich der Ostmann um und sprang von Bord, tauchte in die eisigen Fluten der See, um die letzte Distanz schwimmend zurückzulegen.
    Das war die Lösung: Bis sich die Fischer von ihrem Schrecken erholt haben würden, hatte er sich bereits weit genug abgesetzt. Dass sie ihn verfolgen würden, glaubte er nicht. Dazu war ihre Furcht vor der verfluchten Küste zu groß.
    Während er mit ausgreifenden Schwimmzügen durch die Wellen pflügte, dem nahen Ufer entgegen, hörte Atorrn hinter sich das aufgeregte Geschrei der Fischer. Flüche erklangen und Verwünschungen wurden gebrüllt -Atorrn lachte nur darüber.
    Als er jedoch plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem rechten Bein fühlte, erstarb sein Lachen. Instinktiv zuckte seine Hand hinab zum Bein, um festzustellen, was ihm den Schmerz verursachte.
    Entsetzt ertastete seine Rechte den kurzen hölzernen Stab, der in seiner Wade steckte - die Fischer hatten eine Harpune nach ihm geschleudert!
    Atorrn packte die Waffe, um sie aus der Wunde zu reißen, doch die Widerhaken, die an der Spitze befestigt waren, hinderten ihn daran. Der Schmerz wurde so heftig, dass der Ostmann am liebsten laut geschrien hätte - doch dazu hatte er keine Zeit.
    Denn plötzlich merkte er, wie ihn etwas mit unwiderstehlicher Gewalt nach hinten zog. Ein neuer Schrecken durchzuckte ihn: Am Ende der Harpune war ein Tau befestigt!
    Johlend standen die Fischer in ihrem Boot, während sie das Seil einholten.
    Sie schienen den Tod ihres Kapitäns um jeden Preis rächen zu wollen. Offenbar hatte Atorrn sie unterschätzt.
    Wäre der Schmerz in seinem Bein nicht so heftig gewesen und hätte er nicht um sein Leben bangen müssen, hätte der Ostmann sie vielleicht sogar dafür bewundert. So jedoch blieb ihm nichts, als um sein Überleben zu kämpfen.
    Rasch tauchte er unter und zückte das Messer.
    Es war alles andere als einfach, sich gegen die Strömung zu stemmen und sich trotz der Verwundung so zu drehen, dass die Klinge das Seil erreichte - doch mit einem Schnitt gelang es Atorrn, das Seil zu kappen.
    Er war frei!
    Die Fischer, die wie von Sinnen an dem Seil gezerrt hatten, um es einzuholen, kippten zurück und verschwanden hinter der Bugwand ihres Bootes, als der Gegenzug plötzlich verschwand.
    Trotz der Schmerzen lachte Atorrn spöttisch auf. Dann tauchte er unter und schwamm dem Ufer entgegen, samt der Harpune, die noch immer in seinem Bein steckte.
    Als er wieder auftauchte und zurückblickte, sah er, dass sein Plan aufgegangen war. Die Fischer hatten nicht die Verfolgung aufgenommen, sondern sich zur Flucht gewandt. Für einen kurzen Moment hatte der Zorn über den Tod ihres Kapitäns sie ihre Furcht vergessen lassen - doch nun hatte ihr Aberglaube und ihre Angst vor diesem Landstrich sie wieder fest in der Hand.
    So schnell sie konnten, ruderten sie vom Ufer weg und überließen den mongolischen Krieger, der sich mit letzter Kraft an die Küste rettete, seinem Schicksal.
    Verletzt schleppte er sich an Land, die Harpune noch immer in seiner Wade. Der Schmerz war höllisch, aber er hatte überlebt, hatte es geschafft das Festland zu erreichen. Obwohl noch ein weiter Weg vor ihm lag, war Atorrn zuversichtlich.
    Schon bald würde der Meister der Erde erfahren, was sich in Meeraka zugetragen hatte…
    ***
    November 2518.
    Das weite Tal, das sich vor ihnen erstreckte und vom breiten Band eines Flusses durchzogen wurde, bot einen eindrucksvollen Anblick.
    Ein wenig zu eindrucksvoll in Kublai Koruuns Augen. Denn was der oberste Anführer der Mogoolen vor sich sah, machte ihm Sorgen.
    Im Tal breitete sich ein großes Kriegslager aus, mit befestigten Wällen und Mauern aus Palisaden, innerhalb derer Zelte und gedrungene Hütten errichtet worden waren. Jenseits des Lagers bis hin zum Fluss ragten Berge von Unrat auf - Überreste aus der Zeit vor dem Großen Eis, die längst in Vergessenheit geraten war. Dazwischen bewegten sich hünenhafte Männer, die auf diese Entfernung wie normale Menschen aussahen.
    Kublai Koruun wusste, dass dies nur zum Teil der Wahrheit entsprach.
    Der Anführer der
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